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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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auf.
    »Wann seid ihr hier fertig?«
    Der Grauhaarige ließ seinen Blick prüfend über den Felsrücken schweifen.
    »In fünf, sechs Stunden – vorläufig.«
    Viken dachte nach. Es war Viertel vor neun. Höchst unwahrscheinlich, dass das Dezernat für Gewaltverbrechen, dem er angehörte, hier überhaupt zuständig war. Er war aus eigener Initiative hierhergekommen und wusste genau, dass seine Kollegen vom Bereitschaftsdienst nicht unbedingt begeistert sein würden, ihn hier anzutreffen. Nachdem er allerdings die Tote gesehen hatte, war er sich sicher, seine Zeit nicht vergeudet zu haben. Er hatte schon Leichenreste aus dem Meer gefischt und tote Körper gesehen, die wochenlang bei sommerlicher Hitze in irgendwelchen Wohnungen vor sich hin gefault hatten. Körper, die mit einem Messer verunstaltet oder aus nächster Nähe von einer Schrotladung durchlöchert worden waren. Doch nie zuvor hatte er etwas zu Gesicht bekommen, das diesen Wunden glich. Während er langsam den Abhang hinunterging, richtete er die Taschenlampe auf den Boden. Ein paar Meter weiter fand er zwei neue Spuren.
    Erneut kletterte er auf den Felsrücken, riss sich die Plastiküberzüge von den Schuhen und zog einen Putzlappen aus seiner Tasche. Selbst bei Einsätzen in freier Natur hasste er es, wenn seine Schuhe Flecken bekamen. Danach blieb er stehen und warf einen Blick nach unten auf das hell erleuchtete Terrain, wo die weißgekleideten Männer nach wie vor um die Leiche herumkrochen und den Untergrund absuchten. Er zückte sein Handy und wählte eine Nummer aus seinem Telefonbuch aus. Er rief jemand aus seinem Dezernat an, der aus einer der hintersten Ecken der Provinz Hedmark stammte und in der dortigen Kommune früher dem Jagdausschuss angehört hatte. Jemand, der sich jedes Jahr zwei Wochen Urlaub nahm, um auf Elchjagd zu gehen.
    »Hallo Arve«, sagte er, als der andere sich meldete. »Ich weiß, dass du gerade Urlaub hast, aber es gibt da etwas, das ich dir gerne zeigen würde. Bist du in der Stadt? Okay, wie schnell kannst du zum Ullevålseter kommen?«

    Viken stand mit einem Becher Kaffee draußen auf dem Hof. Die Betreiber der Hütte waren mehr als freundlich gewesen. Obwohl das Café schon seit vielen Stunden geschlossen war, hatten sie ihm auch etwas zu essen angeboten. Allerdings begnügte er sich trotz seines übersäuerten und gereizten Magens mit Kaffee. In der Ferne hörte er ein Motorengeräusch. Wenige Minuten später kam ein kleines, helles Auto den Hügel hinaufgekrochen. Sein Kollege Arve Norbakk, auf den er wartete, hatte ein großes Geländefahrzeug mit Vierradantrieb, und Viken ahnte in diesem Moment, was das zu bedeuten hatte.
    Seine Ahnungen bestätigten sich, als eine ihm wohlbekannte blonde Frau bereits die Tür öffnete und vom Beifahrersitz sprang, bevor der Wagen angehalten hatte.
    »Hab mich schon gefragt, wo Sie bleiben, Fredvold«, sagte Viken. »Ihr von VG seid ja normalerweise vor Ort, bevor ich mir überhaupt die Schuhe angezogen habe. Ich bin schon seit Stunden hier, und weit und breit ist keiner von euch Schmierfinken zu sehen. Kein Wunder, dass es mit euren Auflagen bergab geht.«
    Die Journalistin war in den Dreißigern, hatte einen Unterbiss und war fast einen Kopf größer als der Kommissar. Sie trug eine Lederjacke und hochhackige Stiefel, die den Größenunterschied noch verstärkten. Große Frauen waren ihm stets unangenehm.
    »Das wird sich wieder ändern«, entgegnete sie. »Dass Sie hier sind, ist schon mal ein gutes Zeichen.«
    Viken schnitt eine Grimasse.
    »Meine Gegenwart bedeutet keineswegs, dass ein Mord passiert sein muss, das wissen Sie ganz genau. Wer hat Ihnen eigentlich die Erlaubnis gegeben, mit dem Auto hierherzukommen?«
    »Die Verkehrspolizei hat sicher was Besseres zu tun, als sich hier rumzutreiben«, erwiderte sie lächelnd.
    Sie hat wirklich den Charme einer Ziege, dachte Viken.
    Ein kleiner, korpulenter Mann mit einer riesigen Fototasche quetschte sich aus dem Wagen. Der Kommissar hatte ihn nie zuvor gesehen. Als der Kerl auf ihn zukam und ihm vermutlich die Hand geben wollte, drehte er sich um und widmete sich seinem Kaffee. Seit er Norbakk angerufen hatte, war eine Stunde vergangen. Er wünschte sich, die Sache endlich hinter sich zu bringen und so schnell wie möglich in die Stadt zurückkehren zu können.
    Kaja Fredvold und der Fotograf folgten ihm in die Hütte.
    »Oh, kriegt man hier noch einen Kaffee?«, rief die Journalistin erfreut, als sie die dampfende Kanne auf

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