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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
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doch«, entgegnete ich.
    »Die hatte ich auch nicht im Sinn. Ich sprach von Leonard. Er verbringt so viel Zeit unter Wasser, daß es mich nicht wundern würde, wenn ihm Kiemen wüchsen.«
    Doug flog zweimal monatlich zur Insel hinaus, um meine Partner mit allem Nötigen zu beliefern. Als das Festland hinter uns im Dunst verschwand, dachte ich an die vielen Jahre unserer Forschung zurück, im Zuge derer wir schließlich an diesen entlegenen Vorposten im Pazifik gelangt waren.
    Uns waren von der Navy alle Mittel gestrichen worden, als wir uns gegen eine waffentechnische Verwertung unserer Daten entschieden zur Wehr gesetzt hatten. Dann zog auch die Uni von Stanford ihre Unterstützung zurück, weil wir nicht wollten, daß sie unsere vorläufigen Ergebnisse publizierte. So ging uns eine um die andere Beihilfe verloren, wie einem Baum die Blätter, und wie eines dieser Blätter sah ich nun auch meine Ehe zu Boden fallen. Janet und ich gingen schon seit Jahren getrennte Wege, genaugenommen seit dem Tag, da ich die mir angebotene Festanstellung ablehnte, um mein Lebenswerk fortsetzen zu können.
    Das Projekt.
    »Da ist sie, Doc.«
    Die Insel war uns von Alejandro Martinez überlassen worden, jenem Salpetermilliardär, der in Mexico City im Sterben lag. Sie war ein kleines Eiland, rund eine Meile lang, auf der einen Seite von Seehunden bewohnt, auf der anderen bestückt mit den grauen (delphinfarbenen, wie mir zum ersten Mal auffiel) Glasfiber-Modularen unseres Projekts.
    Doug steuerte die kleine 172 geradewegs auf den kurzen Landestreifen zu, der am Rand der Insel freigeschaufelt worden war. Ich fragte mich, wie er dieses Manöver wohl bei Nebel oder starkem Wind bewältigte. Trotz Vollbremsung blieben am Ende nur knapp zehn Meter Piste übrig.
    Beth erwartete uns in einem Jeep mit laufendem Motor. Als ich das strahlende Lächeln auf ihrem breiten Gesicht gewahrte, fragte ich mich, wie es nun um mich stünde, hätte ich meine Ehepartnerwahl nicht von Schönheit abhängig gemacht, sondern von der Aussicht auf Harmonie. Sie und Leonard waren schon lange glücklich miteinander.
    »Willkommen!« brüllte sie über Wind und brausende Brandung hinweg. »Willst du mit uns feiern, Doug? Heute ist unser großer Tag.«
    »Davon laß ich mich um nichts in der Welt abhalten«, antwortete er und schaltete den Motor aus. »Wo ist der Fisch?«
    »Unten im Pool, nehme ich an«, sagte Beth. »Kommt und geht. Welches intelligente Wesen würde wohl auch mit uns kommunizieren wollen, wenn wir es gefangenhielten?«
    »Laß dich nicht verarschen«, warf ich ein. »Er meint Leonard.«
    »Den meine ich auch«, sagte sie lachend.
    Mir wurde angst und bange neben Beth, als sie mit Vollgas (»Wir sind hier immerhin in Mexiko!«) über das einzige kurze Straßenstück der Insel in Richtung Labor raste, das über die Felsen hinausragte. Es sah aus wie ein grauer und rosafarbener Korallenstock, den die Flut an Land gespült hatte. Den Pool, den es umschloß, war an drei Stellen mit dem offenem Meer verbunden.
    Leonard trug, wie gewöhnlich, einen Gummianzug. Er hielt sich auf dem überdachten Oberdeck auf, stopfte ein Seetang-Sandwich in sich hinein und starrte auf den Computermonitor.
    »Ist sie angekommen?« fragte ich.
    »Die Nachricht? Ja.« Er blickte zu mir auf, und sein Gesicht glänzte naß – von Tränen oder Meerwasser.
    Wir umarmten uns. Beth gesellte sich dazu. An dem Triumph hatte jeder gleichen Anteil. Vor zwölf Jahren hatten Leonard und ich mit dem Projekt begonnen. Er hatte die Feldarbeit unter Wasser geleistet, sie den Stimmensynthesizer entworfen und gebaut und ich das Programm dafür geschrieben.
    Während ich mich in meinen Tauchanzug zwängte, erklärte Beth unserem verdutzten Piloten Doug, was uns gelungen war. Bislang hatten wir ein Geheimnis daraus gemacht. »Alle früheren Versuche, mit Delphinen zu kommunizieren, scheiterten am Zeitfaktor«, sagte sie. »Es war dann Doc, der herausfand, daß sie sich nicht als Individuen begreifen, sondern ausschließlich kollektiv. Zunächst mußten wir sie davon überzeugen, daß wir, die aus Individuen bestehende Menschheit, tatsächlich denken und kommunizieren können. Es scheint, sie glaubten, daß wir nur zu reaktivem Verhalten in der Lage sind.«
    »Und wie erklärten sie sich unsere Städte? Die Schiffe?« fragte Doug. »Die Menschen fahren doch schon seit Jahrhunderten zur See.«
    »Ja, das ist ihnen sehr wohl bewußt. Aber sie kennen auch Korallenriffe und Muschelschalen. Das sind

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