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Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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rockartigen Wickelgewand der indischen Frauen, dem Sari, und zum Guru geführt. Sein Name kannte niemand. Er ließ sich nur mit Guru betiteln, war um die vierzig Jahre alt, kahl geschoren, trug dafür aber einen langen grau melierten Bart, der ihn fast wie einen indischen Propheten aussehen ließ. Sein großer schlanker Körper war in ein schwarzes Gewand gehüllt, unter dem seine nackten Füße hervor lugten. Cara ahnte, was ihr bevorstand. Sie wagte nicht, den Mann anzusehen. Er umkreiste sie mit lautlosen Schritten, wickelte beton langsam den Sari von ihrem Körper und betrachtete sie lang anhaltend. Caras Herz schlug bis zum Hals.
    „Du bist gut gebaut und äußerst hübsch.“
    Er streifte sanft über ihre zart hervorwölbenden Brüste. Tätschelte mit der flachen Hand ihren Po. Ließ seinen Finger durch ihre Analfalte gleiten, was in Cara ein Schaudern hervor rief. Als er ihr anschließend die Schamhaare kraulte, glaubte sie, ohnmächtig zu werden. Seine Worten, die er daneben an sie richtete, erreichten sie wie von einer fernen Wolke.
    „Satan wird mit mir seine Freude an deinem Körper haben. Er liebt knusprige junge Mädchen, durch mich wirst du dich mit ihm vereinen.“
    Die Schwingungen in seiner verhüllten Stimme erinnerten Cara an ihre frühe Kindheit, an den dunklen Keller, an den Maskenmann. Sie begann zu zittern wie Espenlaub. Zum ersten Mal spürte sie unmittelbar durch ein Geschehnis die finsteren Schatten dieser Zeit auf ihrer Seele. Sie wagte nicht den Gedanken zu Ende zu denken, ob hier der Maskenmann vor ihr stand, dem sie im Namen und für Satan ewigen Gehorsam schwören musste.
    „Viele Jahre wird er an dir Freude haben, denn die volle Blüte deines Körpers steht noch bevor“, hauchte ihr der Guru ins Ohr. Er stellte sich vor sie hin, nahm sie bei den Schultern und sagte mit scheinbar milder Stimme.
    „ Du brauchst keine Angst zu haben, es wird dir gefallen, alles, was wir tun, wird dir gefallen. Ich werde gut zu dir sein.“
    Er ließ sie los und kniff ihr sanft in die Brustwarze. Beim Klang des Wortes gut, die Art, wie er es sagte, wusste Cara, dass sie tatsächlich den Maskenmann vor sich hatte.
    „ Wie ist dein Name, mein Kind?“
    „ Carola!“
    Der Name schwappte aus ihrem Mund. Gebrochen war ihr innerer Schutzdamm. Was sie erst als Ahnung beschlichen hatte, verdichtete sich zur furchtbaren grauenhaften Gewissheit. Eine gewaltige emotionale Sturmflut raste in die winzigste Faser ihres Herzens. Ihr Zittern wechselte in eine schlagartige Lähmung. Wie paralysiert starrte sie in das Gesicht des Mannes, welches ihr damals stets verborgen geblieben war. Der Guru lächelte selbstgefällig.
     
    Anke stöhnte auf. Viele Gedanken jagten ihr durch den Kopf. Berlin. Was war aus dem Haus geworden? Was aus dem Gartengrundstück? Wo waren die Leichen geblieben? Wenn das  Niedergeschriebene der Wahrheit entsprach, musste es Leichen geben, irgendwo verbuddelt oder verbrannt oder sonst was. Die Polizei war nie fündig gefunden. Ankes Spürsinn war geweckt. Am liebsten würde sie gleich morgen nach Berlin fliegen. Auch, wenn Wolf ihr sicherlich mit der Auflösung ihrer Ehe drohte. Sie durchblätterte die letzte der drei Kladden bis zur letzten Seite. Es lagen noch einige vor ihr. An manchen Stellen war die Schrift wieder kaum zu entziffern.
     

17
    Widerwärtigkeiten sind die Pillen,
    die man schlucken muss, nicht kauen
    (Georg Christoph Lichtenberg)
     
    Wolf saß in seiner Praxis am PC und tippte Gutachten für die Krankenkasse, um Therapieverlängerungen und Therapiegenehmigungen für neue Patienten durchzusetzen. Seine Finger wollten nicht mehr so richtig, schlugen ständig die falschen Tasten an. Wenn er sich konzentrierte, konnte er diesen einen Bericht noch schaffen, bevor er mit dem Kochen beginnen musste. Die baldigen Gäste, das Ehepaar Hauff, Birgit und Dietrich, lagen ihm schwer im Magen. Er verspürte keine Lust, aber Anke zuliebe war er bereit, einen wahrscheinlich langweiligen Abend mit überwiegend journalistischen Fachgesprächen hinzunehmen und sich dafür auch noch längere Zeit in die Küche zu stellen.
    Dietrich Hauff kannte er nicht, aber wenn seine Frau vom gleichen Kaliber war wie Anke, und Wolf nahm das an, hatten sie wahrscheinlich beide als Männer schlechte Karten, den Abend nach ihren Vorstellungen zu gestalten.
    Von draußen klang schräger karnevalistischer Gesang zu ihm herein. Er stand auf und sah aus dem Fenster. Mehrere kostümierte Gestalten mit Bierflaschen

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