Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Hosentasche ein Tempo. Um Wolf zu beruhigen, wickelte sie es um ihren Finger und drückte den Lichtschalter.
„ Nichts.“
„ Cara!“, versuchte Wolf es erneut etwas lauter.
Anke warf ihm einen eindeutigen Blick zu. Wolf murmelte ihr zu:
„Ich fühl mich mies.“
„ Wir gehen jetzt von Zimmer zu Zimmer und fangen im Keller an“, bestimmte Anke.
Wolf zögerte.
„Los, wir können Hauff nicht anrufen, bevor wir nicht die Leiche gefunden haben.“
„ Der wird zu Recht sagen, dass wir ihn sofort nach Caras Anruf hätten informieren müssen. Wir kriegen mit Sicherheit ärger. Das ist nicht rechtens, was wir hier machen.“
„ Ich bin Journalistin. Und wenn im Journalismus immer darauf geachtet würde, was rechtens ist, blieb der Bevölkerung viel Wahres vorenthalten. Mann, was diskutieren wir hier überhaupt.“
Aber sie musste sich ihre Dankbarkeit für jede gewonnene Minute eingestehen, in der sich ihr nichts Schreckliches offenbarte. Dies blieb ihnen auch vom Keller bis zur Schlafzimmertür erspart. Erst als sie diese öffnete und mit ihrem Tempo umwickelten Finger den Lichtschalter betätigte, weiteten sich vor Entsetzen ihre Augen. Bevor sie in Dr. Baurs Haus gekommen waren, hatte sich Anke vorgenommen, nicht zu schreien, wie es die hysterischen Frauen in den Filmen immer taten. Sie wusste ja, dass ein Toter auf sie warten würde, irgendwo auf dem Boden liegend. Aber jetzt entfuhr ihr doch ein Schrei. Eine riesige schwarze Woge des Grauens stieg in ihr auf. Die Zeit der Finsternis stand näher, als sie sich eingestehen wollte.
„O mein Gott”, stöhnte Wolf.
Anke griff nach seiner Hand.
„Das war das Schwert Diabolus. Ich, ich fass es nicht.“
Aber sie fing sich schnell wieder, zog ihre Hand aus Wolfs zurück und griff stattdessen nach ihrer Minikamera, die rasend schnell hintereinander klickte. Die Fotos würden eine Sensation sein. Sie hatte Wolfs Einwand erwartet, aber er schwieg und starrte auf das grauenvolle Szenario vor ihnen.
Dr. Baur hing nackt, mit dem Kopf nach unten, in der Brust eine große Stichwunde, in seinem Schlafzimmer an einem der Deckenbalken. Wie ein Rinnsal war das Blut aus der Wunde über seinen Hals, Kopf und durch die Haare bis auf den Boden geflossen und bildete unter ihm eine erhebliche Blutlache. Nachdem Anke sich von ihrem ersten Entsetzen erholt hatte, ging sie auf die hängende Leiche zu. Sie winkte Wolf nahe zu sich heran und zeigte auf Dr. Baurs Brust.
„ Ein Kreis. Sollte wohl ein umgekehrtes Pentagramm werden.“
„ Wer weiß“, befürchtete Wolf, „wie viele wild gewordene Werkzeuge des Satanskults da draußen rum laufen. Vielleicht beobachten die uns. Wir sollten hier verschwinden und Hauff schnellstmöglich anrufen.“
„ Von Cara keine Spur“, erwiderte Anke unbeeindruckt.
„ Ich rufe jetzt an“, beharrte Wolf und tastete nach seinem Handy. Sein leises Fluchen sagte Anke, dass er es wieder einmal zu Hause vergessen hatte. Sie reichte ihm ihres.
„ Nummer ist gespeichert. Wie stand Dr. Baur zu Cara?“, fragte sie nahtlos weiter, während Wolf sein Ohr an die Muschel hielt und dem Freizeichen lauschte.
„ Er hat sie medizinisch in ihrer Schwangerschaft betreut.“
„ Also alle, die ihr helfen, sind in Gefahr“, resümierte Anke.
„ Die scheinen fest zu schlafen, kein Durchkommen.“
Anke nahm ihm das Handy aus der Hand und horchte nun ebenfalls. Ihr Gesicht hellte sich auf. Sie nickte Wolf zu.
Dietrich Hauff erschien mit einem ganzen Polizeiaufgebot. Die Spurensicherung begann sogleich akribisch mit ihrer Arbeit. Und den Rüffel wegen ihres eigenmächtigen Handelns kassierten Anke und Wolf gleich nach der knappen Begrüßung. Anke zuckte nur mit den Schultern.
„Ich dachte, Sie kennen sich mit Journalisten aus, Birgit ...“
„ Gestern ist noch ein Baby verschwunden“, schnitt Hauff ihr das Wort ab, „und raten Sie mal, wo?“
„ Röttgen“, antworteten Anke und Wolf synchron wie aus der Pistole geschossen.
„ Und Sie sagen“, fragte Hauff zu Wolf gewandt in einem energischen Tonfall, „diese Cara hat Sie angerufen, von hier aus?“
„ Das nehme ich an. Jedenfalls muss sie hier gewesen sein, denn sonst hätte sie nichts über Dr. Baur Tod wissen können.“
„ Vielleicht hat der Mann ihr ja auch zu Hause aufgelauert und es ihr nur gesagt“, gab Anke zu bedenken.
„ Mann?“, reagierte Hauff ungeduldig.
„ Wir hörten eine männliche Stimme im Hintergrund, bevor der Hörer aufgelegt wurde, konnten aber
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