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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
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das Bild, nicht bloß im Entwurf, sondern fix und fertig. Das ist immer so mit meinen Eingebungen.
     
    Wenn ich male und dabei gut vorankommen, vergesse ich alles um mich herum. Mir kam es vor, als seien erst zwanzig Minuten verstrichen, als das Telefon läutete.
    »Na? Wie läuft’s?«
    »Borogove, es ist keine vier Uhr in der Früh.«
    »Stimmt, es ist vier am Nachmittag. Sie haben, wie ich ahne, die ganze Nacht und den ganzen Tag gearbeitet, Teresa. Aber nennen Sie mich doch bitte Mimsy.«
    »Ich kann jetzt nicht reden«, sagte ich. »Ich habe hier ein lebendes Modell. Gewissermaßen.«
    »Ich dachte, Sie arbeiten nicht mit lebenden Modellen.«
    »Diesmal doch.«
    »Sei’s drum. Ich will auch nicht länger stören. Es scheint ja, daß Sie gut vorankommen. Gegen sechs wird dann ein Lieferwagen vor Ihrer Tür stehen.«
    »Schicken Sie mir lieber eine Staatskarosse, Mimsy«, sagte ich. »Wir schreiben Kunstgeschichte.«
    »Wunderschön«, staunte Borogove, als ich ›La Rosa del Futuro‹ für sie enthüllte. »Wer ist das Modell? Er kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    »Er streunt seit Jahr und Tag durch die Kunstwelt«, sagte ich.
    Die Galerie war voller Gäste, die Ausstellungseröffnung ein großer Erfolg. ›La Rosa‹, ›De Mon Mouse‹ und ›Los Tres‹ waren schon als VERKAUFT ausgewiesen, und im Zwanzig-Minuten-Takt verkauften sich auch alle anderen Bilder. Ich war sehr gefragt. Gegen halb zwölf tauchte Kurz auf, dem ich Stadtplan und Taxigeld neben das Bett gelegt hatte. Er trug nichts weiter als den Trenchcoat meines Verflossenen und sagte, daß sich sein schimmernder Anzug, als er ihn anzuziehen versuchte, in Luft aufgelöst habe.
    Das überraschte mich nicht. Immerhin stecken wir mitten in einer Zeitfalle.
    »Wer ist denn der Barfüßige in dem herrlichen Burberry?« fragte Borogove. »Er kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    »Er streunt seit Jahr und Tag durch die Kunstwelt«, antwortete ich.
    Kurz sah aus wie am Jet-lag leidend. Er starrte benommen auf Wein und Käse, und ich bat einen der Kellner, ihm zu zeigen, wo das Bier stand. Nämlich nebenan.
    Um fünf vor zwölf warf Borogove alle raus und löschte die Lichter. Pünktlich um Mitternacht fing mitten im Raum eine Lichtsäule zu glühen an, worin allmählich eine Gestalt in Erscheinung trat… Aber Sie haben ja Star Trek gesehen. Es war Lang, und er war allein.
    »Wir sind… ehm… ich bin aus der Zukunft«, sagte Lang, zuerst englisch, dann en español überwechselnd. Er war ein bißchen wackelig auf den Beinen.
    »Ich hätte wetten können, daß die Jungs aus der Zukunft zu zweit sind«, bemerkte Borogove. »Oder habe ich mir das bloß eingebildet?« flüsterte sie mir en inglés zu.
    »Da ist wohl eine Zeitfalle zugeschnappt«, sagte Lang und blickte verdattert drein. Doch bald klarte seine Miene auf. »Macht nichts. So was passiert immer wieder mal. Und ich habe ja nicht allzu viel mitzunehmen. Nur drei Bilder.«
    »Alle drei stehen hier für Sie bereit«, sagte Borogove. »Teresa, Ihnen gebührt die Ehre der Übergabe Ihrer Werke an diesen jungen Mann aus der Zukunft. Ich zeichne ab.«
    Ich reichte ihm ›De Mon Mouse‹. Dann ›Los Tres Dolores‹. Er steckte sie in einen dunklen Schlitz, der sich in der Luft auftat.
    »Holla!« sagte Lang und wankte auf weichen Knien. »Spüren Sie? Kleines Nachbeben.«
    Da kam Kurz mit einem Bud in der Hand aus dem Nebenzimmer, nackt bis auf den Regenmantel, und sehr verloren wirkend.
    »Das ist mein Freund Kurz«, stellte ich ihn vor. Er und Lang starrten einander entgeistert an, und ich spürte das Zeit/Raum-Gewebe einen Moment lang leise flattern.
    »Natürlich!« sagte Lang. »Natürlich, den hätte ich überall wiedererkannt.«
    »He? Oh.« Kurz begaffte das Gemälde, das ich gerade in den Händen hielt, das letzte der drei. »La Rosa del Futuro«, der Akt eines kleinen, braunhäutigen Adonis, der schlafend auf dem Rücken liegt. Und zwar ganz ohne Feigenblatt, dafür mit Rose, dekorativ neben seiner Wange auf dem Kissen plaziert. Die Farbe war noch nicht trocken, würde wohl aber, wie ich vermutete, getrocknet sein, wenn das Bild in der Zukunft ankäme.
    »Erinnert mich an den Tag, als ich Mona Lisa traf«, sagte Lang. »Wie oft hab ich dieses Bild nicht schon gesehen, und jetzt begegne ich doch tatsächlich dem Modell. Muß ein verrücktes Gefühl sein, den bekanntesten… na, Sie wissen schon, der Welt zu haben.« Er zwinkerte Kurz zu und warf einen Blick zwischen dessen Beine.
    »Wieso

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