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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
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auch die Absenderangaben auf dem Umschlag. Der Ort, an dem der Brief aufgegeben worden war, hieß ominöserweise Babylon.
    Lizzie bewies Durchhaltevermögen. Obwohl die Polizei (wie auch die Hälfte der Londoner High Society) bald mutmaßte, daß sie den Diebstahl der Diamanten nur vorgetäuscht hatte, um zu verhindern, daß sie die Juwelen wieder an die Familie Eustace zurückgeben mußte, fiel es ihr gar nicht ein zuzugeben, daß sie nie wirklich bestohlen worden war. Warum hätte sie es auch tun sollen?
    Nachdem das Buch für diesen Tag wieder ins Regal zurückgewandert war, staunte Mr. Fox noch eine ganze Weile über die Charakterstärke der Romanheldin, die so von sich überzeugt war, daß sie alles, was ihren Interessen entgegenkam, automatisch als rechtens einstufte.
    Am nächsten Morgen hatten sich etliche Menschen am West-Pier versammelt. Sie winkten mit Union Jacks und zeigten immer wieder auf einen Fleck am Horizont. Es überraschte Mr. Fox nicht, ein vertrautes Gesicht (und eine nicht minder vertraute ›Haartracht‹) in der Menge zu entdecken.
    »Die Bermudas«, sagte der Afrikaner.
    Mr. Fox nickte zurückhaltend. Er verdächtigte die Begleiterin des Mannes, nur auf eine Gelegenheit zu warten, ihm wieder eine ihrer Grobheiten an den Kopf werfen zu können, und diese Genugtuung wollte er ihr nicht geben.
    War es bloße Einbildung, daß der Fleck am Horizont pinkfarben war?
    An diesem Abend und ebenso an den beiden darauffolgenden Abenden sah sich Mr. Fox die Höhepunkte der Bermuda-Reise im Fernseher über der Bar an. Die Inselgruppe, die von Brighton aus kaum zu sehen war, trieb etwa eine Meile an Dover vorbei, und Tausende kamen, um den Polizisten der britischen Kronkolonie dabei zuzusehen, wie sie in ihren roten Uniformen auf den Korallenfelsen aufgereiht standen und dem vorbeidriftenden Mutterland salutierten. Sogar dort, wo sich keine größeren Scharen Schaulustiger einfanden, in den tiefergelegenen Regionen von Norfolk etwa, auf den Schieferfelsen von Yorkshire oder an Schottlands (früherer) Nordküste, wurde dieselbe Ehrerbietung gezeigt. Die Etappe dauerte fast eine Woche, und Mr. Fox gelangte zu der Auffassung, daß dem Durchhaltevermögen der Bermudianer mindestens ebensoviel Respekt zu zollen war wie ihrem Patriotismus.
    Ein paar Tage später drehte der Wind und flaute allmählich ab. Anthony war froh darüber, bemerkte er doch, daß die Kinder sofort ungleich schneller rennen konnten, um ihre Drachen zum Steigen zu bringen, und damit einen Hund, der bellend neben ihnen herlief und sie anfeuerte, nötiger denn je hatten. Nur Mr. Fox wußte bereits, daß sie, falls der Wind noch mehr abnahm, das Interesse am Drachensteigen gänzlich verlieren würden.
    Die Bermudianer waren laut BBC immer noch gerührt, weil sie endlich einen – wenn auch nur flüchtigen – Blick auf ihr Mutterland hatten werfen dürfen. Aber die übrigen Mitglieder des Commonwealth empörten sich darüber, als das Vereinigte Königreich unmittelbar nach der Bermuda-Passage plötzlich scharf nach Norden schwenkte und einen Kurs nahm, der es auf die USA zuführen würde.
    Mr. Fox hatte währenddessen an einer ganz anderen, eher häuslichen Katastrophe zu kauen, denn Lizzie waren ihre Diamanten gestohlen worden – diesmal wirklich! Sie hatte sie in einer verschlossenen Schublade in ihrer Unterkunft bei der abscheulichen Mrs. Carbuncle aufbewahrt. Wenn sie diesen Diebstahl aber nun meldete, würde sie auch zugeben müssen, daß sich die Diamanten gar nicht in der in Schottland gestohlenen Kassette befunden hatten! Ihre einzige Hoffnung konnte nur noch darin bestehen, daß weder die Diamanten noch der echte Dieb jemals wieder ans Licht der Öffentlichkeit kamen…
    Das Commonwealth in Aufruhr!
Scharfe Protestnote der karibische Mitgliedsstaaten
Werden die Briten den Big Apple verprügeln?
    Die BBC zitierte britische wie amerikanische Zeitungen. Nautik-Spezialisten wurden bemüht, und diese bekräftigten, unterstützt von aufwendigen Animationen und Simulationen, daß der jetzige Süden (und frühere Norden) Englands sich bei Beibehaltung seines augenblicklichen Kurses geradewegs in die Hafenbucht von New York bohren würde, etwa dort, wo Long Island seine Anbindung an New Jersey hatte, so daß von Dover aus mühelos die Skyline der gewaltigen Metropole zu überblicken sein würde.
    Plymouth, so wurde erwartet, würde ungefähr auf Höhe Montauks enden, und Brighton irgendwo weiter zur Mitte hin, wo auf den Satellitenbildern

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