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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
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ebenfalls gebaute Dinge. Das Barrier Reef vor der australischen Ostküste zum Beispiel, ein gigantisches Bauwerk, größer als unsere größten Städte. Und auf solche Dinge legen sie selbst keinen Wert.«
    »Die Leistung ihrer Zivilisation ist eine rein gedankliche«, schaltete Leonard sich ein. »Sie bauen an einem großen Gedanken, und das schon seit über tausend Jahren. Es ist ein riesiges Projekt, über dessen Dimensionen wir uns keine Vorstellung machen können.«
    »Sie halten sich also für was Besonderes und unsereins für uninteressant«, sagte Doug.
    »Reg dich nicht gleich auf«, erklärte Beth lachend. »Sie denken nicht wie wir in Wörtern. Wörter sind gewissermaßen nur eine Verlängerung der Hände, Instrumente zum Erfassen. Damit können sie nichts anfangen, weil es ihnen nicht darum geht, Ideen zu erfassen und zu manipulieren. Und so haben wir all die Jahre nach der Möglichkeit gesucht, ihre Vorstellungen in Wörter zu übersetzen.«
    Es war fast geschafft. Ich trank einen Schluck Kaffee. Meine Hand zitterte.
    »Problematisch war vor allem der Zeitrahmen«, erklärte Leonard. »Wir sprechen sozusagen häppchenweise. Sie dagegen führen ihre Gespräche entlang jahrhundertealter Stränge. An persönlichen Unterredungen sind sie nicht interessiert. Sie kommunizieren mit dem jeweils eigenen, sich entwickelnden Selbst und ihren Nachfahren. Fertig?«
    Die Frage war an mich gerichtet. Ich nickte.
    Leonard führte mich über Stufen hinab auf die Ebene des Pool. Beth und Doug folgten. Wie ein großes Herz pulsierte draußen die Brandung.
    »Nach dem, was du gesagt hast, kommt’s mir immer noch so vor, als hätten sie überhaupt keine Lust, mit uns ins Gespräch zu kommen«, protestierte Doug.
    »O doch«, erwiderte Leonard. »Es hat sie sogar sehr gefreut, von uns zu hören. Du siehst, sie wissen, wer wir sind.«
    »Sie erinnern sich«, fügte Beth hinzu.
    »Sie wollen uns eine Mitteilung machen«, fuhr Leonard fort.
    »Zur Formulierung dieser Botschaft haben sie einunddreißig Monate gebraucht«, sagte Beth. »Daran waren Tausende von Individuen beteiligt.«
    »Hören wir uns an, was sie zu sagen haben«, meine Doug. Wir lachten über seine so typisch menschliche Ungeduld.
    »Doc zuerst«, sagte Leonard. »Der Synthesizer funktioniert nur unter Wasser.« Er führte mich ans Ende des Pools, wo mehrere Delphine, würdevoll und perlgrau, auf uns warteten wie Gesandte in der Empfangshalle einer Botschaft.
    Ich stieg ins Wasser. Es war kalt, fühlte sich aber gut an. Die Delphine stupsten mich an und tauchten ab. Ich wäre ihnen gern gefolgt, hatte aber nur den Neoprenanzug an und kein Atemgerät dabei.
    »Fertig?« fragte Leonard.
    Ich nickte.
    »Tunk den Kopf ein und sperr die Ohren auf.«
    Ich schwebte im Wasser. Eine dunkle Stimme hallte mir durch Mark und Bein, eine Stimme, die ich aus einem weit zurückliegenden Traum wiedererkannte:
    »Komm nach Hause. Es ist alles vergessen.«
     
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    Originaltitel: ›THE MESSAGE‹ • Copyright © 1993 by Bantam Doubleday Dell Magazines • Erstmals veröffentlicht in: ›Isaac Asimov’s Science Fiction Magazine‹, Oktober 1993 • Copyright © 1998 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München • Aus dem Amerikanischen übersetzt von Michael Windgassen
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England unterwegs
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    Wie Mr. Fox eines Tages plötzlich mit sinnlichem Schauder begriff, gehörte er zu jener Sorte Menschen, die einem durstigen Fremden zwar bedenkenlos einen Drink spendiert, aber oft erst Stunden, manchmal sogar Jahre später herausfindet, daß es sich dabei womöglich um keinen geringeren als den großen Napoleon gehandelt haben könnte.
    An diesem Tag jedenfalls schien außer ihm niemand sonst in Brighton zur gleichen Zeit aufs Meer hinauszuschauen. Mr. Fox machte einen seiner üblichen Spaziergänge entlang der Promenade, dachte über Lizzie Eustace und ihre Diamanten nach, und darüber, daß die Figuren in den Romanen die Tendenz aufwiesen, beinahe realistischer zu werden als die echten Menschen aus Fleisch und Blut in der ›realen‹ Welt, deren Tun und Handeln ihm zunehmend unverständlicher wurden, als ihm auffiel, daß die Meereswellen heute irgendwie komisch aussahen.
    »Schau nur«, forderte er Anthony auf, der ihn überallhin begleitete, was nicht wirklich weit war, da ihre Flaniermeile nach allen Seiten hin Begrenzungen hatte: im Süden die Promenade, im Osten Mrs. Oldenshields Haus, im Norden die Cricketplätze und zu guter Letzt, im Westen, Pig

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