Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
nickte höflich und leerte sein Glas. Es gehörte nicht zu seinen Gewohnheiten, sich über Politik auszulassen, insbesondere nicht in Gesellschaft eines Barkeepers, und erst recht nicht in der eines irischen.
    »Ich nehme an, daß Sie diese Entwicklung zum Anlaß nehmen werden, nach Hause zurückzukehren?«
    »Und meinen Job aufgeben…?«
    Mr. Fox erntete fassungsloses Kopfschütteln.
     
    In den nächsten Tagen wurde die Welle nicht spürbar höher, wirkte aber in sich homogener. Der Wind schlug nicht plötzlich um, sondern wehte als gleichmäßig sanfte Brise ostwärts über die Küste, während England nach Westen schwenkte.
    Der Cricketplatz war verwaist, weil die Kinder und Jugendlichen ihre Drachen beiseite gelegt hatten und sich, wie der Rest des Ortes, lieber zur Küste gesellten, um den Wogen zuzuschauen. Die Promenade war überlaufen, daß etliche der Läden, die für diese Saison schon geschlossen hatten, wieder ihre Pforten öffneten.
    Glücklicherweise verbreitete Mrs. Oldenshield nicht mehr Geschäftigkeit als sonst, so daß Mr. Fox in der Lage war, sich, wenn auch eine Spur beschwerlicher als sonst, durch die Wirrnisse seiner Lieblingslektüre zu kämpfen. Ob Mr. Trollope das Verfassen des Buches ähnlich schwer gefallen war?
    Es dauerte nicht lange, bis Lord Fawn sich, ohne Würde und Anstand zu verlieren, öffentlich zur jungen Witwe Eustace bekannte und um ihre Hand anhielt. Mr. Fox war sich jedoch sicher, daß Lizzies Diamanten noch einigen Wirbel verursachen würden. Er kannte sich in Erbangelegenheiten aus. Das winzige Zimmer unterm Dach des Pig & Thistle war ihm auf Lebenszeit vom früheren Eigentümer des Gasthofs vermacht worden, weil der Vater von Mr. Fox ihm während eines Luftangriffs das Leben gerettet hatte. Ein gerettetes Leben war nach Auffassung des Wirtshausbesitzers, der aus Ostindien stammte, aber ein lupenreiner Christ, kein Hindu gewesen war, eine Schuld, die niemals abgetragen werden konnte.
    Mr. Fox fragte sich manchmal, ohne eine Antwort zu finden, wo er wohl wohnen würde, wenn er gezwungen gewesen wäre, sich selbst nach einem Plätzchen zum Leben umzusehen. In den Romanen, die er las, war dies eigentlich gang und gäbe.
    Und eigentlich auch im richtigen Leben.
    An diesem Abend berichtete das Fernsehen von Ausschreitungen in Belfast, nachdem die Landspitze Schottlands ganz nah im Süden vorbeigeglitten war. Die Frage, ob die Loyalisten in Irland zurückgelassen werden sollten, hatte für einigen Aufruhr gesorgt. Alle warteten gespannt auf die Stellungnahme des Königs, der sich mit seinem engsten Beraterstab hinter verschlossene Türen zurückgezogen hatte.
    Am nächsten Morgen, es war der fünfte des Monats, lag ein Brief für Mr. Fox auf dem kleinen Tisch in der Eingangshalle des Pig & Thistle. Seine Nichte Emily gab ihre Briefe in Amerika immer am Monatsersten im Postamt auf, so daß sie ziemlich verläßlich am Morgen des fünften bei ihrem Onkel eintrudelten.
    Mr. Fox öffnete ihn wie üblich, nachdem er seinen Tee bei Mrs. Oldenshield gehabt hatte. Er las das Ende aus Gewohnheit zuerst, um sicherzugehen, daß er mit keinen unangenehmen Überraschungen zu rechnen hatte.
    Ich wünschte, Du könntest Deine Großnichte einmal sehen, bevor sie erwachsen ist, schrieb Emilie. So endeten ihre Briefe jeden Monat. Seit ihre Mutter Clare, Mr. Fox’ Schwester, ihn einmal besucht hatte, nachdem sie bereits nach Amerika ausgewandert waren, hatte sie ihn bedrängt, auch einmal nach Übersee zu kommen. Und seit dem Tod ihrer Mutter stieß Emily nun ins selbe Horn. Deine Großnichte wird bald eine junge Dame sein, schrieb sie, als könnte Mr. Fox mit seinem Verhalten irgendwelchen Einfluß darauf nehmen.
    Was er wirklich bedauerlich fand, war, daß Emily ihn damals aus Anlaß des Todes ihrer Mutter nicht nur darum gebeten hatte, nach Amerika zu kommen, sondern darüber hinaus etwas von ihm verlangt hatte, was er niemals auch nur in Erwägung gezogen hätte. Deshalb hatte er nie auf ihr Anliegen geantwortet.
    Seine Blicke huschten zum Anfang des Briefes zurück (Lieber Onkel Anthony), dann faltete er das Blatt Papier sehr klein zusammen und legte es, als er am Abend auf sein Zimmer zurückkehrte, samt Umschlag zu den anderen Briefen in der Schachtel.
    Die Bar war gut besucht, als er um neun wieder herunterkam. Im Fernsehen war der König in braunem Anzug und grün-golden gestreifter Krawatte zu sehen, wie er in einem BBC-Studio vor einer riesigen Uhr saß. Sogar Harrison, der sonst

Weitere Kostenlose Bücher