Die Badlands 1
Selbst mit Warp 8 – und eine so hohe Geschwindigkeit war in unmittelbarer Nähe der Badlands unmöglich – hätte die Enterprise jene Koordinaten nicht erreichen können. »Negativ.
Identität unbekannt. Aufgrund der Plasma-Interferenzen lässt sich der Sensor-Fokus nicht stabil genug ausrichten.«
Riker beugte sich vor und berührte ein Schaltelement. Der Shuttle beschleunigte auf volle Impulskraft.
Als sie sich dem Rand des Sensorschattens näherten, bemerkte Data etwas Ungewöhnliches. Die von den Sensoren ermittelten Daten deuteten auf eine lokale Subraum-Störung hin. Bevor er Commander Riker warnen konnte, geriet die Hawking außer Kontrolle.
Data schaltete die Funktionsweise seines positronischen Gehirns auf ein Mikrosekunden-Niveau um – er wollte alle Einzelheiten des gegenwärtigen Geschehens wahrnehmen. Für genau zwei Komma drei vier Sekunden erfolgte im Innern des Shuttles eine Subraum-Verbindung. Es kam zu Überladungen bei den Sensoren und in Elektroplasma-Modulen, wodurch mehrere wichtige Bordsysteme ausfielen. Ein Notfall-Programm sorgte dafür, dass die in Vorbereitung auf einen Warptransfer aktivierten Antimaterie-Injektoren innerhalb von Sekundenbruchteilen deaktiviert wurden. Von einem Augenblick zum anderen stand nur noch die Reserveenergie zur Verfügung.
Die Indikatoren der Alarmstufe Rot glühten, und eine Sprachprozessorstimme verkündete: »Hauptenergie ausgefallen. Reserve-Generatoren aktiv.«
Während Dutzende von Anzeigeflächen blinkend nach Aufmerksamkeit verlangten, wandte sich Riker an Data.
»Lieber Himmel, was war das?«, brachte er hervor.
II.
Ro Laren zog an ihrem Uniformkragen. Er kratzte. Sie war nicht daran gewöhnt, etwas so Enges am Hals zu tragen. Die grauen, hässlichen Gefängnis-Overalls, die sie bis vor wenigen Wochen getragen hatte, wiesen einen V-Ausschnitt auf.
Ro wusste noch immer nicht, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Vier Jahre Ausbildung an der Starfleet-Akademie und Dienst an Bord eines Raumschiffs sollten ihr eigentlich beigebracht haben, was Disziplin bedeutete.
Aber sie landete im Gefängnis, weil sie Befehle missachtet und acht Personen getötet hatte. Sie vertraute sich selbst nicht, und trotz einer erfolgreichen Mission mit der Enterprise fragte sie sich, warum Captain Picard ihr vertraute.
»Bringen Sie uns aus dem Sensorschatten«, sagte der Captain.
»Aye, Sir«, erwiderte Ro und erinnerte sich rechtzeitig genug daran, das »Sir« hinzuzufügen. Sie gab Koordinaten ein, die einen Bereich unmittelbar außerhalb des Sensorschattens betrafen, und ging dann auf volle Impulskraft. Inzwischen hätte die Hawking längst zurück sein müssen, aber es fehlte noch immer jede Spur von dem Shuttle.
»Halten Sie nach anderen Raumschiffen Ausschau«, sagte Picard.
»Plasma-Interferenzen reduzieren die Reichweite unserer Sensoren«, erwiderte Worf. »Die derzeitigen Sondierungen weisen nicht auf die Präsenz anderer Schiffe in diesem Sektor hin.«
Picard senkte die Stimme, aber Ro Laren hörte trotzdem die Frage, die er an Counselor Deanna Troi richtete. »Spüren Sie etwas?«
Ro lehnte sich etwas weiter zurück und spitzte die Ohren. Die betazoidische Empathin erfüllte sie mit Unbehagen. Immer wieder fragte sie sich, wie viel Troi wusste.
»Nichts, Sir«, antwortete die Counselor. »Seit der Shuttle in den Badlands verschwunden ist, empfange ich nichts mehr.
Vielleicht ist angesichts der Ionisierung durch die Plasmastürme keine Übertragung von empathischen Emanationen möglich.«
Ro schauderte innerlich und überlegte, ob Troi ihre aktuellen Empfindungen kannte. Es gefiel ihr gar nicht, gewissermaßen transparent zu sein, aber genau so fühlte sie sich bei den Gesprächen mit Troi. Die Fragen, die sie stellte! Ro hätte sie am liebsten aufgefordert, sich nicht weiter zu bemühen. Sie glaubte, dass es keine Möglichkeit gab, die Wunden in ihrem Innern zu heilen. Ein bajoranischer Flüchtling konnte nicht
»normal« sein, so wie andere Leute.
Ro vermutete, dass Counselor Troi ausführliche Berichte verfasste, und deshalb betonte sie immer wieder, dass sie Captain Picard sehr dankbar dafür war, ihr eine zweite Chance zu gewähren. Einmal hatte die Counselor gefragt, ob sie sich wirklich eine Rückkehr zu Starfleet wünschte. Ro hatte sofort mit »ja« geantwortet, ohne hinzuzufügen, dass es abgesehen von dem Gefängnis auf Jaros II keinen Ort gab, zu dem sie zurückkehren konnte. Sie wollte lieber sterben, als sich in
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