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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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dann stellt sich heraus, dass er verheiratet ist und Familie hat.«
    »Du hast es doch wohl nicht auf einen verheirateten Mann abgesehen«, sagte Anita.
    »Nein, nein, aber …« Sie starrte nachdenklich aus dem Fenster.
    »Was aber?«
    Anita spürte, dass sie zu aufdringlich war. Sie durfte Miriam nicht zu sehr unter Druck setzen. Schließlich war sie mehr eine Helferin in der Not als eine Freundin. Doch sie konnte sich nicht zurückhalten.
    »Du brauchst es mir nicht zu erzählen«, sagte sie ein wenig verletzt.
    Miriam schien kurz mit sich zu ringen.
    »Morgen werde ich ein Praktikum im Ärztehaus am Bogstadveien beginnen.«
    »Wie interessant«, meinte Anita ein wenig enttäuscht.
    »Ich habe einfach den Arzt gefragt, der im Frühjahr bei uns ein paar Vorlesungen gehalten hat. Ich habe öfter mit ihm in den Pausen gesprochen … und nach den Vorlesungen.«
    »Ach, solche Geschichten gehen mir ans Herz«, seufzte Anita und wischte sich einen Tropfen Rotwein von der Unterlippe. »Ist er vielleicht the one and only?«
    Miriam blickte an die Decke.
    »Und ausgerechnet bei ihm machst du ein Praktikum? Das muss wirklich Schicksal sein!«
    »Na ja, ein bisschen hab ich schon nachgeholfen. Ich habe meinen Praktikumsplatz mit jemand anders getauscht. Aber du hast ja gehört, was ich gesagt habe. Er ist verheiratet und hat drei Kinder – mindestens!«
    Anita prustete vor Lachen. So sehr hatte sie schon lange nicht mehr gelacht.
    »Darauf trinken wir!«
    Es war Viertel vor zwölf. Sie wollte die Fotos holen, die sie neulich von Victoria gemacht hatte, sich neben Miriam auf das Sofa setzen und an ihren Haaren riechen, während sie im Album blätterte. Sie nahm den Weinkarton, um ihnen beiden nachzuschenken, doch Miriam hielt ihre Hand über das Glas und stand auf.
    An der Wohnungstür legte Anita die Arme um sie und drückte sie an sich. Miriams Wange war fast so weich wie die von Victoria, und sie spürte einen fast unwiderstehlichen Drang, sie mit ihren Lippen zu berühren und Miriam zu bitten, bei ihr zu bleiben. Miriam löste sich behutsam aus ihrer Umarmung.
    Anita schaute ihr nach, während sie die Treppe zu ihrer Dachgeschosswohnung hinauflief. Mit Miriam kam man so leicht in Kontakt. Dabei kannte sie sie kaum. Miriam machte stets einen fröhlichen Eindruck, aber hinter ihrer Fröhlichkeit schien eine tiefe Trauer zu liegen. Damit kannte Anita sich aus. So gut, dass sie die Trauer bei anderen spüren konnte, selbst wenn sie tief im Innern verborgen lag.

4
    D ie ersten Stunden des Bereitschaftsdienstes verliefen ruhig. Axel Glenne behandelte ein paar Patienten mit Halsentzündung, nähte einige Wunden und öffnete einen Abszess. Nach Mitternacht war er im mobilen Einsatz und sorgte – gegen den Willen eines milchgesichtigen Bereitschaftsarztes, der den Stimmbruch gerade hinter sich zu haben schien – dafür, dass ein 82-jähriger Mann mit Lungenentzündung stationär aufgenommen wurde. Auch ein dreijähriger Junge mit Hautausschlag und hohem Fieber, der apathisch in seinem Bett lag, wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Während sich eine Frau, die sich schreiend unter dem Küchentisch verkochen hatte, sofort beruhigte, als er ihr eine Dosis Valium versprach.
    Um zehn vor halb drei saß Axel im hinteren Teil eines Rettungswagens. Er verdrängte alle Gedanken an die Vorfälle der letzten Stunden und versuchte sich anhand spärlicher Informationen ein Bild davon zu machen, was ihn erwartete: Ein Auto war von der Straße abgekommen, vermutlich schwere Verletzungen, vielleicht noch Schlimmeres … Plötzlich sah er in Gedanken seine Mutter vor sich. Sie steht auf, schreit ihm wütend ins Gesicht, nennt ihn Brede. Er schloss die Augen und hörte die Stimme seines Vaters: Brede hat sich selbst ins Abseits befördert. Aber aus dir soll jemand werden, der Verantwortung für seine Taten übernimmt, Axel. Brede schwänzte ständig die Schule und stahl dem Vater Geld aus dem Portemonnaie. Nicht nur kleine Münzen, sondern auch Scheine. Brede machte ein Feuer auf dem Boden, das schließlich von der Feuerwehr gelöscht werden musste. Bis zu einem bestimmten Punkt machte Axel mit, dann jedoch zog er sich zurück, weil er die Konsequenzen fürchtete. Sein Zwillingsbruder war der Einzige, der bestraft wurde, ohne dass Brede sein Verhalten deshalb geändert hätte. Der Widerstandskämpfer und Kriegsheld, der spätere Richter am Obersten Gerichtshof und hochdekorierte Oberst Glenne hatte einen Sohn, der ihm Schande machte. Und

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