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Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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verschwand wieder.
    Nach genau dieser Zeit erschien er wieder und führte sie zu einem neben dem Tempel liegenden Gebäude in die Kantine, wies ihnen einen Platz zu und verschwand erneut. Cara kam aus dem Staunen nicht heraus. Swami hatte doch gesagt, es sei alles genau so wie in Berlin, aber hier schienen Zucht und Ordnung zu herrschen.
    „Das ist ja wirklich wie in einer Kaserne“, murmelte Nora zu sich selbst. Überschlagsmäßig zählte sie mindestens fünfzig bis sechzig Leute in dem Raum. Kinder, Frauen und Männer, die allesamt stumm an ihren Tischen saßen und warteten, bis ihnen die vier Frauen von ihren Servicewagen irgendetwas, für Cara Undefinierbares, zu essen reichten.
    Die anschließende Messe, so hatte Swami recht, verlief gleich der in Berlin, nur hatte diese nicht schon nach dem Frühstück stattgefunden, sondern immer erst abends.
     
    Den ganzen Tag bekam Cara ihre Eltern nicht mehr zu Gesicht. Mit den anderen Kindern und Jugendlichen saß sie in einem kahlen Raum auf dem Boden und musste ihre spirituellen Gedanken Satans betreffend aufschreiben. Lange Zeit saß sie vor ihrem leeren Blatt, bis sie schließlich das aufschrieb, was sie allgemein von Satan wusste. Anschließend stand eine Stunde strenges Meditieren an. Cara fühlte sich kraftlos, ausgelaugt und müde. Das wagte sie, auch der Aufsichtsperson in Gestalt eines freundlich dreinblickenden älteren Jungen zu sagen. Dieser erklärte ihr, im Meditieren würde sie all ihre Kraft im Denken und Sein zurückgewinnen und verband ihr, wie allen anderen, die Augen. Für die Ohren drückte er ihr Stöpsel in die Hand. Cara pfriemelte sie in ihre Ohrmuscheln, was sogleich ein störendes Rauschen verursachte. Selbst den Kleinsten unter ihnen wurde diese Marter nicht erspart, weinten sie, wurden sie geschlagen, und mit der Stirn so lange auf den Boden gedrückt, bis sie still waren.
    Schreiben, meditieren, Belehrungen füllten den Tag. Nahrung gab es erst abends wieder etwas. Nora und Simeon saßen schon am Tisch, als sich Cara mit brennenden Augen und dem Weinen nahe zu ihnen setzte. Sie wollte sogleich zu erzählen anfangen, als Nora ihr die Hand auf den Mund legte. Cara hatte ganz vergessen, dass beim Essen nicht geredet werden durfte.
    Zurück in ihrem Zimmer, entlud sich Nora.
    „Ich will hier weg! Ich will zurück! Egal, was dort passiert. Und wenn ich in den Knast gehe, das kann nicht so entsetzlich sein wie das hier!“
    „ Halt die Klappe!“, herrschte Simeon sie an. Cara weinte still vor sich hin.
    „ Wir werden nicht ewig hier bleiben“, erklärte Simeon und hielt Nora das kleine Päckchen hin. Cara sah stumm zu, wie ihre Mutter schnüffelte. Simeon sah Cara an, und sie hatte für einen Moment den Eindruck, als wolle er ihr auch etwas anbieten, doch schien er sich zu besinnen.
    Ohne Anklopfen öffnete sich die Tür. Der Mann von heute Morgen trat ein, seinen Blick stur auf Cara gerichtet. Mit einer Kopfbewegung deutete er ihr an, ihm zu folgen. Cara sah ihre Mutter fragend und ängstlich an. Noras ergriff ihre Hand.
    „Wo soll sie hin?“ fragte Simeon mit drohendem Unterton. Ihm war seine Wut über die gesamte Situation anzumerken. Der Mann antwortete nicht, packte Cara im Genick und führte sie aus dem Zimmer. Simeon tobte. Er fühlte sich um seine Erwartungen betrogen und ignoriert, etwas, das für ihn nur schwer auszuhalten war. Vor Zorn trat er einige Male mit dem Fuß gegen die Wand, schlug seine rechte geballte Faust klatschend in die flache linke.
    „ Ich schwöre dir, Nora, ich werde den Laden hier aufmischen und unsere Sitten wieder einführen. Ich brauche nur ein wenig Zeit.“
    Nora nickte, kicherte in sich hinein, verzog ihr Gesicht zu einer glücklichen Fratze, denn ihre Welt wurde allmählich wieder bunt und leicht.
    Draußen hieß der Mann Cara an, in einen der kleinen Jeeps zu steigen, die überall auf dem Gelände Kurierdienste leisteten und von Jugendlichen, Mädchen wie Jungen, gefahren wurden.
    Der Jeep hielt neben dem Tempel. Cara dachte einen Augenblick, sie würde dort hineingeführt, aber der Mann packte sie wieder im Genick und ging mit ihr an den seitlich des Tempel gelegenen Bungalows. Nach einem dreimaligen Klopfen kurz hintereinander wurde die Tür von innen geöffnet. Eine Frau nahm Cara in Empfang. Am Ende des schmalen langen Flures gelangten sie in ein einfach ausgerichtetes Badezimmer. Cara wurde einer intensiven Säuberung unterzogen, mit schmeichelndem Öl eingerieben, angekleidet mit dem langen,

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