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Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition)

Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ballade vom Fetzer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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Brücke‹ gelassen wurde.
    »Das können wir auch.« Johann lachte. »Gib mir fünf Goldstücke! Ich hab keine mehr.« Mathias zählte ihm widerwillig die Dukaten in die Hand. »Ich hol sie mir aus der Beute zurück.«
    Inzwischen war die Fähre voll besetzt und legte ab. Johann ging zur Anlegestelle und sprach mit dem Offizier. Der Zöllner lachte und nahm den Straßburger freundlich am Arm. Gemeinsam gingen sie ins Zollhaus. Nach zehn Minuten kam Johann mit zwei Papieren wieder heraus. Die beiden Räuber stellten sich zu den Wartenden, und nach einer Stunde gelangten sie sicher an das Deutzer Ufer.
    Bevor sie die kleine Herberge betraten, fragte Mathias: »Was machen wir mit den Deserteuren?«
    »Den Mann, den du geprügelt hast, und die beiden Kölner lassen wir hier. Wir binden sie in ihrer Kammer zusammen.«
    Mathias nickte. »Dann hast du aber zu wenig Stürmer.«
    »Lieber zu wenig, aber mutige Männer, als mehr und ein paar Feiglinge. Wenn wir die drei hier lassen, werden es die anderen Deserteure nicht wagen, noch mal abzuhauen. Wir passen auf!«
    Wieder kontrollierte Mathias die Gewehre, die Stricke und die Lichter. Am Sonntagnachmittag befahl der Straßburger den drei Männern, die er nicht mitnehmen wollte, sich oben in der Kammer auf die Pritschen zu legen. Er ließ sie fesseln und knebeln. Die Wunde des Verletzten war verschorft, das ganze Gesicht aber blau geschwollen. »Morgen Früh bind ich euch wieder los.«
    Mathias schickte einen Kumpan zu Pferd nach Langenfeld. »Pass genau auf, wo der Postwagen steht. Dann kommst du zurück. Du triffst uns sicher schon auf dem Weg nach Opladen.«
    Die Männer in der Herberge waren bei Anbruch der Dunkelheit einsatzbereit. »Der Zülcher Wilhelm und die Krefelder sind noch nicht da.« Mathias wurde ungeduldig.
    Es wurde sieben Uhr. Doch die Gefährten kamen nicht. »Ich fahr nach Köln und hol sie.« Johann knurrte. »Sicher kommen die nicht über den Rhein.«
    Mathias gab dem Freund noch einmal fünf Dukaten. Bereits nach einer Dreiviertelstunde traf der Straßburger mit den Krefeldern ein. »Der Zolloffizier ist ein Gauner«, beschwerte sich der Zülcher Wilhelm.
    Mathias drängte zum Abmarsch. Der Treffpunkt war wieder das Heiligenhäuschen hinter Opladen, dicht am Waldrand. Die Männer verließen in kleinen Gruppen die Herberge. Mathias ging mit Johann und Schiemann Engländer. Sie hatten kaum Mülheim hinter sich gelassen, als der berittene Kundschafter, den Mathias ausgeschickt hatte, ihnen entgegenkam. »Der Postwagen steht vor dem Wirtshaus an der Straße!«
    »Nicht im Hof?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, er steht vor dem Fenster der Herberge, direkt an der Straße.«
    Johann lachte zufrieden und befahl dem Reiter abzusteigen, das Pferd an einen Strauch zu binden und mit ihnen zu marschieren. Mathias hatte eine Idee. »Wir müssen die Männer wie Gefangene nach Langenfeld bringen«, sagte er zu Johann.
    Als die Bande vollzählig am Treffpunkt versammelt war, sagte Johann: »Da wir das letzte Mal wegen den Feiglingen nicht an die Dukaten herangekommen sind, machen wir es heute anders.« Dann rief er militärisch: »Hiermit verkünde ich das Standrecht! Jeder, der zu fliehen versucht, wird sofort erschossen!«
    Die Kumpane schwiegen erschrocken. Johann sprach weiter: »In einer Gruppe werdet ihr marschieren. Der Fetzer und ich gehen hinter euch her, Schiemann und der Zülcher Wilhelm gehen an den Seiten. Wir haben jeder eine gespannte Pistole in der Hand. Wenn einer flieht …« Der Straßburger sprach den Satz nicht zu Ende.
    Mathias fragte: »Ist einer dagegen?«
    Die Männer widersprachen nicht.
    Die Bande wurde wieder in drei Gruppen eingeteilt. Der Sturmtrupp war um drei Gefährten kleiner als am vergangenen Sonntag. Die vier Offiziere zogen ihre Pistolen. Die Hähne knackten. »Vorwärts!«, rief der Straßburger.
    Die Nacht war klar und windstill. Im Gleichschritt marschierte die Gruppe von vierzehn Männern unter dem hellen Mond über den ausgefurchten Fahrweg. Einige Gefährten murmelten leise. Mathias bemühte sich, die Worte zu verstehen. Die Deserteure des letzten Sonntags flüsterten oder sangen sich halblaut mit »Golddukaten, viele Golddukaten!« Mut zu. Mathias grinste und sagte zu Johann: »Golddukaten. Viele Golddukaten!« Der Straßburger schlug dem Freund schwer auf die Schulter.
    Sie erreichten die verlassene Poststation. Johann ließ halten. Weiter vorn sah man die Lichter des Wirtshauses. »Wir brauchen einen

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