Die Backlash-Mission
Kissen
verborgenen nunchaku. Während er in den Kimono schlüpfte, blickte er auf den Monitor - und
fluchte leise.
Der Mann, der auf seine Tür zukam, war General Quinn.
Die Türglocke klingelte zweimal hintereinander; mechanisch personifizierte Ungeduld. Kanai
steckte den nunchaku in den Gürtel seines Kimonos, schaltete die Alarmanlage wieder ein
und ging zur Tür.
»General«, grüßte er kühl, als er die armierte Tür aufsperrte und öffnete. »Sie sind zeitig
unterwegs.«
Quinn versuchte gar nicht erst, höflich zu scheinen, sondern drängte sich an dem Blackcollar
vorbei in das Wohnzimmer. »Haben Sie sie hier untergebracht, Kanai?«, fragte er, während er sich
umsah.
»Wen habe ich untergebracht?«
»Spielen Sie nicht den Unschuldigen! Sie wissen, wen ich meine - Comsquare Dämon Lathe und seinen
Haufen Unruhestifter.«
Kanais Magen verkrampfte sich, und er entspannte sich bewusst. »Es tut mir leid, dass ich Sie
enttäuschen muss, aber sie sind nicht hier.«
Quinn brummte. »Was wollen sie hier?«
»Seit wann geht es Sie etwas an, was unsere Kunden wollen?«
»Beleidigen Sie meine Intelligenz nicht, Kanai. Das sind keine gewöhnlichen Geldraffer, die Sie
anheuern, damit sie anderen Geldraffern den Hals durchschneiden - das sind Guerillasoldaten, die
den Krieg wieder anfachen wollen. An Ihrer Stelle würde ich darüber nachdenken, was in diesem
Fall aus meinem gemütlichen Arrangement in Denver werden würde.«
»Das heißt im Klartext?«
»Das heißt, dass Sie und Bernhard mitsamt Ihrem Boot untergehen werden, wenn Sie zu heftig
schaukeln.« Quinn lächelte sardonisch. »Bernhards Name überrascht Sie, was? Sie haben geglaubt,
dass wir nicht wissen, wer Ihr Anführer ist, nicht wahr? Glauben Sie mir, Kanai, wir wissen über
Ihr Team alles Wissenswerte - Sie können nicht jahrelang so herumlaufen, wie Sie es getan haben,
ohne dabei eine Menge Fusseln zu hinterlassen.«
»Vielleicht«, erwiderte Kanai so ruhig, wie es ihm möglich war. »Sie würden aber feststellen,
dass es Sie teuer zu stehen kommt, wenn Sie versuchen, mehr als nur Informationen zu
erhalten.«
»Davon bin ich überzeugt - warum haben wir Sie Ihrer Meinung nach so lange geduldet? Wenn wir
dazu gezwungen werden, können wir auch ganz anders.«
»Gut, Sie haben Ihr Argument vorgebracht. Wenn das alles war, weshalb Sie gekommen sind, können
Sie wieder gehen.«
Quinn überhörte die Aufforderung, zog ein Foto aus der Tasche und warf es Kanai zu. »Haben Sie
diesen Mann schon einmal gesehen?«
Der Blackcollar betrachtete das Foto. »Nein. Sollte ich ihn kennen?«
»Er heißt Allen Caine. Hat Lathe ihn Ihnen gegenüber erwähnt?«
»Wieder nein. Was hat er getan, damit Sie sich so für ihn interessieren?«
»Mit anderen Worten, wieviel wissen wir? Vergessen Sie es! Aber weil wir gerade über
Informationen sprechen - was genau tun Sie für Lathe? Und was bezahlt er dafür?«
Kanai zog die Augenbrauen hoch. »Wie jemand gerade gesagt hat: Vergessen Sie es! Ihr Aufenthalt
hier neigt sich dem Ende zu.«
Der General sah sich im Zimmer um. »Sie haben eine hübsche Wohnung, Kanai, eine wirklich hübsche
Wohnung. Wesentlich hübscher als die Verhörzellen in Athena; verdammt hübscher als eine Kiste
unter der Erde. Lassen Sie sich raten und halten Sie sich von Lathe fern!«
»Sonst?«
»Sonst? - Betrachten Sie es als Drohung oder als Warnung, aber nehmen Sie es ernst!« Er blickte
sich noch einmal im Zimmer um und ging an Kanai vorbei zur Tür. Im nächsten Augenblick war er
verschwunden - und der Blackcollar wirbelte herum und schleuderte seinen shuriken. Seine
aufgestaute Frustration war so groß, dass der Wurfstern sich zentimetertief in die Wand des
Wohnzimmers bohrte.
Der Aufprall dröhnte wie Donner durch das stille Haus und übertönte beinahe den japanischen
Fluch, den Kanai hinter ihm herschickte.
»Das Blockhaus müsste sich jenseits der nächsten Hügelkette befinden«, erklärte der Pilot Galway
und zwängte den kleinen Aufklärer zwischen zwei hohen Fichten hindurch. »Entschuldigen Sie, dass
ich hier so knapp über dem Boden fliege, aber ich muss wegen der Ryqril-Basis im Süden unten
bleiben. Ihre Laser erkennen ihre eigenen Flugzeuge, doch mir hat nie jemand garantieren können,
dass das auch für uns gilt.«
»Ich habe nichts dagegen.« Galway schluckte. »Mir ist es ebenfalls lieber, wenn ich nicht
verdampft werde.«
Der Pilot grinste und wandte seine volle Aufmerksamkeit wieder dem Fliegen zu.
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