Die Ballonfahrerin des Königs
Akten gekommen. Jemand in seinem |309| Haushalt hatte ihn hintergangen. Er verließ das Zimmer und rief Auguste herbei.
«Hol mir Dorette», sagte er kalt.
***
«Es ist vorbei. Wir haben verspielt», sagte Poura düster und stampfte wie zur Bekräftigung mit seinem Holzbein auf den Boden.
Das unterirdische Gewölbe des geheimen Kellers warf den Schall zurück.
«Ich hätte die Pläne nicht loslassen dürfen. Oder sie aus dem Fenster werfen sollen …» Marie-Provence stockte und versteckte ihr Gesicht in den Händen. Nur mit Mühe gelang es ihr, gegen die Tränen anzukämpfen.
«Es war nicht Ihre Schuld, Mademoiselle», sagte Assmendi milde. «Der Himmel war gegen uns.»
«Zu lamentieren hilft nichts», stellte Batz klar. «Sie wollen doch wohl nicht aufgeben?»
«Wie oft haben wir hier schon gesessen, nach einem erneuten Rückfall?», fragte Poura müde. «Zum Beispiel, als wir die Königin
retten wollten …»
«Marie-Antoinette wollte nicht gerettet werden», wies Guy de Serdaine ihn nicht ohne Schärfe zurecht. Wie immer reagierte
er empfindlich, wenn vom damaligen Fluchtversuch die Rede war.
«Ja.» Marie-Provence zog die Nase hoch und sagte trotzig: «Wir müssen nach einem anderen Weg suchen.» Sie hob den Kopf und
sah die anderen auffordernd an.
«So ist es.» Der Krämer Cortey lächelte. «Es ist nichts passiert. Wir sind alle noch da, unversehrt und so tatkräftig wie
zuvor. Eine Idee hat uns in eine Sackgasse geführt. Mehr nicht.»
«Es war eine verdammt gute Idee», murmelte der Journalist Saison bedauernd.
Marie-Provence steckte ihr feuchtes Taschentuch weg. «Wir haben immer noch den Ballon.»
«Die Idee eines Ballons, wollen Sie sagen. Was haben wir |310| in Händen? Nichts, nichts und abermals nichts!», schimpfte Poura.
«Der Ballon wird gebaut werden! Monsieur Levallois hat es mir versprochen, und er wird sein Versprechen einhalten», bekräftigte
Marie-Provence, deren Kampfgeist von so viel Defätismus zu neuem Leben erweckt wurde.
«Wunderbar. Und dann werden Sie während einer Ihrer Visiten den König an der Hand nehmen, mit ihm den donjon verlassen und
ihn in den Ballon steigen lassen, c’est ça?», fragte der alte Soldat provozierend.
«Allons, Poura!», versuchte Batz die Wogen zu glätten. «Alle hier sind genauso enttäuscht wie Sie.»
Marie-Provence starrte Poura an. «Vielleicht hat er ja recht», brachte sie langsam heraus. Alle Anwesenden sahen sie an. Noch
eine Weile dachte sie nach, um die Gedanken zu ordnen, die ihr durch den Kopf schossen, dann fuhr sie beherzt fort: «Es leuchtet
doch ein, oder? Wenn wir Charles nicht zum Ballon bringen können, müssen wir eben den Ballon zu ihm führen!»
Sie musterte die Männer eindringlich. «Ich habe Ihnen doch erzählt, dass die Haftbedingungen des Jungen gelockert worden sind.
Er darf ab und zu auf den donjon. Wir müssen ihn nicht durch die vielen Wachen schmuggeln, die vor seiner Tür stehen, wir
werden ihn von oben befreien! Wir holen ihn vom Dach ab, wenn er an die Luft geführt worden ist!»
«Ich kenne mich nicht besonders gut auf diesem Gebiet aus», bemerkte Théophile Saison vorsichtig. «Aber ich glaube zu wissen,
dass ein Ballon ganz den Winden ausgeliefert ist.»
«Das stimmt, Marie. Mit einem Ballon einen bestimmten Punkt anzusteuern und ihn dort so lange festzuhalten, bis das Kind an
Bord klettert, ist ganz und gar unmöglich», meinte ihr Vater.
«Das ist es nicht!», widersprach Marie-Provence triumphierend. Sie beugte sich über den Tisch. «Monsieur Cortey, haben Sie
etwas zu schreiben?»
|311| Cortey brachte das Verlangte, und Marie-Provence machte sich daran, die Einzelheiten ihres Plans aufzumalen. «Dies hier ist
der Temple, dort der donjon. Und hier, an dieser Stelle, müsste der Ballon starten. Platz genug ist vorhanden. Ich habe mich
an einen Zwischenfall erinnert, der sich während des Abhebens des Ballons damals ereignet hat …» Sie redete, skizzierte, erklärte und merkte allmählich, wie die Skepsis der Männer Interesse wich. Ihr wurde warm vor Aufregung
und Hoffnung.
Eine Pause entstand; die Anwesenden starrten auf die Skizze.
Batz durchbrach als Erster die Stille. «Bei Saint Louis, ich glaube, das könnte tatsächlich klappen!», stieß er verblüfft
aus und kratzte sein bärtiges Kinn.
«Hm. Aber einen Haken hat die Sache», gab Assmendi zu bedenken. Sein Mund zuckte belustigt. «Wie überzeugen wir die Herrschaften
da draußen,
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