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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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unterstreichen, machte er eine kurze Pause, dann fragte er:
    »Was ist mit dem Todeszeitpunkt?«
    »Dr. Plåterud zufolge lag der Tod von Frau Davidsen mindestens zehn Stunden, aber weniger als einen Tag zurück.«
    »Weniger als einen Tag«, wiederholte Viken nachdenklich. »Nehmen wir also an, dass die Tierspuren am See genauso alt sind.«
    Er kippte den Rest seines Kaffees hinunter.
    »Die Journaille geilt sich ja mächtig an dieser Bärengeschichte auf … entschuldige meine Wortwahl, Nina, ich vergesse immer, wie alt du bist.«
    Sie begnügte sich damit, entnervt den Kopf zu schütteln.
    »Nach außen hin halten wir den Ball flach. Hier unter uns müssen wir aber alle Möglichkeiten in Betracht ziehen und kreativ denken. Also: Wir haben festgestellt, dass der Körper von Hilde Paulsen Spuren aufwies, die eindeutig auf den Angriff eines Bären schließen lassen. Von Spitzbergen mal abgesehen, ist es fast unmöglich, in Norwegen mit einem Bären in Kontakt zu kommen. Jetzt haben wir aber eine zweite Frau gefunden, Cecilie Davidsen, deren Verletzungen denen von Hilde Paulsen sehr ähneln. Auch die Fußabdrücke im Frognerpark sind exakt dieselben wie beim ersten Fall. Wer von euch kann sich allen Ernstes vorstellen, dass ein Bär durch die Osloer Innenstadt spaziert?«
    Er fletschte die Zähne. Nina war sich nicht sicher, ob er lächelte oder einen Bären imitierte.
    »Wir müssen also andere Möglichkeiten in Betracht ziehen. Sigge, du bist doch zusammen mit Eisbären aufgewachsen.«
    Der Isländer lächelte gequält.
    »Er könnte irgendwo ausgebrochen sein.«
    »Du meinst, aus dem Bärenpark? In Hallingdal ist der nächste, das ist 150 Kilometer weit weg. Vielleicht hat er den Bus genommen.«
    Helgarsson verdrehte die Augen. Nina sah, wie die Mundwinkel der Dezernatsleiterin zuckten.
    »Es gibt ja Leute, die sich illegalerweise wilde Tiere zu Hause halten«, warf sie vorsichtig ein.
    Viken klickte ein paar Mal mit seiner Zunge.
    »Ich habe schon von Boas in der Wohnung gehört und sogar von Amazonasechsen, die plötzlich aus der Kloschüssel des Nachbarn herausschauen, aber ein Bär im Schlafzimmer? Andere Vorschläge? Arve, du bist der Einzige von uns, der sich mit Wildtieren auskennt. Können wir ausschließen, dass sich ein Bär im Frognerpark aufhält, oder nicht?«
    Arve Norbakk ließ seinen Blick in die Runde schweifen, und Nina hatte das Gefühl, er würde für einen Moment an ihr hängenbleiben.
    »Bären sind menschenscheu«, stellte er fest. »Freiwillig würde sich ein Bär niemals unter Menschen begeben. Nicht aus eigenem Antrieb.«
    »Wie meinst du das? Könnte ihn jemand mitgenommen und dann freigelassen haben?«
    Norbakk zuckte die Schultern.
    »Entweder das, oder das Opfer wurde woanders hingebracht, nachdem ihm durch eine Bärenpranke Verletzungen zugefügt worden waren.«
    Viken nickte.
    »Unter den Fingernägeln von Hilde Paulsen wurden Mauerreste gefunden, die aus einem Kellerraum stammen könnten. Die Leiche könnte also in den Wald verfrachtet worden sein. Aber was ist dann mit den Spuren?«
    Arve Norbakk tippte mit seinem Stift aufs Papier, als würde er Morsezeichen aussenden.
    »Das habe ich mich auch gefragt. Es handelt sich ja eindeutig um Bärenspuren, doch immer nur von den Hinterläufen. Demnach müsste das Tier die ganze Zeit aufrecht gegangen sein.«
    »Wie im Zirkus«, kommentierte Viken.
    Norbakk rang sich ein Lächeln ab.
    »Ein Bär richtet sich auf, wenn er einer möglichen Gefahr begegnet«, sagte er. »Er tut das, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen und um Witterung aufzunehmen. Manchmal sieht es so aus, als würde er tanzen. Doch angreifen oder flüchten würde er nur auf allen vieren. Außerdem ist die Plazierung der Abdrücke sehr eigenartig. Im Frognerpark führen sie noch zwanzig Meter geradeaus, ehe sie im Wasser verschwinden. Aber sie befinden sich zu eng beieinander. Und weder entlang dem Ufer noch auf der gegenüberliegenden Seite sind weitere Spuren entdeckt worden. Das Tier kann sich doch nicht plötzlich in Luft aufgelöst haben.«
    Die Frage blieb unbeantwortet, als die Runde ein paar Minuten später aufgelöst wurde.

    Nina Jebsen scrollte sich durch das Dokument, in dem die verschiedenen Zeugenaussagen zu Hilde Paulsens Verschwinden festgehalten wurden. Aufmerksam las sie die Aussage des Mannes, der auf ihre Leiche gestoßen war. Im Grunde war es der Hund gewesen, der sie aufgespürt hatte. Fünfzehn Personen hatten bestätigt, Hilde Paulsen am

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