Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
Vom Netzwerk:
diesem Zusammenhang derzeit ständig neue Hinweise. Sie wissen ja, wie die Leute auf so etwas reagieren.«
    Darüber war sich Viken im Klaren. Für sachdienliche Hinweise hatten sie eine eigene Hotline eingerichtet. Aus Spaß hatte er vorgeschlagen, vorübergehend einen Psychiater einzustellen, denn viele Hinweise kamen von Leuten, die offenbar psychologische Hilfe brauchten.
    »Wir prüfen alle Tipps nach bestem Wissen und Gewissen«, beteuerte Storaker. »Mit den meisten Hinweisen wollen wir Sie auch gar nicht behell …«
    »Schießen Sie los!«, unterbrach ihn Viken.
    »Gestern haben wir einen anonymen Brief bekommen. Darin heißt es, dass Grund zu der Annahme besteht, dass jemand aus unserer Gegend einen Bären gefangen und im Großraum Oslo freigelassen haben könnte.«
    Viken stellte den Fernseher ab.
    »Worauf gründet sich dieser Verdacht?«
    »Das ist schwer zu sagen. Sie wissen vielleicht, dass hier oben viel über Bären diskutiert wird. Viele regen sich schrecklich über bestimmte Politiker und Umweltschützer auf, die ihnen erzählen, sie müssten sich damit abfinden, dass Bären in ihrer Nähe lebten, während sie selbst noch nie mit einem Bären in Kontakt gekommen sind.«
    »Und Sie halten es für möglich, dass der Verfasser des Briefes recht hat?«
    »Im Brief wird der Name einer Frau genannt, die mit ihrem Mann zusammen eine Schafzucht betreibt. Wir sind der Sache nachgegangen und haben herausgefunden, dass sich der Mann einer Zeitung gegenüber tatsächlich entsprechend geäußert hat. Eigentlich können wir uns aber trotzdem nicht vorstellen, dass so etwas …«
    »Faxen Sie uns das Schreiben, dann sehen wir weiter.«

    Viken streckte seinen Arm nach der zwölfsaitigen Gitarre aus, die neben dem Sofa auf einem Ständer ruhte, und experimentierte mit einem Riff. Dieser Fall lag anders als alle bisherigen. In der Stadt machte sich allmählich eine kollektive Unsicherheit breit. Und die Journalisten vergaßen bei all der Aufregung, nach potenziellen Sündenböcken Ausschau zu halten. Das Riff, das er klimperte, glich immer mehr dem Anfang von »Paint it black«. Die ganze Woche lang hatten sie bis in den späten Abend hinein Befragungen durchgeführt. Die Gefahr war groß, dass sie irgendwann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sahen. Doch es gab einige Zeugenaussagen, die besonders interessant waren. Der pensionierte Zahnarzt, der Hilde Paulsen gefunden hatte, war ein guter Beobachter. Was man von dem heruntergekommenen Paar, das Cecilie Davidsen im Frognerpark entdeckt hatte, nicht gerade behaupten konnte. Sie konnten sich nicht mal über das Aussehen des Wagens einigen, der vor ihnen um die Ecke gebogen war. Die beiden hatten sich heftig darüber gestritten, ob er groß oder klein, hell oder dunkel gewesen war. Viken erinnerte sich an die Aussage der Frau, was sie dort unten am Abhang getan hatte, bevor sie auf die Leiche gestoßen war. Mit einer Grimasse warf er einen Blick auf seinen Fuß, schlug zwei Akkorde an, den letzten in As-Dur, und legte die Gitarre wieder weg.
    Er ging in die Küche, um sich mehr Kaffee zu machen. Wusste, dass er bis spät in die Nacht wach bleiben würde. Während er darauf wartete, dass genug Wasser für eine weitere Tasse durch den Filter sickerte, rief er Norbakk an. Ohne sich für die späte Stunde zu entschuldigen, erzählte er vom Anruf des Kollegen aus Åsnes.
    »Du kennst dich doch in solchen Gegenden aus, Arve. Kannst du dir vorstellen, dass da was dran ist?«
    Er hatte damit gerechnet, dass sein Kollege die Bemerkung mit Humor aufnehmen würde, aber das tat er nicht.
    »Ich kenne mehrere Schafzüchter, die verzweifelt sind«, entgegnete er ernst. »Åsnes hast du gesagt? Vielleicht keine schlechte Idee, sich da mal persönlich umzusehen.«
    »Ganz deiner Meinung«, sagte Viken und wusste auch schon, wer diesen Job übernehmen würde.
    »Übrigens stimmte irgendwas mit dem Arzt nicht, den wir heute verhört haben.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Norbakk.
    »Weiß nicht. Sagt mir mein Bauchgefühl. Wir befragen ihn in den nächsten Tagen noch einmal.«
    Als Viken schon auflegen wollte, sagte Norbakk:
    »Übrigens bin ich auf eine interessante Sache gestoßen.«
    »Und die wäre?« Viken hatte überhaupt nichts dagegen, die Lage mit einem jüngeren Kollegen zu diskutieren, auch wenn es schon nach zwölf war.
    »Bei den Abdrücken in unmittelbarer Nähe des Opfers handelt es sich ja zweifelsfrei um Bärentatzen. Nur ist jedem von uns ein Rätsel, wie ein

Weitere Kostenlose Bücher