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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
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Angeblich sind sie von anderen Planeten gekommen.«
    Die Wahrheit ist sogar noch besser. Als sich die Appalachen auffalteten, wurde die Evolutionstheorie entweder bestätigt oder widerlegt, je nachdem, mit wem man darüber spricht. Ein Umstand, den die Auffaltung bewies, war, daß es nicht Jahrmillionen braucht, um eine neue Gattung hervorzubringen. Die ersten Landhummer tauchten weniger als sechs Jahre nach der Bodenerhebung auf, obwohl sie damals noch nicht so groß wie heute waren.
    »Verkaufen Sie sie?« fragte der Junge.
    »Habe ich früher mal getan.«
    »Ich frage mich, was sie fressen«, sagte der Junge.
    »Holz und Glas.« Wenigstens heißt es, daß sie Glas fressen. Ich habe gesehen, wie sie sich Baumstämme einverleibt haben. Sie fressen nichts Lebendiges, doch wenn sie einen Menschen zu fassen kriegen, schleifen sie ihn durch die Gegend, bis er tot ist, und dann nagen sie an ihm wie ein Hund an einem Knochen.
    Man sieht nicht oft einen Landhummer auf der Straße. Der Junge beobachtete die Gräben an der Seite; deshalb konnte er ihn nicht sehen. Ich hatte Dolly zugehört, die ›Blue Ridge Mountain Boy‹ sang, ein Lied, das nicht mehr oft gespielt wird, und ich konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen, um einen Zusammenstoß zu verhindern.
    »Was war das?« rief der Junge, als ich auf die Bremse stieg. Er beeilte sich, seinen Sicherheitsanzug zu schließen, wobei er zwei Reißverschlüsse ineinander verkeilte. Es war das erste Mal, daß ich Aufregung an ihm bemerkte, und ich mußte lachen. Er dachte, wir hätten eine Panne. Ich hatte schon den Reißverschluß meines Sicherheitsanzuges hochgezogen und meine Maske angelegt – sie schützt das Gesicht und das Trommelfell –, bevor der Junge noch in den Rückspiegel geschaut hatte und sehen konnte, womit wir zusammengestoßen waren.
    »Du solltest nicht aussteigen«, sagte ich. Ich besprühte meinen Rachen mit C-Level und steckte die Dose in die Tasche. »Gib mir das Pfadfinderbeil«, bat ich. »Es ist unter dem Sitz.«
    Er beobachtete das Tier im Rückspiegel. Es war grauweiß, hatte die Farbe von Grabsteinen und maß mindestens dreizehn Fuß einschließlich der Scheren. Ich bezweifelte, daß der Junge schon einmal einen lebenden Landhummer gesehen hatte. Nur wenige Leute hatten das. »Werden Sie ihn umbringen? Er zuckt noch.«
    Wenn man es geschafft hat, die Schale aufzubrechen, sterben sie an der Druckverringerung, aber das kann einen ganzen Tag dauern. Ich hatte es nicht darauf angelegt, einen Landhummer zu finden, aber da er mir in den Schoß gefallen war… Ich klappte meine Maske herunter und kletterte über den Jungen hinweg, da sich die Luftschleuse auf seiner Seite befand. Ich ging unter dem Lastwagen durch und näherte mich dem Tier vorsichtig. Es stieß noch immer Dampf aus den Rissen in der Schale aus, wo mein Track es überrollt hatte. Ich hatte es lediglich an einer der Scheren getroffen. Unter seinem Rücken lagen etwa sechzig Pfund Fleisch, aber auch 1-A-Qualitätsfleisch löste sich nicht von selbst aus der Hummerschale. Ich ließ das Beil niedersausen und schlug die eine große und die vier kleineren Scheren ab, die ich nicht beschädigt hatte, und warf sie unter den Lastwagen. Da sich der Hummer in die Richtung des Straßenrandes von mir fortschleppte, drehte ich ihm den Rücken zu. Nach all der Anstrengung brauchte ich eine neue Dosis C-Level, was bedeutete, daß ich die Maske eine Sekunde lang anheben mußte. Ich sammelte die Scheren ein und wollte sie gerade auf der Halterung des Ersatzreifens mit einem elastischen Seil festschnallen, als ich bemerkte, daß das Ding bereits mein linkes Bein gepackt hatte und versuchte, mich von der Straße zu schleifen.
    Es war die von dem Reifen beschädigte Schere. Ich hätte sie abschneiden und wegwerfen sollen. Ich hätte ihm niemals den Rücken zudrehen dürfen. Der Hummer hatte mich am Schuh gepackt. Während er an mir zerrte, begann er schon mit seinem langsamen, seitwärts ausgeführten Schritt, und mir wurde klar, daß ich in Schwierigkeiten war. Er hatte noch immer sechs Beine, jedes so groß wie ein Gartenpfahl, und er war gerade dabei, mich mit zu sich nach Hause zu nehmen.
    Ich griff nach der Ersatzrad-Halterung, bekam sie aber nicht mehr zu fassen. Ich griff nach dem Beil und verpaßte es. Ich griff nach dem großen, weichen rechten Hinterreifen, obwohl es keine Stelle an ihm gab, an der man sich festhalten konnte – da sah ich, wie zwei Schüsse die Schale des Hummers aufbrachen. Im

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