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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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hatte sie zwei Kommilitoninnen erwähnt, die ihre besten Freundinnen seien. Nina hatte sich ihre Namen notiert, suchte sie in ihrem Notizbuch. Vermutlich war es das Beste, dass sie diese Namen an Arve weitergab. Er sollte auf keinen Fall den Eindruck bekommen, dass sie ihm seine Arbeit wegnahm oder ihm gar unterschwellig vorwarf, sich nicht ausreichend zu engagieren. Doch andererseits hatte er sicher schon alle Hände voll damit zu tun, die vielen Handyverbindungen zu überprüfen. Und sollte sie etwas herausbekommen, würde sie es ihm überlassen, es zu melden. Er würde ihr bestimmt dankbar sein und ihr somit Gelegenheit geben, ihn an ihre Verabredung zu erinnern.
    Sie wollte gerade die Auskunft anrufen, um die Handynummern der Freundinnen herauszubekommen, als Viken in den Raum stürmte.
    »Jetzt haben wir ihn!«, rief er triumphierend.
    Nina hatte ihn noch nie so aufgekratzt erlebt.
    »Die Fotos, die ihr in der Wohnung entdeckt habt, waren voller Fingerabdrücke. Und jetzt rate mal, von wem!«
    Die Antwort lag zwar auf der Hand, doch sie wollte ihm die Freude nicht nehmen, es selbst zu verkünden.
    »Glenne«, sagte er so ruhig wie möglich. »Dr. Axel Glenne!«
    Nina hatte das Gefühl, als müsste sie auf ein Karussell aufspringen, das bereits volle Fahrt aufgenommen hatte.
    »Es ist also möglich«, entgegnete sie vorsichtig, »dass er sie geschickt hat.«
    Viken trommelte gegen den Türrahmen.
    »Ich habe Frøen angerufen. Selbst er gibt sich geschlagen.«
    Die Botschaft stand ihm überdeutlich ins Gesicht geschrieben: Was habe ich gesagt? Desto wichtiger war es, Viken sogleich mit ihren neuen Erkenntnissen zu konfrontieren.
    »Miriam Gaizauskas hatte eine langjährige Beziehung, nachdem sie nach Norwegen gekommen war. Sie war sogar verlobt. Ich versuche gerade, herauszufinden, um wen es sich handelt.«
    Viken winkte ab.
    »Das muss warten, Nina. Ich brauche dich jetzt für was anderes. Uns läuft die Zeit davon. Wir müssen alles daransetzen, Glenne ausfindig zu machen.«

63
    O swald war den ganzen Morgen unruhig gewesen. Er war im Wohnzimmer auf und ab marschiert, hatte tiefe knurrende Laute von sich gegeben und nicht darauf reagiert, wenn Signy ihn ansprach. Er hatte nichts gegessen, und die Morgentoilette hatte sie auch noch nicht mit ihm erledigen können. Schon in der Nacht war er ruhelos umhergelaufen und hatte nicht eine Minute geschlafen. Tora blieb davon nicht unbeeinflusst. Sie saß in ihrem Rollstuhl und wimmerte unablässig vor sich hin. Mehrmals war Signy schon drauf und dran gewesen, Mette Martin anzurufen, doch dann entschied sie sich zu warten, bis Åse Berit auftauchen würde. Åse Berit gelang es immer, Oswald zu beruhigen, ganz gleich wie erregt er war.
    Als sie um Viertel nach elf hörte, wie die Haustür geöffnet wurde, seufzte sie erleichtert auf. Doch nicht Åse Berit Nytorpet kam ins Wohnzimmer, sondern eine sehr viel ältere Dame. Sie war klein und schmächtig, hatte sorgsam frisierte silbergraue Haare und eine dicke Brille.
    »Ich hörte, hier gibt es Schwierigkeiten, also bin ich ein bisschen früher gekommen«, sagte sie.
    Signy starrte sie verzweifelt an.
    »Kommt Åse Berit denn nicht?«
    »Åse Berit ist krankgeschrieben.«
    Die Alte reichte ihr eine faltige, knochige Hand.
    »Ich heiße Ingeborg«, fuhr sie fort. »Ingeborg Damhaug. Ich habe hier viele Jahre gearbeitet.«
    Signy lächelte tapfer. Åse Berit war so groß und geschickt, dass man sich hinter ihr verstecken konnte, wenn Oswald unruhig war. Doch was sollte dieses alte Klappergestell gegen ihn ausrichten?
    »Was fehlt Åse Berit denn?«
    Die Alte seufzte.
    »Wahrscheinlich ist ihr alles zu viel geworden. Die Polizei ist da gewesen und hat den gesamten Hof auf den Kopf gestellt. Sogar den Fußboden haben sie aufgebrochen. Da haben ihre Nerven irgendwann nicht mehr mitgemacht.«
    Signy senkte den Blick.
    »Anscheinend gibt es Leute hier, die nichts Besseres zu tun haben, als irgendwelche Lügengeschichten in die Welt zu setzen!«, sagte sie mit Verachtung. »Und du, Oswald? Läufst hier im Zimmer rum und willst nichts essen?«
    »Oswald Bären fangen!«
    »Ja, das könntest du wirklich, aber jetzt komm erst mal her, Oswald, und setz dich hin.«
    Sie legte ihren schmächtigen Arm um ihn und führte ihn zum Esstisch.
    »Ingenborg Bären fangen!«, rief Oswald, worauf die Alte zu lachen anfing.
    »Ja, das wäre ein schönes Schauspiel«, entgegnete sie glucksend und trocknete sich die Tränen, und auch Oswald schien

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