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Die Ballonfahrerin des Königs

Titel: Die Ballonfahrerin des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Douglas
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von Frankreich darf seine Heimat nicht verlassen», sagte ihr Vater in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.
     «Außerdem braucht Louis-Charles körperliche Anstrengung. Das hast du selbst gesagt. Es ist Zeit, dass er merkt, er wird gebraucht.
     Das wird ihm Auftrieb geben.»
    «Du willst ihn allen Ernstes an die Spitze einer Armee von Bauern stellen, die mit nichts anderem bewaffnet sind als mit Sicheln
     und Sensen? Du willst das kostbarste Pfand des Königtums diesen Männern anvertrauen?», fuhr Marie-Provence ihren Vater ungläubig
     an. Doch dann, als sie ihn aufmerksam betrachtete und er keine Antwort gab, schüttelte sie langsam den Kopf. «Nein, das ist
     es nicht. Da gibt es noch etwas, nicht wahr? Wir sind nicht allein der Chouans wegen in die Bretagne gefahren, richtig?» Sie
     fasste sich an den Kopf. «Das Meer. England!»
    Obwohl Guy de Serdaine sich alle Mühe gab, ernst zu bleiben, konnte er ein Funkeln in seinen Augen nicht verbergen.
    Marie-Provence starrte ihn verblüfft an. «Ihr habt es geschafft, England zu überzeugen, uns zu helfen?» Sie wurde unwillkürlich
     leiser. «Und hier soll die Landung stattfinden. Hier, in der Bretagne.»
    Guy wandte sich zum Gehen. «Du solltest jetzt wirklich schlafen gehen. Demnächst wirst du nicht mehr so gemütlich in der Kutsche
     reisen können.» Er machte ein paar Schritte, drehte sich noch einmal um und hob einladend die Hand. «Allons, chérie. Ich lasse
     dich nicht allein hier im Wald zurück. Es tut mir leid, dass ich dich hinsichtlich unseres Ziels getäuscht habe, doch es war
     notwendig. Und jetzt begrab deinen Groll und komm mit.»
    Marie-Provence sah ihren Vater unbewegt an. Er hatte recht. Es war weise gewesen, sie nicht zu informieren, um so das Geheimnis
     des Gewaltigen, kaum Vorstellbaren zu |429| schützen. Eine Landung an den bretonischen Küsten. Eine Armee. Tausende von Männern, ausgeruht, gut gerüstet und kämpferisch.
     Bereit, ein Königreich zurückzuerobern. Nein, sie war nicht mehr wütend auf ihn. Wie wichtig war doch etwas gekränkte Eitelkeit
     gegen eine Armee!
    Und wie nebensächlich das letzte bisschen Hoffnung, das sie gehabt hatte, André wiederzusehen! Im Brief hatte sie André gebeten,
     sie im Osten zu suchen. Und eine Adresse in Koblenz angegeben.
    Sie tastete nach dem Arm ihres Vaters.
    ***
    André warf seine zerwühlten Laken von sich, stand auf und trat zum Fenster, um es aufzureißen. Er rieb sich die Augen.
    Wie so oft in letzter Zeit fühlte er sich zerschlagen. Was für ein Wunder: Der Schlaf floh ihn, und statt in seinem Bett hatte
     André wieder einmal viele Stunden rittlings auf dem Fenstersims verbracht. Einzig die Geräusche der Nacht, der Fluss, der
     an den Kai schlug, die vertäuten Kähne, die ihre hölzernen Flanken aneinanderrieben, die Turmuhren, die der Nacht den Takt
     schlugen, hatten die Macht, seinen inneren Aufruhr zu besänftigen und ließen ihn schließlich ein paar Stunden Ruhe finden.
    Es klopfte, und Rosanne erschien an der Tür. «Ein Offizier steht unten, der dich sprechen möchte.»
    Im Erdgeschoss stand ein dunkler Mann in zerschlissener Uniform. André atmete tief ein, als er ihn erblickte.
    «Ich grüße Sie, général.»
    Der Offizier namens Napoléon Bonaparte musterte ihn kurz und eindringlich. «Wie schnell können Sie reisefertig sein?»
    André zuckte mit den Schultern. «Sofort.»
    «Vor kurzem wurde in Meudon, südwestlich von Paris, eine Kompanie militärischer Luftfahrer gegründet», erklärte der General
     mit seinem leichten Akzent. «Dieser werden Sie sich anschließen. Sie besteht aus Wissenschaftlern und |430| Handwerkern, sie alle sind die Besten ihres Fachs. Zwanzig Leute insgesamt. Sie werden, davon bin ich überzeugt, diese Truppe
     aufs gewinnbringendste vervollständigen. In Meudon werden Sie eine kurze militärische Ausbildung erhalten und eingekleidet
     werden, anschließend werden Sie umgehend eingesetzt. Noch Fragen?»
    «Nein. Nur zwei Bedingungen.»
    Der Offizier hob eine Braue, sonst aber blieb sein Gesicht ausdruckslos. «Reden Sie.»
    «Ich will meine Arbeit als reine Observation verstanden wissen. Ich werde keinen Gebrauch von Waffen machen. Falls das Teil
     meiner Aufgabe wäre, sollten Sie lieber einen anderen schicken und mich nach Saint-Lazare zurückbringen lassen.»
    «Levallois, der Krieg kennt keine Regeln. Wer sich selbst erschießen lässt, obwohl er seinen Gegner niederstrecken könnte,
     ist ein Narr. Ich halte Sie nicht für

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