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Die Ballonfahrerin des Königs

Titel: Die Ballonfahrerin des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Douglas
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Brauen.
    Marie-Provence lächelte. «Noch besser: Ich kenne die Frau, die er liebt.» Sie presste das kostbare Blatt an sich. Also war
     auch Thérésia aus La Force entkommen, nachdem sie Tallien gegen Robespierre aufgehetzt hatte. So bald wie möglich würde sie
     ihr einen Besuch abstatten. Sie strahlte Jomart an und hakte sich bei ihm ein. «Kommen Sie! Lassen Sie uns zu Louis-Charles
     fahren und uns diesen Laurent ansehen. Heute soll ein Glückstag sein! Nach Ihrem Schwager kann dieser Mann doch nur ein Gewinn
     sein, oder?»
    Jomart nickte ernst. Sorgenfalten zerfurchten seine Stirn. «Das hoffe ich von Herzen. Gott ist mein Zeuge.»
    ***
    |284| Der erste Eindruck, den Marie-Provence und Jomart bekamen, versetzte ihren Hoffnungen freilich einen Dämpfer: Die Wachen waren
     verdoppelt worden. Sonst war keine Veränderung von außen auszumachen, weder auf der weiträumigen Anlage noch nahe des donjon,
     dessen vernarbter und vom Sommer gegerbter Rasenkranz so trostlos wie immer dalag. Als die Tür im kleinen Turm geöffnet wurde,
     warfen sich Marie-Provence und der Arzt einen Blick der gegenseitigen Ermunterung zu, bevor sie die Stufen erklommen.
    Jomart ließ Marie-Provence den Vortritt. Noch bevor sie den zweiten Stock erreichte, hörte sie etwas Ungewöhnliches: Menschliche
     Stimmen ertönten von oben. Sie beschleunigte ihre Schritte. Endlich erreichte sie den tapezierten Vorraum. Drei Männer standen
     hier herum, deren Gesichter ihr inzwischen bekannt waren: die Repräsentanten der commune von Paris. Sie beachteten sie nicht,
     sondern starrten auf eine dunkle Öffnung mit einer Mischung aus Verlegenheit, Unbehagen und Misstrauen. Daneben lag ein Brettergefüge,
     aus dem verbogene Nägel, Scharniere und Gitter ragten. Marie-Provence stockte der Atem. Die Tür des Gefängnisses war geöffnet
     worden!
    Eine scharfe, unmittelbare Angst ergriff sie. «Was ist los?», herrschte sie die Männer an. «Wie geht es dem Kind? Ist es   …?» Keiner antwortete, und keiner hielt sie zurück, als sie die Anwesenden beiseiteschob. In zwei schnellen Schritten war
     sie in dem Raum, vor dem sie so oft gestanden hatte. Sie prallte zurück. Die Luft war so verbraucht und geschwängert von den
     übelsten Gerüchen, die ein menschlicher Körper ausstoßen konnte, dass sie den Mund aufriss wie ein Fisch auf dem Trockenen.
     Sie sah nach rechts, zu dem Lager, und bereitete sich auf das Schlimmste vor.
    Ein junger Mann mit dunklem Teint und lockigen Haaren kniete vor der schmalen Gestalt, die auf der durchgelegenen Strohmatte
     ruhte. Marie-Provence näherte sich mit zögerlichen Schritten. Er hatte etwas in der Hand – eine Schale mit Flüssigkeit und
     einen Schwamm, mit dem er unbeholfen versuchte, die schmierige Schicht vom Gesicht des |285| Kindes zu entfernen. Er war bemüht, die Krusten nicht zu berühren, die sich über die Kopfhaut des Gefangenen bis in die Halsfalten
     ausbreiteten. Dennoch zuckte das Kind jedes Mal zusammen, wenn er es berührte. Der Mann sah fragend zu Marie-Provence auf.
    Diese ließ sich neben ihm nieder. «Darf ich?», fragte sie und streckte die Hände aus. «Ich bin die Assistentin von docteur
     Jomart.»
    «Laurent. Ich bin der neue Wächter. Ja, bitte, wahrscheinlich kannst du das besser als ich.»
    Sie dankte ihm mit einem Lächeln und nahm ihm die Schale ab.
    In dem Moment betrat auch Jomart das Zimmer. Er hielt Laurent die Rechte hin. «Alexandre Jomart. Ich besuche das Kind seit
     mehreren Wochen.» Er deutete auf die Fenster. «Wäre es möglich, hier etwas Luft hereinzulassen?»
    Laurent nickte. Offenbar fühlte er sich nicht wohl in seiner Haut. «Ja, das habe ich bereits beantragt. Die Einwilligung kam
     heute Morgen vom Sicherheitsausschuss. Mein Vorgänger hatte offensichtlich eine recht   … eigene Art, die Sicherheitsvorschriften umzusetzen.» Er winkte den Männern im Vorraum zu. «He, ihr da! Kommt mal her und
     helft mit!»
    Marie-Provence wandte sich dem Kind zu. «Charles», sagte sie sanft. Sie nahm eine seiner Hände, eine Geste, wie sie sie unzählige
     Male zuvor in einem früheren Leben gemacht hatte. Seine Finger lagen kalt und dürr wie Winterholz in ihrer Handfläche. Sie
     beugte sich über das stumme Gesicht. «Die Kavallerie ist da», raunte sie. «Der Kommandant der Leibgarde Seiner Majestät bittet
     untertänigst, seinen Dienst antreten zu dürfen, Sire.»
    Charles antwortete nicht. Doch er sah sie an. Und auf den grauen, aufgesprungenen Lippen erschien

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