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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
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andere auf grün gestrichenem Schotter.
    Als wir die Wisperwälder erreichten, sah ich sogleich, daß wir zu spät kamen.
    Die Nachbarn standen am Rand des Barberschen Vorgartens und sahen zu, wie sich das Gras gelb färbte, dann gelbgrün und wieder gelb; wie ein Alkoholfeuer es flackerte auf schwindelerregende Weise. Dazu war ein leises Knistern zu hören, und es breitete sich der Geruch absterbenden Lebens aus.
    »Hört sich an, wie wenn man Milch über Cornflakes gießt«, bemerkte eins der Kinder.
    Carl ging in die Knie rupfte ein Büschel Gras aus und roch an den Wurzeln. Dann schnupperte er in der Luft und schaute zu mir auf, als wäre ich ihm gerade zum ersten Mal unter die Augen getreten. »Code Zehn«, sagte er mit sonderbar flacher Stimme. Hatten wir nicht beide gewußt, daß dieser Tag kommen mußte?
     
    »Vorsicht!« rief einer der Nachbarn. »Zurück!«
    Die braunen Ränder wurden zusehends dunkler und weiteten sich zur noch grünen Mitte hin aus, und unter lauter werdendem Knistern zog sich die braune Welle zurück, um gleich darauf wieder voranzurollen. Mit jedem Hin und Her verlor das gelbgrüne Gras noch mehr Farbe. Dann verdunkelte alles Gras mit einem Mal, als hätte sich ein Auge geschlossen, und es war still geworden. Ich spürte meine Knie weich werden und lehnte mich an den Wagen.
    »Da läßt sich doch bestimmt noch was machen, was meinen Sie, Carl?« fragte Mr. Barber, der herbeieilt war, gefolgt von seiner Frau, die vor Kummer schluchzte und sich davor in acht nahm, vom Gehweg abzukommen und auf toten Grund zu treten. Der dünne Sterbegeruch hatte sich zu einem faulen, feuchten, ekelhaften Gestank ausgewachsen, als würde es aus einem großen offenen Grab herausgähnen.
    »Was stinkt da so?« wollte ein Nachbar wissen.
    »Hey, Mister«, sagte ein Kind und zupfte Carl am Ärmel. »Ihr Junge kippt gleich um. Die Kappe ist ihm schon vom Kopf gerutscht.«
    »Das ist kein Junge«, sagte Carl. »Und sie heißt Gäa.« Ich hörte ihn zum ersten Mal meinen Namen richtig aussprechen.
    »Was stinkt da so?« fragte jetzt eine der Nachbarinnen. Sie hielt die Nase in den Wind, in den großen Passatwind, der um die ganze Erde wandert.
    »Entschuldigen Sie mich«, sagte Carl zu den Barbers. Er kam herbeigerannt und versuchte, mir wieder aufzuhelfen, aber ich war schon zu weit weggetreten.
    »Es ist wohl doch zu spät, nicht wahr?« sagte Mr. Barber. Carl nickte und fing zu weinen an, was ich auch getan hätte, wäre ich dazu noch imstande gewesen.
     
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    Originaltitel: ›CARL’S LAWN AND GARDEN‹ • Copyright © 1992 by Omni Publication International, Ltd. • Erstmals veröffemtlicht in: ›Omni‹, Januar 1992 • Copyright © 1998 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München • Aus dem Amerikanischen übersetzt von Michael Windgassen
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Die Botschaft
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    Die Stimme in der Telefonleitung war zwar sehr leise, aber dennoch artikuliert: »Unser Anruf ist durchgekommen.«
    »Ich bin schon unterwegs.«
    Obwohl ich seit Jahren darauf gehofft und hingearbeitet und auch dann davon geträumt hatte, wenn ich mit anderen Dingen beschäftigt war, konnte ich es kaum glauben. Geschweige denn Janet erklären.
    »Das war Beth am Telefon«, sagte ich.
    »Und du gehst jetzt.« Sie fragte nicht, sondern stellte fest.
    »Wir beide haben doch immer schon damit gerechnet.«
    »Du brauchst nicht zurückzukommen.«
    »Janet…«
    Doch sie hatte sich schon zur Seite gedreht und tat so, als sei sie eingeschlafen. Es war fast zu hören, wie das Band zerriß, das Band einer achtjährigen Ehe, das uns zusammengehalten hatte, sowohl in den kleinen Colleges als auch in den Zentren für Meeresforschung und während der langen Winter von Woods Hole.
    Es war nicht mehr zu flicken. Ich nahm ein Taxi zum Flughafen.
    Der Flug nach San Diego schien nicht enden zu wollen. Kaum hatte ich die Maschine verlassen, rief ich Doug in Flying Fish an.
    »Erinnerst du dich an dein Versprechen, alles liegen- und stehenzulassen und mich zur Insel zu bringen, wenn wir denn schließlich Erfolg hätten?«
    »Wir treffen uns am Hangar«, antwortete er.
    Der Motor von Dougs uralter Cessna lief schon warm, als ich dort eintraf. Ich brachte zwei Becher Kaffee mit, der schwarze war für ihn. Bevor einer von uns ein Wort verloren hatte, waren wir über Point Loma in der Luft und in westlicher Richtung unterwegs.
    »Der Fisch hat also endlich den Durchbruch geschafft«, sagte er.
    »Delphine sind keine Fische; das weißt du

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