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Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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im Türrahmen erschien. Sie starrte ihn an wie einen Geist. Nora stöhnte und versuchte, sich aufzurichten. Hinter Simeon tauchte Swami auf. Kekse, war Caras erster Gedanke. Simeon scheuchte sie hoch. Wie damals in Berlin sagte er: „Sachen packen.“
    Als sich beide nicht rührten, wurde er lauter.
    „ Auf geht’s, wir ziehen um in eine ebenbürtige Unterkunft.“ Er lachte laut auf. „Du kennst sie schon, Cara, mein Kind.“
     
    Von nun an wurde alles anders. Der Guru war tot. Niemand erfuhr, wie seine Beseitigung durch die wenigen Eingeweihten abgelaufen war und wo sie ihn auf dem Gelände verscharrt hatten. Noch am gleichen Abend musste Cara auf Simeons Befehl mit Swami in die Slums.
    In einer aufwendig gestalteten Messe wurde Simeon als neuen Führer und Prophet des Satanskults gefeiert. Er trank zur Vertiefung seiner Magie als Erster aus dem Kelch das frische Blut des Neugeborenen, das Cara zuvor in den Slums entführt hatte. Nach der Messe folgte eine ausgiebige Feier, die wie alle vorherigen in einer maßlosen Ausschweifung endete. In dieser Nacht starb Nora. Ob an den Folgen des Rauschgifts, ihres ausgemergelten Körpers oder ihrer zerbrochenen Seele, blieb für Cara für immer ungelöst.

27
    Satan repräsentiert Vergeltung,
    anstatt Hinhalten der anderen Wange.
    (Satanisches Gebot)
     
    „ Das war´s“, sagte Anke, „Ende, aus. Nur noch leere Seiten.“ Sie sprang aus dem Himmelbett. Wolf lehnte in seinem Kopfkissen und betrachtete versonnen den blauen Samt des Himmelbettes über ihm. „Das war also ihre Aufgabe, über die sie nicht sprechen konnte.“ Anke lief aufgerüttelt vor dem Bett hin und her. „Genau, Babys stehlen. Alle zehn Minuten verschwindet in Indien ein Kind. Fünfzigtausend vermisste Kinder jedes Jahr. Viele werden nie wieder gefunden. Und hol mich der Teufel“, sie blieb stehen, stützte ihre Arme in die Hüften und sah Wolf an, „das macht sie hier weiter. Für was auch immer. Eine Sucht, ein Zwang, weiß der Geier.“
    „ Wenn es so sein sollte, dann wahrscheinlich, um ihr Kind zu schützen. Aber jetzt mal langsam. Wir wissen überhaupt nichts“, erwiderte Wolf nachdenklich, wobei seine Betonung auf w issen lag.
    Anke fluchte innerlich. Manchmal hasste sie seine bedächtige Art, an die Dinge ran zu gehen
    „Natürlich“, schoss es folglich aus ihr heraus, „nur ja nichts überstürzen. Himmel, du bist doch sonst nicht so begriffsstutzig. Also, wenn das nicht auf der Hand liegt. Sie wohnt in Röttgen. Einige der Babys sind in Röttgen verschwunden. Jetzt erzähl mir nichts.“
    Wolf erhob sich aus dem Bett.
    „Ich hol uns einen trockenen Roten.“
    Er stampfte in seinem blau-weißen Streifenpyjama davon. Anke sah ihm nach. Sie mochte diese biederen Pyjamas nicht. An seinem letzten Geburtstag hatte sie ihm einen poppigen geschenkt. Wolf hatte erst das Teil betrachtet, dann sie, und lapidar gemeint: „Die Farbe passt nicht zu meinem Gesicht.“ Nun trug sie wenigstens hin und wieder das Oberteil. Mein Gott, schalt sie sich, wie kann ich in einem so dramatischen Moment nur so einen Mist denken.
    „Hier“, Wolf zeigte ihr die Flasche mit dem roten Ahrwein, „ist noch zur Hälfte voll.“
    Er gab ihr ein Glas und schon gluckerte die dunkelrote Flüssigkeit hinein. „Prost“, sagte Anke gleich darauf, „selbst die sieben alten Weisen hatten von allen Dingen den Wein am liebsten.“ Japanische Spruchweisheit.“
    Wolf füllte ebenfalls sein Glas, bis es fast überschwappte.
    „ Tja, und was voll ist, läuft über, das gilt nicht nur beim Wein einschenken. Aber lassen wir die Sprüche. Lass uns nachdenken.“
    Er stellte sein Glas auf das Nachttischchen und legte sich wieder in die Kissen. Mit einer Handbewegung bedeutete er Anke, es ihm nachzutun.
    „Ich kann im Liegen nicht denken“, maulte sie und nahm einen Schluck Wein. „Wir müssen handeln.“
    „ O.k.“, sagte Wolf, „diskutieren wir.“
     
    Mehr als eine halbe Stunde gingen sie die Sache durch, schließlich beschloss Anke:
    „ Also, und wenn du mich totschlägst. Ich rufe jetzt Birgit an. Ich gehe mal davon aus, dass ihr Gatte neben ihr liegt.“ Entschlossen griff sie ihr Handy. „Mir reicht es. Wir haben genug geredet. Ich bin mir meiner Sache sicher.“
    „ Du könntest fast recht haben“, gab Wolf nach dem zermürbenden Disput kleinlaut zu. In dem Augenblick klingelte das Telefon auf Wolfs Nachttisch. Sie sahen sich beide verdutzt an.
    „ Um diese Zeit“, murmelte Wolf und sah auf die Uhr.

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