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Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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drin?“
    „ Ach, jetzt hör auf. Ich suche keine Leichen, sondern höchsten Teile davon.“
    Der Aussage folgte ein Fluchen. Anke lecke sich zwei Finger, die heftig bluteten, und überließ Holger den Rest der Arbeit. Wie gebannt starrte sie auf das, was er hervor bringen würde. Hoffentlich war das nicht auch mit Ketten verrammelt.
    „Juchhu“, rief sie, als Holger endlich die Tür freigelegt hatte. Keine Ketten, nur eine verrostete Türklinke. Sie vergaß ihre blutenden Finger, schnellte vor und griff nach der Klinke. Die Tür ließ sich tatsächlich öffnen. Sie spähten hinein. Durch das kleine seitliche Fenster, ebenfalls von Sträuchern bedeckt, fiel schwaches Licht. Dennoch erkannten sie die Geräte. Anke machte als erste den Schritt auf den Häcksler zu. Daneben fanden sich ein Rasenmäher und allerlei Gartengeräte.
    „ Jetzt sieh dir diesen Häcksler an. So was braucht man sonst nur für gewerbliche Zwecke.“
    „ Das ist ein Benziner, erklärte Holger fachkundig, “6 PS, weißt du, dass der fast Tausend Euro kostet.“
    Sie zogen das Gerät ins Freie. Holger inspizierte das Innere.
    „Ein Bonzenhäcksler, da gehen bis zu vier Zentimeter dicke Stämme durch.“
    „ Und Körperteile.“
    Holger schien zu begreifen und sah sie entgeistert an.
    „Außerdem schnitzelt er gut, du meinst wirklich ...“
    „ Wie heißt es: Die Wahrheit ist oft zu einfach, um glauben zu finden`.“
    Anke fischte die zusammengeknüllten Plastiktüten aus ihrer Hosentasche, entwickelte sie und hielt Holger eine entgegen.
    „Versuche, mit irgendetwas aus dem Inneren dieses Ungetüms“, sie zeigte auf den Häcksler, „etwas abzukratzen und wickle es hier ein. Ich suche in der Zwischenzeit woanders was.“
     
    Die Erde fühlte sich leicht und locker an, mit viel Humus und Rindenmulch aufbereitet. Mit beiden Händen fuhr sie entlang des Grundstücks an verschiedenen Stellen durch die Rabatten, bis ihre Plastiktüte gefüllt war. Sie packte Holgers bescheidenen Fund dazu und verknotete die Tüte sorgfältig. Zum Abschluss schossen Holger und Anke noch ein paar Fotos von dem Grundstück, dem Häcksler, dem Schäferwagen, anschließend versetzten sie alles wieder in seinen ursprünglichen Zustand, hievten sich über das Gartentor und stiegen zufrieden ins Auto.

24
    Meistens werden wir von Kräften zerstrampelt,
    die wir selbst erschaffen.
    (Shakespeare)
     
    Wolf war nicht am Flughafen, um sie abzuholen, obwohl sie ihm ihre Ankunft per SMS mitgeteilt hatte. Enttäuscht fuhr sie direkt in ihr Appartement, durchquerte einige Male unschlüssig die wenigen Quadratmeter und kämpfte mit dem Wunsch, ihn anzurufen. Aber ihr Stolz siegte in dem Moment, als ihr eine vergessene Sache wieder in den Sinn kam. Heute Abend fand im Clubhaus am Schießstand Bad Neuenahr die Geburtstagsfeier von Peter Bender statt, einem Freund, der ihr schon bei vielen anderen Fällen durch seinen Beruf als Rechtspfleger geholfen hatte. Außerdem war sie schon längere Zeit nicht mehr am Schießstand gewesen. Vielleicht konnte sie ja als Ventil gegen ihren Frust im Flutlicht noch einige Schießübungen tätigen. Obwohl sie sich müde fühlte, setzte sie sich kurz entschlossen ins Auto.
    Im Clubhaus fand sie eine fröhliche Partygesellschaft vor. Anke atmete erst einmal durch. Das tat gut. Sie blieb einen Moment in der Eingangstür stehen. Ihre Augen suchten Peter Bender. Als sie sich zeitgleich erblickten, sprang er wie von einer Tarantel gestochen vom Stuhl hoch und zwängte sich durch die vielen umherstehenden Gäste auf sie zu. Anke umarmte ihn, gratulierte und drückte ihm ihre prall gefüllte Tüte in die Hand.
    „ Du hast die Möglichkeit, lass den Inhalt unauffällig untersuchen und sag mir Bescheid, keine weiteren Erklärungen, alles später.“
    Bender nickte verstört und legte das ungewöhnliche Geburtstagsgeschenk zu seinem Rucksack.
    „Verstau es bitte darin“, raunte Anke ihm zu.
    Bender kam ihrer Aufforderung ohne Frage nach. Anschließend führte er Anke an seinen Tisch. Obwohl die Stimmung gut war, fand sie innerlich den Anschluss nicht. Ständig musste sie an Wolf denken. Dass er wirklich mit ihr und dem was sie tat, haderte. Sehr haderte, denn so hart kannte sie ihn bisher nicht.
    Nach knapp zwei Stunden, es ging auf zehn Uhr dreißig zu, verabschiedete sie sich. Peter Bender versuchte vergeblich, sie zum Bleiben zu bewegen. Aber Anke drängte es fort. Müde und unkonzentriert fuhr sie den unbeleuchteten holprigen Feldweg entlang.

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