Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)
ihren Mann an, „wir sollten nach Hause fahren.“
Anke wandte sich sofort an Hauff.
„Sobald die Babysache freigegeben ist, sagen Sie mir bitte sofort Bescheid.“
Hauff nickte.
„Bitte vorher keine Zeile schreiben.“
„ Versprochen, aber halten Sie mich bitte, wenn es nicht anders geht, auch über Birgit, auf dem Laufenden.“
Wolf eilte zu seinem Auto. Ihm war kalt. Er öffnete die Tür und sah auf die beiden pitschnassen schwarzen Ledersitze. Anke zog auf der anderen Seite die Wagentür auf, ließ sich auf den Sitz fallen, schrie auf und sprang wieder aus dem Wagen. Mit beiden Händen beklopfte sie ihr feuchtes Hinterteil. Wolf musste nun doch grinsen.
„ Warum hast du die Sitzheizungen nicht angemacht“, fauchte Anke. „Und überhaupt, wie haben Leon und Cara in deinem Porsche Platz gefunden?“
Wolf sah sie über das Autodach an.
„Er hatte sie auf dem Schoß, deswegen ist dein Sitz doppelt nass geworden.“
Er öffnete den Kofferraum und entnahm die beiden Isoliermatten, die er zum Zudecken möglicher Unfallopfer hier deponiert hatte.
„Hier, bis nach Hause wird es reichen.“
Schweigend breiteten sie die Matten über den Sitzen aus.
„Ach, Anke, und noch etwas, dass du ...“
„ Ich weiß schon“, vernahm er ihre gereizte Stimme.
18
Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Heilmittel: Hoffnung und Geduld
Pythagoras (um 570-497/496 v. Chr.)
Anke lief vor dem Himmelbett hin und her. In der Hand gepresst die dritte der drei Kladden, als wäre sie ihr angewachsen.
„ Und du bist wirklich sicher, dass es sich bei der jungen Frau um diese“, Anke hob die Kladde beschwörend in die Luft, „um diese Person hier drin handelt?“
„ Leon Kortes war der anonyme Absender, das ist sicher, das hat er zugegeben. Also handelt es sich bei seiner Freundin um genau diese Cara.“
Anke hielt ihm ihr Glas hin.
„Komm schenk mir noch was ein. Ich bin so kribbelig, dass ich es kaum aushalte. Himmel noch mal, in der Sache liegt ein ungeheures Potenzial. Wenn die beiden sich outen und reden würden, das wäre viel lebensnaher als meine Artikel.“
„ Brems dich, bitte, du könntest sie in unglaubliche Schwierigkeiten bringen. Er hat es nicht umsonst anonym geschickt. Die wissen beide um die Gefahr, in der sie sich befinden. Du könntest ihr Leben riskieren und unseres dazu.“
„ Ich bin Journalistin!“
„ Ja, ja“, reagierte Wolf aufgebracht. „Und könntest manchmal damit des Teufels Werkzeug sein.“
„ Jetzt sei nicht so theatralisch, ich bitte dich. Wollen wir nur hoffen, dass die Kleine bei dir auftaucht. Ich hefte mich jedenfalls an ihre Fersen.“
Wolf wandte sich ab. Er fuhr sich durch die Haare.
„Ich sehe das Unheil kommen. Dein Beruf in allen Ehren, aber in Augenblicken wie diesen hasse ich ihn.“
„ Du kannst mich nicht aufhalten. Ich hindere dich auch nicht an deinem Job.“
Wolf lachte auf. „Das ist ja wohl ein Witz, du profitierst wohl eher davon.“
„Streiten wir jetzt?“
„ Ja, verdammt noch mal! Wer weiß, wo du, ich meine, wo wir da hineinschlittern, wenn du weiter machst. Du weißt doch, was die mit Abtrünnigen anstellen. Die werden bestimmt schon gesucht.
„ Aus Indien? Die kommen doch nicht extra aus Indien angereist, nur weil zwei Leute abgehauen sind. Wären die hier in Deutschland ansässig, sähe das womöglich anders aus, aber so? Das glaube ich nicht.“
„ Alles ist möglich.“
„ Wenn sie deine Patientin wird und du auf dem Laufenden bist, könnten wir eventuell eingreifen und sie beide schützen.“
Wolf rang mit den Armen.
„Mensch Anke, hör auf. Mir tun die Zähne weh, wenn du so einen Schwachsinn redest. Für was oder wen hältst du dich eigentlich? Diese Satansbrüder schrecken vor nichts zurück, nicht einmal vor Mord.“
„ Feigling! Wir wissen jetzt um diese Sache, und wir haben eine Verantwortung. Jedenfalls ich, und wenn du kneifst, bitte, dann mache ich eben alleine weiter.“
Sie schwiegen minutenlang. Anke setzte sich aufs Bett und nippte an ihrem Glas. Ihr Blick fiel auf die Kladde.
„Komm, lass uns ins Bett gehen. Ich bin jetzt erst recht neugierig, ich lese noch was vor.“
Cara passte sich ergeben dem neuen Leben in Indien an. In den meisten Nächten dieser ohnehin schweren Zeit verlangte der Guru nach ihr. Allmählich aber schien seine Begierde abzuklingen. Eines Morgens erwachte sie in elendig schlechter Verfassung, im Magen ein flaues Gefühl. Sie wälzte sich von ihrer Matratze und
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