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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
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vergiften oder zu mähen; Gras zu erhalten brachte später mehr ein, und mittlerweile macht man ein Vermögen mit Grünflächen, die in jedem Frühjahr neu zu streichen sind. Mit den Bäumen ist es nicht anders. Zuerst wurden sie abholzt und verscherbelt, dann galt es, sie zu erhalten, und jetzt haben wir elektrische. Aber wieso beklage ich mich, Gail? Ich verdiene von Jahr zu Jahr mehr Geld, habe aber das dumpfe Gefühl, das mein Geschäft den Bach runtergeht…«
    So redete er in einem fort, während ich mich hin- und herwälzte und vergeblich einzuschlafen versuchte.
     
    Mit mulmigen Gefühlen näherten wir uns am Donnerstagmorgen der Universität. Ich hatte es schon geahnt, und Carl wußte es in dem Augenblick, da er den Wagen neben den Bäumen anhielt und den Motor abschaltete. Ich braucht nicht einmal auszusteigen und spürte die Stille schon unter den Fußsohlen. Der Eichenhain, Carls ganzer Stolz und Freude, tot.
    Verschwunden auch das wildgewachsene Schwingelgras. Wir stiegen aus, um danach zu suchen, doch es war über Nacht vertrocknet. Man sah nur noch ein paar braune Halme, die im dichten Netzwerk der Zweigschatten vor sich hinwelkten. Vielleicht hatte der Wummich alles kaputt gemacht, oder womöglich war das Leben hier wie andernorts einfach mit der Kraft am Ende.
    »Ihnen macht keiner einen Vorwurf«, sagte der Pedell. Er war unbemerkt hinter uns aufgetaucht und hatte Carl die Hand auf die Schulter gelegt. »Ich will ganz ehrlich sein, Carl: Wir haben Budgetprobleme und hätten es uns auf Dauer wahrscheinlich sowieso nicht leisten können, den Hain instand zu halten. Was halten Sie von Videolaub? Oder vielleicht könnten wir’s mal mit Silicybersprossenimplataten versuchen, zumindest für eine Saison oder zwei. Aber keine Sorge, die stattlichen Eichen bleiben vorerst stehen. Den Studenten sind sie alte Freunde. Wissen Sie, Carl, wie der Hain genannt wird?« Der Pedell warf mir einen Blick zu und zwinkerte mit den Augen, vermutlich, weil er mich für jung hielt. »Die Studenten nennen ihn Schmusehain.«
    »Es geht nicht um die Frage, wem oder was Vorwürfe zu machen sind«, antwortete Carl. Nie hatte ich ihn so niedergeschlagen gesehen. Auch mir war alles andere als wohl zumute.
     
    »Du solltest das Mädchen nach Hause schicken, Carl«, sagte Lord Byron, als wir zu Mittag bei ihm einkehrten. »Seit wann arbeitet sie für dich? Gay, Herzchen, hast du dich jemals krank gemeldet?«
    »Sie wohnt im Gewächshaus«, entgegnete Carl. »Genaugenommen ist sie gar nicht bei mir angestellt. Und laß die Finger von ihrer Kappe. Sie will sich nicht mit kahlem Kopf zeigen.«
     
    Am Nachmittag jäteten wir IV-Teile. Der Golfclub von Delaware Valley ist der vornehmste im gesamten Gartenstaat, und bis vor nicht allzu langer Zeit waren sämtliche Fairways und Greens aus organischem Material.
    Doch in diesem Jahr hatten wir den Kampf um dessen Erhalt endgültig verloren. Bis zum heutigen Abend mußten wir alle Hardware ausgebuddelt haben, damit eine Permaoberfläche aufgetragen werden konnte.
    Carl fuhr mit dem Pick-up geradewegs über die Spielbahnen und scherte sich nicht um die Rufe und Verwünschungen der Golfer. Die Anlage sah aus wie eine Mondlandschaft. Wütend montierte Carl Düsen und Fittings ab und warf sie auf die Pritsche des Pick-ups; die Rohrleitungen aber ließ er im Boden zurück. Die auch noch herauszuholen lohnte sich nicht, zumal ich nicht mit anpacken konnte. Meine Schwindelanfälle waren allzu heftig.
    »Es wird mit jedem Frühjahr schlimmer«, murmelte Carl, als er die letzte Bahn überquerte, durch einen Graben steuerte und zurück auf den Schotterweg. »Geht’s dir nicht gut? Soll ich anhalten?«
    Ich steckte mir den Finger in den Hals, doch es kam nichts hoch.
     
    Am Freitag kam ich kaum hoch. Meine sonst dunkle Haut schimmerte bleich im Licht des Gewächshauses. Carl klopfte mit dem Wagenschlüssel an die Scheibe. Es war schon zehn Uhr.
    »Code Acht, Gail!« rief er. »Ich hol den Wagen.«
    Es war wegen der Barbers. »Ich habe sie nicht richtig verstehen können«, sagte Carl, als er sich in den Verkehr der Durchgangsstraße einfädelte. Er gab mir das Alarmlicht, um es aufs Dach zu klemmen und einzuschalten. »Aber es muß ziemlich schlimm sein. Mann, hat die geschrien.«
    Es war ein heller, drückender Frühlingstag, der Himmel ein grausames Blau. Die A1 war dicht, und Carl schaltete zum Alarmlicht auch noch die Sirene ein. Er fuhr über den Randstreifen, eine Seite auf Asphalt, die

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