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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
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übrigens?
    Fein. Ich wußte gar nicht, daß dort Englisch gesprochen wird, aber es war jahrelang unter britischer Herrschaft, glaube ich.
    Wie dem auch sei. Machen Sie sich keine Gedanken über das, was Sie sagen sollen. Der Moderator wurde stichwortartig über ihren Background informiert, und er wird Ihnen ein, zwei einfache Fragen stellen. Knapp und unverfänglich, etwa so wie bei Jeopardy.
    Ob Sie ihn vorher treffen werden? Also… ja, natürlich…, vielleicht ergibt sich heute abend kurz vor der Show noch die Gelegenheit. Aber Sie müssen verstehen, daß Mr. Crystal ein überaus beschäftigter Mann ist, Kim. Es stört Sie doch nicht, wenn ich Sie Kim nenne?
    O ja, richtig, das hatten wir längst geklärt. Ich erinnere mich. Verzeihen Sie meine Vergeßlichkeit.
    In Ordnung. Kommen wir zurück zum Wesentlichen: Nachdem also ein wenig improvisiert wurde, ist es schon 9:10 Uhr. Ich habe hier alles auf meinem Checkbrett festgehalten, wollen Sie einen Blick draufwerfen? Auf die Minute ist alles verplant. Um 9:10 Uhr gibt es wieder Arbeit für die Beleuchter, dann führen die Mädchen die Präsidenten der Freihandelsunion, des Afrikanischen Staatenbundes, der USA, des Pazifischen Streifens und was auch immer heraus. Fünf Träger von Amt und Würden, darunter dieses Jahr, soweit ich weiß, auch eine Frau. Es gibt ein Intro, aber nicht sehr ausführlich. So was wie »Ihr Mut und Engagement zum Schutz des Lebens auf unserer Erde verdient unseren Beifall…« Na ja, danach folgen ein paar Worte, wie die Lotterie funktioniert. Das muß schon sein, denn dieses Jahr war es den Zuschauern erstmals möglich, Lose, auch für andere, käuflich zu erwerben.
    Es beschämt mich, daß Sie so darüber denken. Ich bin auch der Überzeugung, daß es ohne Bezahlung schöner wäre. Aber irgend jemand muß auch Ihnen ein Los gekauft haben, sonst wären Sie nicht gezogen worden. So und nicht anders funktioniert es.
    Aber wo waren wir stehengeblieben? 9:13 Uhr – die Präsidenten, ah ja. Sie überbringen eine Plakette, die später in den Besitz Ihrer Familie übergeht. Nehmen Sie sie nicht in die Hand, sie ist nur zum Anschauen. Dann ein Kuß… richtig, ich vergaß, Sie möchten es beim Händeschütteln belassen. Tut mir leid. Ich werde mir gleich eine Notiz machen. Dann sind Sie zunächst wieder im Off. Und keine Angst, unsere Mädchen steuern das schon so, daß Sie sich zurechtfinden.
    In Ordnung, 9:14 Uhr gehen dann die Lichter aus. Die Kamera geht zum Auftritt der Indianer, während Sie immer noch hier stehen, Bühne Links, und dem bunten Treiben natürlich zuschauen. Vielleicht finden Sie sogar Gefallen daran. Es sind drei Frauen und drei Männer. Während die Frauen tanzen, singen die Männer. Irgendwas im Tenor von »Einst war die Wissenschaft unser Feind, nun ist sie unser Bruder…« Sie werden etwas im Genick spüren, das ist die Windmaschine, die dazu läuft. Um 9:17 Uhr hört der Spuk auf, die Indianer kommen zu Ihnen und überreichen Ihnen eine Schriftrolle aus Rinde. Nehmen Sie sie entgegen, aber versuchen Sie nicht, sie auseinanderzurollen. Es ist 9:18 Uhr, und Sie treten wieder ins Off, Bühne Links. Damit ist…
    Was meinten Sie gerade? Nein, die Firmen selbst machen keine Werbung. Sie verhalten sich da sehr diskret.
    Mittlerweile ist es 9:19 Uhr, und damit sind wir am Ende der Aufwärmphase, wie wir es nennen. Der Moderator tritt wieder vor das Publikum, und Sie folgen ihm – ja, lassen Sie es uns gleich durchproben – bis hinüber zur Hauptbühne. Er wird Ihnen helfen, im Scheinwerferlicht zu bleiben. Er bewundert die Schriftrolle, macht seine Scherze, irgend etwas Improvisiertes. Machen Sie sich darum keine Sorgen. Er macht das jetzt seit sechs Jahren und hat es noch nie vermasselt.
    Und wenn es richtig losgeht, heute nacht, werden auch nicht mehr so viele Kabel als Stolperfallen herumliegen.
    Okay. Es ist 9:20 Uhr. Sie sind auf der Hauptbühne, die Füße hier an dieser Stelle. Genau so, genau auf der Markierung. Die Scheinwerfer werden neu ausgerichtet, und der Moderator stellt den Direktor des Internationalen Instituts für Umweltwissenschaften vor, der über Bühne Links heraustritt.
    Mit dem Donut.
    Den sehen wir natürlich nicht. Er steckt in einer weißen Papiertüte, die auf dem Podest vor Ihnen abgestellt wird.
    Der Direktor steht etwa dort, sehen Sie? Die grünen Markierungen sind für ihn – bei uns im Jargon heißt er ›der kleine grüne Schurke‹ –, wenn er, um 9:22 Uhr, seinen Rap über die Teufel

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