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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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denen er am meisten bedeutete. Falls die Tür angelehnt war, konnte er vor ihr stehen bleiben und Bies Atem in der Dunkelheit lauschen.
    Er hörte, wie Tom die Luke zum Dachboden öffnete, und nahm sich zusammen. Beschrieb ihm genau, wonach er suchen sollte. Nach der Schachtel im Schrank auf dem zweiten Regalbrett von oben.
    »Siehst du die Karten, Tom?«
    »Ja.«
    »Du musst sie mir faxen. Aber sei leise und weck Mama nicht auf.«
    »Ich glaube, die sind zu groß für das Fax.«
    »Dann schneide sie auseinander und schicke sie in mehreren Teilen.«
    »Ich soll sie wirklich zerschneiden?«
    »Wir können sie ja später wieder zusammenkleben.«
    Er erklärte Tom, wie er vorgehen sollte. Kurz darauf begann das Fax im Kopierraum neben dem Behandlungszimmer zu rattern. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Karten leserlich waren, fragte er:
    »Wie geht’s Marlen?«
    Tom wusste es nicht.
    »Sie schläft wieder bei Mama im Bett. Warum habe ich Brede nie getroffen, wenn er doch mein Onkel ist?«
    Axel schaute auf die Uhr. Es war fünf vor eins.
    »Er wollte mich nicht sehen.«
    »Mama sagt, er ist ein Spinner.«
    »Sie ist ihm auch nie begegnet. Brede hat eine schwierige Kindheit gehabt. Er war wütend, weil er meinte, dass ich immer im Vorteil war.«
    »Wenn du Daniel bist, dann bin ich Brede.«
    Axel schwieg verblüfft.
    »Das stimmt nicht, Tom. Ich liebe dich sehr.«
    »In allen Zeitungen und im Fernsehen wird über dich berichtet. Alle tuscheln über dich, wenn ich mich umdrehe. Nennen dich Mörder …«
    »Sie irren sich.«
    Er strich sich seufzend ein paarmal heftig über das Gesicht.
    »Ziehst du aus, Papa?«
    »Ich weiß es nicht, Tom. Ich weiß nur, dass alles bald vorbei ist.«

    Er breitete die einzelnen Blätter auf dem Schreibtisch aus. Die Karten waren aus den vierziger Jahren. Sie zeigten die Fluchtrouten über die Grenze nach Schweden, die der Widerstandskämpfer Torstein Glenne für seine Söhne eingezeichnet hatte. Eingekreist waren die Orte, an denen sich die Hütten befanden, die ihnen als Versteck dienten. Viele Jahre später hatte Axel seinen Söhnen die gleichen Vorträge über den Preis der Freiheit gehalten, die er schon von seinem Vater gehört hatte.
    Aus dem Internet druckte er sich eine Karte der Gemeinde Åsnes aus und fand Åmoen. »Fast zehn Kilometer weiter nördlich«, hatte es in dem Brief geheißen. Er fuhr mit dem Finger über die Karte des Vaters: der Fallsjøen, Åmoen, eine Hofzufahrt, von der ein Waldweg abzweigte. Er überschlug die Entfernung. Sie stimmte mit einem der Orte, die der Vater eingekreist hatte, überein.
    »Da hältst du sie gefangen, du Scheißkerl«, murmelte er. »Aber jetzt habe ich dich gefunden.«
    Arve Norbakk war sofort am Apparat. Axel sagte:
    »Ich weiß, wo sie ist.«
    »Was? Reden Sie von Miriam Gaizauskas?«
    Axel erklärte, was in den Briefen gestanden hatte. Er hatte damit gerechnet, dass man ihm mit Skepsis begegnen würde, doch Norbakk schien ihm Glauben zu schenken.
    »Waren die Briefe unterschrieben?«, wollte er wissen.
    »Nein, aber an einer Stelle ist ein Name erwähnt.« Er suchte das Foto heraus. »Hier steht Oswald. Das muss der sein, der auf dem Foto neben ihr steht. Ein Riesenkerl, der offenbar das Downsyndrom hat.«
    »Gut, ist notiert. Noch was?«
    »Der Briefschreiber erwähnt, dass er in einem Ort namens Åmoen an der Esso-Tankstelle gejobbt hat.«
    Norbakk stieß einen langgezogenen Pfiff aus.
    »Wir werden mit dem Inhaber Kontakt aufnehmen. Vielleicht ist der Kerl ja immer noch dort angestellt.« Dann fügte er hinzu: »Sie haben an einem Abend bessere Arbeit geleistet als die Polizei in vier Wochen.«
    Axel wusste nicht, wie er das verstehen sollte. Vielleicht war es als Entschuldigung gemeint.
    »Wir werden sofort eine Einsatzgruppe dorthin schicken«, entschied Norbakk. »Geben Sie mir die Wegbeschreibung.«
    Er beschrieb ihm detailliert die gesamte Strecke.
    »Ich habe jetzt eine Karte auf meinem Monitor«, entgegnete Norbakk. »Kann ich mich nach der Abzweigung vom Riksveien an irgendeinem Namen orientieren?«
    Axel warf einen Blick auf seine Karte.
    »Irgendwann geht dort ein kleiner Weg ab, an dessen Ende Åheim steht. An dem fahren Sie vorbei und biegen ein Stück danach in östliche Richtung ab.«
    Norbakk bat ihn, die Wegbeschreibung zu wiederholen.
    »Alles klar«, sagte er dann. »Wir werden jemand mitnehmen, der sich in der Gegend auskennt, und Leute vom Sondereinsatzkommando. Wir melden uns wieder, wenn wir Fragen

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