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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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setzen.
    »Viken hat sich entschieden«, sagte er. »Und da möchte ich den Ermittlungsrichter sehen, der sich ihm entgegenstellt. Jarle Frøen bestimmt nicht.«
    Sie begriff, was er meinte.
    »Ich wollte dir noch etwas zu deinem Bericht sagen«, fuhr sie fort. »Ich habe einen sachlichen Fehler gefunden und gesehen, dass du ein Detail vergessen hast.«
    Ihr ironischer Tonfall deutete an, dass sie ein wenig übertrieb. Dennoch durfte sie die Sache nicht so weit herunterspielen, dass er das Interesse verlor. Seinem Blick nach zu urteilen hatte er angebissen. Sie hielt Arve für ehrgeiziger als die meisten ihrer Kollegen und war sich ganz sicher, dass der angesprochene Mangel keine Folge von Schlampigkeit, sondern von Überlastung war.
    »Schieß los!«, forderte er sie auf.
    Mehr als einmal hatte sie schon gedacht, dass Arve es in diesem Haus weit bringen konnte, was ihn in ihren Augen nicht uninteressanter machte.
    »Zuerst der Fehler. Miriam ist nicht seit sechs, sondern seit sieben Jahren in Norwegen. Sie hat mir erzählt, dass sie hier ein Jahr lang zur Schule ging, ehe sie ihr Studium aufnahm.«
    Er stieß mit gespielter Erleichterung die Luft aus.
    »Da hab ich ja noch mal Glück gehabt«, sagte er lächelnd, wurde aber sofort wieder ernst. »Ich danke dir, Nina, manchmal weiß ich gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht bei all der Arbeit. Wie schön, eine Kollegin zu haben, die einen im Vertrauen auf so etwas aufmerksam macht.«
    Nun nutzte sie die Gelegenheit.
    »Wollen wir vielleicht einen Happen zusammen essen? Dann erzähle ich dir auch, was du in deinem Bericht vergessen hast.«
    In diesem Moment klingelte sein Handy. Er blickte aufs Display.
    »Tut mir leid, ich muss rangehen. Das mit dem Essen müssen wir auf morgen verschieben.«
    Vielleicht war das nur eine vorgeschobene Begründung, doch Nina entschied sich für die Interpretation, dass er sich wirklich vorstellen konnte, mit ihr zusammen ins Café zu gehen.
    »Abgemacht!«, sagte sie. »Ich hole dich morgen ab.«

51
    A ls das Nachmittagsgebet vorüber war, zog sich Pater Raymond in sein Büro zurück und entfernte ein paar Dokumente von seinem Schreibtisch. Er fühlte sich unruhig, doch das waren die Momente, in denen er am besten arbeitete. Als hätte der Herr ihm diese Unruhe geschenkt, damit er nicht von Passivität und Selbstzufriedenheit ergriffen wurde, sondern die Gaben nutzte, die ihm verliehen worden waren. Er nahm sich die Unterlagen für das Einführungsseminar vor, das er am Samstag leiten wollte. Es hatte zu regnen begonnen, und der Wind hatte so aufgefrischt, dass er am Haus rüttelte. Es gefiel ihm zu spüren, wie schwach und verletzlich der Mensch war. Sich in Gottes Hand zu befinden und dennoch beschützt zu sein.
    Er arbeitete konzentriert, als es an der Tür klopfte. Für einen Augenblick musste er seine Verärgerung, gestört zu werden, bekämpfen.
    »Miriam!«, rief er, als er sah, wer vor der Tür stand.
    Die Haare hingen ihr in die Augen.
    »Du bist ja völlig durchnässt.«
    Er nahm ein Tuch aus seinem Schrank, mit dem sie sich ein wenig abtrocknen konnte.
    »Ich hatte keinen Regenschirm dabei«, erklärte sie. »Bei dem Wind hätte der auch nicht viel geholfen.«
    Es ist nicht nur die Nässe, die ihr zusetzt, dachte er. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, ihre Haare wirkten ungekämmt, und ihre dünne Bluse unter dem Mantel war nachlässig zugeknöpft. Dennoch konnte er das Kreuz nicht sehen, das sie sonst an einer Goldkette um den Hals trug.
    »Ich habe den Vikar angerufen«, erklärte sie, »und er sagte mir, dass ich Sie hier finden würde.«
    Pater Raymond hatte oft an Miriam gedacht, nachdem sie ihn das letzte Mal aufgesucht hatte. Was sie ihm von dem Verhältnis zu diesem Mann erzählt hatte, der verheiratet war und Kinder hatte, bedrückte ihn. Vor allem, weil er ahnte, dass sie sich in etwas verrannt hatte, woraus sie sich so schnell nicht würde befreien können. Das belastete sie enorm, und jetzt schien es ihr noch schlechter zu gehen.
    »Was kann ich für dich tun, Miriam?«
    Sie schien nach den richtigen Worten zu suchen.
    »Worüber du das letzte Mal gesprochen hast …«, half er, »ist es dir gelungen, irgendeine Entscheidung zu treffen?«
    Sie blickte zu Boden.
    »Ich habe ihn seit mehreren Tagen nicht mehr gesehen.«
    Er gab ihr Zeit, mehr zu erzählen.
    »Ich habe Angst, Pater.«
    Der Pater räusperte sich. Er verspürte einen starken Drang, sich neben sie zu setzen.
    »Meine Nachbarin … sie wurde

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