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Die Ballonfahrerin des Königs

Titel: Die Ballonfahrerin des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Douglas
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Sorge, ich schaffe das», sagte sie.
    ***
    «Und, glaubst du, es wird für unsere Zwecke genügen?», fragte Marie-Provence. Sie betrachtete naserümpfend ihren Zeigefinger,
     an dem ein Rest Spinnweben klebte. «Ist das das Ergebnis deiner gestrigen Unterredung mit Barras? Diese Schmiede hat seit
     mindestens einem Jahr kein Mensch mehr betreten!»
    André nickte zuversichtlich. «Es ist perfekt! Der Mann hat genau verstanden, was ich brauche. Das Geld, das er uns zur Verfügung
     stellt, wird zwar nicht ausreichen, denn die Regierung verfügt selber nur über begrenzte Mittel, aber dieses Gelände hier
     ist erst einmal eine ungeheure Erleichterung. Schau, hier kann der Ofen gebaut werden, zum Teil aus den Steinen des vorhandenen,
     die breite Esse ist ideal. Und in den beiden soliden Schuppen auf der anderen Seite des Hofes können wir einstweilen die Materialien
     lagern: |328| Eisenspäne und Schwefelsäure, um den Wasserstoff herzustellen, etliche Fässer Wasser und Terpentin, Kautschuk, Taft – wir
     werden jede Menge Platz brauchen. Drüben am Eingang haben wir eine große Fläche zur Verfügung. Wenn wir noch die Wand einreißen
     und das Nebenzimmer dazunehmen, ist es groß genug, um die Hülle zu schneiden und zu nähen. Der kleine Raum auf der anderen
     Seite des Flurs wiederum ist ausreichend, um den Fallschirm herzustellen.»
    Marie-Provence unterdrückte eine Antwort. Sie wurde gewahr, dass André sie beobachtete. «Ich habe Angst um dich», gestand
     sie schlicht. Er öffnete einen Arm, und sie trat rasch zu ihm. Ihre Hände schoben sich unter seine Jacke, unter seinen Armen
     hindurch, strichen über die glatte, breite Fläche seiner Schulterblätter. Sie schmiegte ihr Gesicht an sein Hemd und nahm
     mit geschlossenen Augen seinen Duft in sich auf, während sie die in ihr nagende Unruhe am Schlag seines Herzens zu betäuben
     versuchte.
    «Was ist los mit dir?» Sein Finger liebkoste die geschwungene Linie zwischen ihrem Ohr und ihrem Kinn.
    Schauer liefen ihr über die Brust und die Wirbelsäule hinunter, bis in ihren Schoß, gebaren dort ein vertrautes, köstliches
     Gefühl des Verlangens.
Frag ihn. Jetzt.
Ihr Herzschlag beschleunigte sich. «Würdest du es mir beibringen?», fragte sie so beiläufig wie nur möglich.
    «Ich dachte, das hätte ich schon», grinste er. «Alles, was ich dir noch zeigen könnte, würde mich bei deinem Vater endgültig
     zum Sittenstrolch abstempeln.»
    Sie musste unwillkürlich lächeln. Doch als André ihr frech einen Zeigefinger in den Ausschnitt schob, fing sie seine Hand
     ein, hielt sie fest und suchte seinen Blick. «André, ich möchte, dass du mir das Fliegen beibringst.»
    Sofort zog er seine Hand zurück und stellte die Frage, die er stellen musste: «Warum?»
    Ihr Herz raste, und sie brauchte ein, zwei Sekunden, bis sie sicher war, dass ihre Stimme sie nicht verraten würde. Dann zuckte
     sie die Schultern und meinte spöttelnd: «Nun, |329| wenn du abgesprungen bist, wäre es vielleicht angebracht, ich wüsste, wie so ein Ballon funktioniert, meinst du nicht?»
    Doch er ließ sich nicht auf ihren Tonfall ein. Er schüttelte entschieden den Kopf. «Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich
     dich da oben allein lassen werde, oder? Bei dem Experiment wirst du nicht an Bord sein. Jemand anders wird mir helfen.»
    Sie starrte ihn an. «Das kannst du nicht tun! Das ist mein Flug!»
    «Marie, wir werden das nachholen! Wir werden den Ballon noch viele Male benutzen können, wenn alles gutgeht.»
    «Wenn alles gutgeht?», sagte sie fassungslos. «Und was ist, wenn zwischendurch ein Sturm kommt und die Hülle zerfetzt – oder
     wenn ein Unfall geschieht oder jemand den Ballon absichtlich beschädigt und ihn für alle Zeiten unbrauchbar macht? Wir hätten
     keine Mittel mehr, einen neuen zu bauen! Kannst du mir versprechen, dass all das nicht geschehen wird?»
    «Nein, das kann ich nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit   …»
    «Es ist mein Traum, André! Das alles hier passiert auf meine Initiative hin! Du hast kein Recht, mich am Boden zu lassen!»
    Er schob ihr die Haare aus der Stirn. «Es ist doch gar kein richtiger Flug, Marie! Ich habe es dir doch erklärt: Der Ballon
     wird auf eine gewisse Höhe steigen, und ich werde springen. Anschließend wird der Ballon gleich wieder hinuntergehen.»
    «Dann gibt es doch auch kaum eine Gefahr für mich!» Eifrig fuhr sie fort: «Ich würde die erste Frau sein, die jemals alleine
     in einem Ballon war! Denk an die

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