Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Horizont war laut den Nachrichtensprechern im Fernsehen die Bretagne; die offene See lag unmittelbar vor ihnen. Es war erregend, nur daran zu denken. Glücklicherweise blieb die familiäre Atmosphäre und Nestwärme bei Mrs. Oldenshield gewahrt, so daß nichts im Wege stand, mitzuerleben, wie Lizzie dem Anwalt der Familie Eustace, Mr. Camperdown, aus dem Weg ging, indem sie sich auf ihr Schloß in Ayr zurückzog. Zuvor hatte Lord Fawn (aufgestachelt von seinen Angehörigen) ihr kategorisch ins Gewissen geredet, sie nicht ehelichen zu können, solange sie nicht öffentlich ihren Verzicht auf die Diamanten erklärt habe. Lizzies Antwort auf das ihr gestellte Ultimatum hatte darin bestanden, sich samt der in der Stahlkassette verwahrten Diamanten nach Schottland abzusetzen.
    Im späteren Verlauf der Woche wurde Mr. Fox erneut auf den Afrikaner aufmerksam. Am alten West Pier hatte sich eine Menschenmenge versammelt, und obwohl es anfing zu regnen, spazierte Mr. Fox bis zum Ende, wo ein Boot entladen wurde. Es handelte sich um ein schnittiges Tragflächenboot, an dessen Bug das Wappen der königlichen Familie prangte. Zwei Kamerateams filmten, wie Matrosen im Ölzeug einer alten Lady im Rollstuhl vom Boot auf das Pier hinüberhalfen. Dort händigte rnan ihr einen Regenschirm und ein winziges weißes Hündchen aus. Der gutaussehende junge Kapitän des Tragflächenbootes winkte kurz mit seiner kunstvoll bestickten Mütze, ehe er den Befehl zum Ablegen gab und sich das Boot wieder vom Pier entfernte. Die Menge schrie »Hurra«, als sich das Boot gegen die Wellen bäumte und mit stampfenden Maschinen im Regen verschwand.
    »Wuff«, sagte Anthony. Außer ihm und Mr. Fox schien kein anderer der alten Dame im Rollstuhl und dem durchnäßten, heftig zitternden Hund auf ihrem Schoß Aufmerksamkeit zu schenken. Sie war eingeschlafen (vielleicht sogar entschlafen!), und der Schirm war ihrer Hand entglitten. Zum Glück hatte es aufgehört zu regnen.
    »Da fährt er also hin, der junge Prince of Wales«, ertönte eine Stimme von links, die Mr. Fox nicht mehr unbekannt war. Sie gehörte dem Afrikaner.
    Die Kanalinseln und die meisten anderen Inseln lagen bereits hinter ihnen. Die Entsendung des Tragflächenboots nach Guernsey ging auf das Konto der Königlichen Familie, die offenbar noch ganz nebenbei einer spätentschlossenen alten Lady den Wunsch erfüllt hatte, ihr Leben doch noch in der englischen Heimat beschließen zu können.
    »Er wird um fünf in Portsmouth sein«, sagte der Afrikaner und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf das schon weit entfernte Boot.
    »Ist es schon nach vier?« fragte Mr. Fox, dem klar wurde, daß er die Zeit vergessen hatte.
    »Kannst du dir nicht mal ’ne Uhr leisten?« spottete die Begleiterin des Afrikaners, die unvermittelt den Kopf unter dessen Umhang herausstreckte.
    Mr. Fox hatte sie vorher nicht bemerkt. »Ich habe noch nie eine gebraucht«, antwortete er wahrheitsgemäß.
    »So siehst du aus«, zischte sie.
    »Exakt zwanzig Minuten nach«, sagte der Afrikaner. »Nehmen Sie nicht ernst, was sie von sich gibt, Kumpel.«
    Mr. Fox war niemals zuvor ›Kumpel‹ genannt worden. Er war erleichtert, daß er seinen gewohnten Tee noch nicht verpaßt hatte. Er eilte zu Mrs. Oldenshield, wo sich seine ganze Aufmerksamkeit bald darauf um eine Fuchsjagd auf Portray, Lizzies schottischem Schloß, drehte. Mr. Fox nahm gespannt in seinem Sessel Platz, um zu lesen, wie es weiterging.
    Eine Fuchsjagd!
    Mr. Fox glaubte fest an die Kraft der Tradition.
     
    Das Wetter schlug um, es wurde wärmer, aber auch rauher. Auf den Satellitenbildern im Fernseher, der auf einer Halterung über dem Bartresen des Pig & Thistle thronte, war England nicht mehr als eine wolkenverhangene Kontur, die ebensogut eine flüchtige Skizze, kein hochaufgelöstes Foto hätte sein können.
    Nachdem sich die Insel zwischen Irland und der Bretagne hindurchgezwängt hatte, als wäre sie ein störrisches Kind, das der Obhut seiner alten keltischen Eltern entfliehen wollte, gelangte England über Süd und West in den offenen Atlantik. Daraufhin brandeten die Wellen nicht länger schräg, sondern schnurgerade gegen den Betonwall zwischen Strand und Promenade. Mr. Fox war selbst über sich erstaunt, daß ihm seine Spaziergänge nun, im Bewußtsein jeden Tag eine neue Strecke zu befahren (obwohl die Kulisse eigentlich immer gleich aussah), mehr Freude bereiteten als jemals zuvor.
    Der Wind wehte ihm beständig stark ins Gesicht, und die Promenade war

Weitere Kostenlose Bücher