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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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letzter Zeit mussten wir jedes Mal ausschalten, wenn die Nachrichten anfingen. Wer ist denn eigentlich dieser Brede?«
    Axel Glenne bürstete sich ein paar Krümel vom Revers.
    »Brede?«
    »Ja. Ihre Mutter hat in letzter Zeit viel von diesem Brede gesprochen. Dass er nicht hierherkommen soll und sie ihn niemals wiedersehen will und solche Sachen. Manchmal redet sie sich so in Rage, dass wir ihr ein Sobril zusätzlich geben müssen. Da niemand weiß, ob dieser Brede wirklich existiert, wissen die Pfleger gar nicht, was sie dazu sagen sollen.«
    »Brede war ihr Sohn.«
    Die Augenbrauen der Stationsschwester schossen nach oben.
    »Sie haben einen Bruder? Das wusste ich nicht. In all den Jahren sind ja immer nur Sie hier gewesen. Manchmal auch Ihre Frau mit den Kindern.«
    »Es ist über fünfundzwanzig Jahre her, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hat«, sagte Axel.
    Er stand auf und legte die Hand auf die Klinke, zum Zeichen, dass ihr Gespräch beendet war.

2
    V om Rücksitz des Taxis aus versuchte er, Bie ein weiteres Mal anzurufen. Da er sie immer noch nicht erreichte, schickte er ihr eine SMS, dass er sich verspätete. Es war Montag, und das bedeutete Geigenunterricht und Fußballtraining. Bie hatte am Abend eine Verabredung, würde aber noch genug Zeit haben, Marlen zum Geigenunterricht zu fahren. Das Abholen war seine Aufgabe.
    Die Bootsglocke läutete bereits, als sie bei Aker Brygge um die Ecke bogen. Er hatte ein paar Scheine in seinem Kreditkartenhalter und zahlte in bar. Er hatte keine Zeit, auf eine Quittung zu warten, lief unter dem sich senkenden Schlagbaum hindurch und gelangte im letzten Moment auf die Fähre. Er würde erst gegen halb sieben zu Hause sein, und Tom musste selber sehen, wie er zum Training kam, wenn ihm etwas daran lag. Er spürte den Anflug eines schlechten Gewissens und schickte auch ihm eine SMS.
    Obwohl er einen Großteil der Passagiere kannte, durchquerte er rasch den sogenannten Salon und stellte sich an die Reling. Für Ende September war es ungewöhnlich warm. Ein milchiger Schleier, hinter dem die Abendsonne immer noch sichtbar war, lag über dem Fjord. Ein Echo hallte durch seinen Kopf. Es war die Stimme seiner Mutter, die ihn Judas nannte. Mutter, die wütend war, weil sie ihn für Brede hielt.
    Am äußersten Ende der Brücke hatten sich mehrere Männer in dunklen Anzügen um eine Friedensfackel gruppiert. Einer von ihnen hob die Hand, und für Axel Glenne, der auf dem Achterdeck stand, während das Boot langsam vorüberglitt, sah es so aus, als würde er seine Hand in die Flamme halten.
    Als er nach Hause kam, war das Haus leer. Erst jetzt fiel ihm ein, dass ja Herbstferien waren. Auf dem Küchentisch lag eine Nachricht von Bie:
    »Marlen übernachtet bei Natasja. Tom ist spätestens um zehn zu Hause. Spaghetti in der Mikrowelle. Komme spät. B.« Daneben hatte sie ein kleines Herz gemalt, von dem rote Tropfen herabfielen. Tränen vielleicht. Sicher hatte sie nicht Blut im Sinn gehabt.
    Er setzte sich an den Küchentisch und lauschte der Stille des Hauses, in dem er aufgewachsen war. Immer noch verspürte er den alten Drang, etwas Unerlaubtes zu tun, wenn er hier allein war. Als Kind hatte es ausgereicht, im Küchenschrank oder in der Nachttischschublade seines Vaters herumzuschnüffeln, in der stets Magazine mit nackten Frauen gelegen hatten. Oder aber – was das Allergefährlichste war – heimlich auf den Dachboden zu schleichen und eine der Pistolen von Oberst Glenne in die Hand zu nehmen, dessen Uniformen immer noch in der kleinen Kammer hingen … Brede war übrigens der Einzige gewesen, der sich das getraut hatte.

    Nachdem er die Spaghetti gegessen hatte, ging er auf die Terrasse hinaus. Die Sonne war hinter den Hügeln von Asker versunken. Ein kühler Hauch lag plötzlich in der Luft. Er spürte ihn klar und scharf in der Nase. Bie hatte seine SMS nicht beantwortet. Er wusste nicht, wo sie war, doch dieser Gedanke hatte auch etwas Beruhigendes – dass sie ihr eigenes Leben lebte und er gar kein Bedürfnis hatte, jederzeit zu wissen, wo sie sich aufhielt.
    Er setzte sich mit dem Rücken zu dem leeren Haus und spürte die Gegenwart seiner Familie stärker als sonst. Bie schien irgendwo durchs Haus zu wuseln, redete mit ihren Orchideen oder hatte es sich mit einem Buch auf dem Sofa gemütlich gemacht. Tom war in seinem Zimmer und hatte seine Gitarre an den kleinen Verstärker angeschlossen, während sich Marlen mit Natasja und einigen anderen Freundinnen ins

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