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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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der Theke erblickte.
    Sie bediente sich und ging zu dem Tisch hinüber, an den Viken sich gesetzt hatte.
    »Haben Sie Hilde Paulsen gefunden?«
    »Vieles deutet darauf hin.«
    »Was ist mit ihr geschehen?«
    Viken trommelte auf die Tischplatte.
    »Sie hat anderthalb Wochen unter einem Felsvorsprung gelegen, ist wahrscheinlich hinabgestürzt.«
    »Wo?«
    »Nicht weit von hier, ein paar Kilometer.«
    »Aber das ganze Gebiet ist doch tagelang durchkämmt worden. Von Hunden und vielen freiwilligen Helfern. Sogar Hubschrauber waren im Einsatz.«
    »Geben Sie uns ein paar Tage Zeit, Fredvold.«
    »Uns? Also doch ein Verbrechen?«
    Viken hörte ein Auto und stand auf.
    »Geben Sie’s auf! Von mir erfahren Sie nichts mehr.«

    Sie fuhren mit Norbakks SUV den Waldweg hinauf. Die Journalistin folgte ihnen in ihrem japanischen Kleinwagen.
    »Ich hoffe, die bleiben irgendwo stecken«, meinte Viken.
    Arve Norbakk brummte etwas vor sich hin. Er war gerade dreißig geworden und mindestens zwanzig Jahre jünger als sein Kollege. Er kam praktisch direkt von der Polizeihochschule und arbeitete seit anderthalb Jahren beim Dezernat für Gewaltverbrechen. Viken, der jedes Semester Vorlesungen über taktische Ermittlungen hielt, hatte sich persönlich für seine Anstellung eingesetzt. Sein Bauchgefühl, das ihm bei den Ermittlungen so gute Dienste leistete, kam ihm auch bei der Beurteilung neuer Kollegen zugute.
    Er machte sich rasch ein Bild von ihren Schwächen und Stärken, und in Norbakk hatte er sich nicht geirrt. Seine Auffassungsgabe war vielleicht nicht die schnellste, dafür war er aber gründlich und zuverlässig und immer noch schnell genug, wenn man ihn nicht drängte. Außerdem wählte er seine Worte mit Bedacht, statt bei jeder Gelegenheit sofort loszuplappern. Von der Sorte gab es in ihrem Dezernat nämlich schon genug, und in diesem Punkt war Vikens Geduld äußerst begrenzt.
    »Du hättest ihnen untersagen können, uns zu folgen«, sagte Norbakk.
    Viken zog ein Papiertaschentuch aus der Hosentasche und schneuzte sich. Nicht dass er sich erkältet hätte, aber er hatte das Gefühl, dass der Gestank der Leiche, über die er sich gebeugt hatte, ihm immer noch in den Nasenlöchern saß.
    »Die hätten sich ohnehin nicht abschütteln lassen. Du weißt ja, wenn der Köter erst mal Blut wittert … Apropos Köter: Ein Hund hat die Leiche gefunden, obwohl sie mehrere hundert Meter vom Weg entfernt lag.«
    Norbakk warf ihm einen unauffälligen Blick zu.
    »Die haben die ganze Gegend doch mehrmals systematisch abgesucht.«
    »Eben! Unsere Spürhunde, haufenweise Soldaten, das Rote Kreuz und Hunderte von Freiwilligen haben hier jeden Grashalm untersucht, ohne auch nur irgendwas zu finden. Und ein pensionierter Zahnarzt mit seinem Gordon Setter stößt direkt auf die Leiche.«
    Wenige Minuten später bückten sie sich unter dem Klebeband hindurch, das die Absperrung markierte, und kletterten den Abhang hinab. Norbakk warf einen Blick auf die Leiche.
    »Kein schöner Anblick«, murmelte er und blickte zur Felskante empor. »Was hältst du von der Sache?«
    Viken deutete auf die tiefen Kratzspuren an Hals und Rücken.
    »Die können nicht vom Sturz kommen«, stellte Norbakk fest. »Die müssen von einem Tier stammen.«
    Viken blickte verstohlen zu der Journalistin und dem Fotografen hinauf, die sich über die Absperrung beugten und jede ihrer Bewegungen verfolgten. Dann richtete er seine Taschenlampe auf die Spuren im Moos.
    »Das darf doch nicht wahr sein!«, rief Norbakk.
    »Hier sind weitere Spuren. Wir sollten einen Wildexperten verständigen, aber ich wollte, dass du sie dir zuerst ansiehst.«
    Viken beleuchtete den aufgeweichten Grund am Rande des Abhangs.
    »Und, was glaubst du, Arve?«
    »Glauben? Ich bin hundertprozentig sicher!«
    Die drei Kriminaltechniker hatten sich zu ihnen gesellt. Arve Norbakk sah sich die Abdrücke noch einmal genau an, ehe er den Kopf hob und von einem zum anderen blickte.
    »Ein Bär«, sagte er.

17
    Montag, 8. Oktober
    V iken war glänzender Laune, was er sich aus naheliegenden Gründen nicht anmerken ließ.
    »Wollen Sie uns etwa erzählen, dass der Fall bei uns an der falschen Adresse ist?«, fragte Polizeikommissarin Nina Jebsen in ihrem gepflegten Bergenser Dialekt. »Sie meinen, der Jagdausschuss solle sich der Sache annehmen?«
    Vikens Blick ruhte auf ihrem Gesicht. Er hatte erst ein paarmal mit ihr zusammengearbeitet. Sie war Anfang dreißig und fraglos das, was die meisten Männer als

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