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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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nächsten Vormittag gesagt wurde.
    Sie kamen im sechsten Stock an.
    »Wir müssen in die rote Zone«, erklärte der Beamte.
    Axel wurde einen Gang mit rotem Linoleum und rotgestrichenen Türen hinuntergeführt, ohne zu erfahren, was diese Farbe zu bedeuten hatte. Sie kamen an eine angelehnte Tür, die den Namen des Polizeikommissars trug. Axel registrierte, dass sein Vorname Arve war. Ihm wurde ein Stuhl am Fenster des engen Büros zugewiesen. Von hier aus hatte man einen Blick auf Grønland, das Plaza Hotel und linker Hand auf Bjørvika mit dem neuerrichteten Opernhaus. Der Schreibtisch war aufgeräumt, neben dem Computer lagen ein paar Unterlagen. In den Regalen standen eine Reihe von Gesetzessammlungen sowie zahlreiche Aktenordner.
    »Der Kommissar kommt gleich. Kaffee?«
    Axel nickte. Norbakk verschwand und kam im nächsten Moment mit einer Thermoskanne und drei Tassen zurück.
    »Zucker? Milch?«
    Als Axel dankend ablehnte, sagte er:
    »Ganz meine Meinung, schwarz schmeckt er am besten.«
    In diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen. Axel zuckte zusammen und drehte sich um. Der Mann, der vor ihm stand, war nicht besonders groß, trug eine Anzughose und ein weißes Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln. Er hatte dünne Haare, jedoch buschige graue Augenbrauen, die eine Brücke über der krummen, markanten Nase bildeten.
    »Viken«, sagte er und nahm den Stuhl neben der Tür in Beschlag, ohne seine Hand auszustrecken. »Meinen Kollegen Norbakk kennen Sie ja bereits.«
    Das Gespräch – Axel konnte sich mit dem Wort Verhör nicht so recht anfreunden – dauerte über eine Stunde. Unnötig lange. Eigentlich hatte er die Fähre um halb fünf nehmen wollen. Er war heute mit dem Abendessen dran, musste Marlen zum Geigenunterricht bringen und hatte wie so oft ein schlechtes Gewissen, weil er sich schon ewig nicht mehr um Toms Wochenaufgabe gekümmert hatte. Doch er versuchte, sich seine Ungeduld nicht anmerken zu lassen. Erzählte ihnen alles, was er über Cecilie Davidsen wusste. Nie zuvor war er zu einem verstorbenen Patienten befragt worden und entschied sich, was ihre Krankheit betraf, relativ ausführlich zu antworten. Natürlich sei die Diagnose ein Schock für sie gewesen. Nein, die Prognose habe nicht gut ausgesehen. Es sei äußerst zweifelhaft gewesen, ob sie die nächsten drei Jahre überlebt hätte. Es war Norbakk, der sich danach erkundigte. Von seiner PC-Tastatur aufschauend, begegnete er Axel mit ruhigem und offenem Blick. Wenn er etwas sagte, fasste er sich kurz, wobei er einen ungezwungenen Ton anschlug, im Gegensatz zu dem Polizeikommissar, der angespannt und etwas heiser klang. Hätte er es sich aussuchen können, wäre es zweifellos Norbakk gewesen, mit dem er ein Bier trinken gegangen wäre. Viken hingegen schien von einer unüberwindlichen Mauer des Missmuts umgeben zu sein. Gleichzeitig schien er einen imaginären Stoff abzusondern, der Axel mit Unbehagen erfüllte. Wann er Frau Davidsen zum letzten Mal gesehen habe, wollte er wissen. Axel sagte ihm, an welchem Tag er sie zu Hause aufgesucht hatte. Ob es üblich sei, einer Patientin in solch einer Angelegenheit einen Hausbesuch abzustatten? Vikens Ton war herablassend und insistierend, doch was Axel am meisten irritierte und Widerwillen in ihm auslöste, war sein bohrender Blick. Auch wollte er sich den Nachmittag nicht noch einmal in Erinnerung rufen, als er draußen vor ihrer Tür gestanden hatte. Den Schrecken in den Augen der Tochter, die ihm geöffnet hatte. Wie ein Todesbote war er sich vorgekommen. Doch hatte er einen anderen Tod im Sinn gehabt als den, zu dem er jetzt befragt wurde.
    Das Gespräch drehte sich dennoch vorwiegend um Hilde Paulsen, nicht um Cecilie Davidsen. Wie gut er sie gekannt habe. Wie eng die Zusammenarbeit gewesen sei. Ob ihr Kontakt ausschließlich beruflicher Natur gewesen sei. Wo genau er ihr an jenem Nachmittag begegnet sei. Ob er auf seinem Ausflug noch andere Menschen gesehen habe. Axel zwang sich zu einem Lächeln. In der Regel war er ein guter Beobachter. Merkte sich viele Details, wichtige und unwichtige. Doch wie sollte er sich jetzt noch an jede Einzelheit eines Fahrradausflugs erinnern, der vor fast drei Wochen stattgefunden hatte? Er erinnerte sich an eine Frau, die ihr Kind auf dem Rücken getragen hatte, und an drei oder vier Jogger. Und natürlich an das Paar, das an der Nordmarkskapelle auf einer Bank gesessen hatte. Das Gesicht der Frau hätte er noch sehr genau beschreiben können, falls das nötig

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