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Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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Unvermittelt erschrak sie. Wie aus dem Nichts tauchte im Lichtkegel des Scheinwerfers eine mit beiden Armen schwenkende Gestalt auf. Ankes erster blitzartiger Eindruck war, jemand ist in Not, jedoch griff sie gleichzeitig intuitiv nach ihrem Lederbeutel auf ihren Beifahrersitz, in der sich ihr Gasrevolver befand. In der nächsten Sekunden sagte ihr Bauch, durchstarten. Kaum hatte sie es wahr gemacht, peitschte ein Schuss und zersplitterte das Seitenfenster. Anke schrie auf und fasste sich an die Schulter. Blut rann zwischen ihren Fingern. Sie umklammerte das Lenkrad und raste wie besinnungslos den Feldweg entlang. Ihr Auto schüttelte sie durch. Die Wunde schmerzte. Blut floss auf ihre Lederhose, auf den Sitz. Ihr drohte übel zu werden, aber sie wollte es wenigstens bis unten an die verkehrsreiche Straße schaffen, wo Menschen waren und sie sich sicher fühlen konnte. Sie sammelte all ihre Konzentration. Krankenhaus, jagte es durch ihren Kopf.
     
    In der ambulanten Unfallstation erhielt Anke erste Hilfe. Es war gottlob nur ein leichter Streifschuss, aber die Nacht über wies man ihr ein Bett zu und behielt sie dort. Peng, dachte Anke. Wie würde Wolf reagieren? Wieder musste sie erkennen, dass er mit seiner Sorge um ihr Leben ins Schwarze traf. Sie war sicher, der Anschlag hatte aufgrund ihrer Aktivitäten im Sektenmilieu stattgefunden. Jemand wollte ihr einen Denkzettel verpassen oder sogar ihr Leben auslöschen. Bei dem Gedanken ergriff sie augenblicklich Übelkeit. Jemand?, fragte sie sich. Sie dachte an ihren Auftritt in Vronhoffs Berliner Haus. An den schwarzhaarigen Mann mit den ozeanblauen Augen, daran, wie er sie auf eine Weise gefährlich durchdringend angesehen hatte. Und unvermittelt glaubte sie zu wissen, dass der Anschlag auf sie mit diesem Mann zusammenhing. Ihr Bauch betrog sie nicht.
    Als ihr just der Schweiß ausbrach, klopfte es an ihre Zimmertür. Zwei Männer traten ein und wiesen sich als Kripobeamte aus. Sie hatte ganz vergessen, dass dies ja auch noch kommen würde. Oh Wolf, seufzte sie innerlich, hol mich nach Hause. Aber gleich darauf wischte sie diesen Gedanken fort. Ein kurzer Schwächeanfall, dann lächelte sie und den Beamten zu.
    „Nein“, log sie, „ich habe keine Ahnung, wer auf mich geschossen haben könnte.“
    Irgendwie war das ja nun auch die Wahrheit. Sie hatte keine Beweise für das, was ihr Bauch sagte und damit konnte sie den Bullen sowieso nicht kommen. Anke verspürte keine Lust, denen zu erklären, an was sie gerade dran war, wusste aber, letztendlich würde sie nicht daran vorbeikommen. Wenn es sein musste, dann später, aber nicht jetzt. Sie erfuhr, dass die Kugel im hinteren Sitz ihres Wagens gefunden wurde. Man der Sache nachgehen und auf sie zukommen würde, wenn es nötig wäre.
    Am nächsten Tag konnte sie das Krankenhaus verlassen. Als sie im Wagen ihr Handy wieder einschaltete, zeigte das Display vier eingegangene Anrufe von Wolf. Sie lächelte zufrieden. Er würde sie nochmals umbringen, weil sie ihn nicht sofort über das Vorgefallene informiert hatte. Auch jetzt rief sie ihn nicht an, sondern fuhr betont langsam nach Bonn zurück. Während der Fahrt versuchte sie, der Flut ihrer Gedanken zu folgen, was ihr gar nicht erlaubte, schneller zu fahren. Verstärkt nahmen sie die Geschehnisse des gestrigen Abends in Anspruch. Sie war auf der richtigen Fährte. Wieder dachte sie an das ehemalige ermordete Sektenmitglied in der Berliner Pension. Und erneut lief es ihr eiskalt über den Rücken. Sie fragte sich, ob man ihr nun weiterhin nach dem Leben trachtete, weil sie sich öffentlich mit satanischen Sekten befasste? Satanisten verzeihen einem niemals, wenn sie über sich Dinge lesen, die im Widerspruch zu ihrem eigenen Bild von sich stehen. Immerhin hat das gedruckte Wort im Gegensatz zum gesprochenen oft etwas Endgültiges und Schmerzliches an sich. Oder wurde sie angegriffen, weil diese Leute wussten, dass sie weitaus mehr Geheimnisse kannte, als ihnen lieb war? Aber wenn ja, woher konnten sie es wissen? Oder waren es womöglich nur Einzelgänger, die in eigener Sache handelten, weil sie sich von ihren Artikeln angepinkelt fühlten? Einzelgänger, die gar nicht zu kontrollieren waren. Fragen über Fragen. Die Geflechte dieser Gruppierungen waren derart verschlungen, dass ein Normalsterblicher es gar nicht für möglich hielt. Wie tief würde sie noch eintauchen müssen, um Licht in diese Sache zu bringen? Es war ihr egal, sie würde es tun. Koste es, was es

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