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Die Ballonfahrerin des Königs

Titel: Die Ballonfahrerin des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Douglas
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Während sie noch suchend um sich blickte, bückte sich Cadoudal und griff in den moosigen Boden. Als er sich aufrichtete, öffnete
     sich zu ihrer größten Verblüffung eine mit Farnen bewachsene Klappe. Cadoudal entzündete einen Kienspan, drückte ihn ihr in
     die Hand und wies auf das dunkle Loch zu seinen Füßen.
    «Da unten liegt eine Laterne mit einer Kerze.»
    Marie-Provence’ Staunen nahm kein Ende, als sie bemerkte, |485| dass Cadoudals Männer um sie herum weitere unterirdische Verstecke öffneten. Dieses verlassene Waldstück hatte nicht weniger
     geheime Zugänge als die Keller von Maisons.
    «Wann haben Sie denn das alles eingerichtet?», fragte sie.
    Cadoudal zeigte die Zähne. «Bevor wir Bretonen zu Royalisten wurden, waren wir Salzschmuggler. Der Wegfall der Salzsteuer
     in Frankreich hat diesem unlauteren Gewerbe aber Gott sei Dank ein Ende bereitet.» Er zwinkerte ihr zu.
    Als sie sich bückte, erblickte sie die erste Sprosse einer Leiter. Ohne zu zögern kletterte sie in den schmalen dunklen Schlund
     hinab.
    ***
    General Hoche runzelte die Stirn. Sein Blick lief über die einundzwanzig Uniformierten, die vor ihm strammstanden.
    «Was ist das?»
    «Das ist die Kompanie der Luftfahrer, General», teilte ein Offizier an seiner Seite beflissen mit. «Die Männer sind hierherbeordert
     worden und gerade erst angekommen.»
    Hoche wandte sich direkt an capitaine Justin. «Sind Sie der Befehlshaber dieser Truppe? Wie lautet Ihr Name? Und können Sie
     mir erklären, was Sie hier wollen?»
    André warf einen Seitenblick auf den Hauptmann. Dieser hätte sich nicht gerader halten können, wenn er ein Bajonett verschluckt
     hätte.
    «Hauptmann Justin, General», antwortete der Befragte steif. «Unsere Truppe wurde ausgewählt, um von der Höhe eines Ballons
     aus die feindlichen Linien zu observieren.»
    «Von einem Ballon aus, so», sagte Hoche spöttisch. «Ich gedenke, morgen einen Generalangriff auf den Feind zu unternehmen.
     Sie sehen mich gespannt auf Ihren ersten Bericht. Heute Abend nach Sonnenuntergang.»
    «Mit Verlaub, wir müssen zunächst einmal den Ballon mit Wasserstoff befüllen, General.»
    |486| «Dann tun Sie das!»
    «Dafür müssen wir einen Ofen errichten. Wir benötigen etwa zehntausend Backsteine dazu.»
    «Na wunderbar!», brach es aus Hoche hervor. «Eine völlig überflüssige Kompanie! Was denken sich die in Paris eigentlich? Dass
     wir es uns hier gemütlich machen, um den Royalisten Zeit zu geben, in aller Seelenruhe ihre Truppen und Reserven zusammenzurotten?
     Ich brauche Schützen und Kanoniere, keine Maurer!»
    Justin war nicht bereit, sich und seine Männer erniedrigen zu lassen. «General, mit Verlaub», widersprach er, «wir sind ausgebildete
     Soldaten. Unsere Qualifizierung als Ballonbauer tut unseren Qualitäten als Schützen keinen Abbruch.»
    André, der sich nicht zum Soldaten berufen fühlte, fand den Einspruch seines Hauptmanns mehr als überflüssig. Irgendwie musste
     er seine Ablehnung wohl zum Ausdruck gebracht haben, denn plötzlich wandte Hoche sich ihm zu.
    «Tatsächlich? Sollte ich mich eines vorschnellen Urteils schuldig gemacht haben? Nun, dann beweisen Sie mir doch Ihre Qualitäten.
     Sie zuerst, Leutnant. Ihr Name?»
    «Genie, General», antwortete André.
    Hoches Brauen schnellten hoch. «Ein Genie? Na, so was! Wo haben Sie denn schon gekämpft, um einen solchen Spitznamen zu verdienen?»
    «Noch nirgends, General.»
    «Mit Verlaub», intervenierte Justin, «Leutnant André Levallois ist erst seit einem knappen Monat bei uns. Seinen Spitznamen
     bekam er nicht wegen seiner militärischen Fähigkeiten.»
    Hoche hob eine Hand. «Ich habe genug gehört. Meine Zeit ist knapp bemessen. Männer, die uns im Weg stehen, kann ich nicht
     gebrauchen. Sie sind gekommen, um Öfen zu bauen? Dann tun Sie das auch. Justin, Sie und Ihre Männer bleiben morgen hier während
     der Attacke.» Er lächelte hämisch. «Wer weiß, vielleicht findet sich ja sogar jemand im Nachbardorf, der anschließend sein
     Brot bei Ihnen backen kann. Ich selbst werde wohl kaum dazu kommen, Ihren |487| Ofen zu benutzen: Denn ich habe vor, morgen das Ganze zu beenden und die Royalisten ins Meer zurückzuwerfen.» Er grüßte knapp.
     «Und jetzt, leben Sie wohl, meine Herren.»
    ***
    «Erzählen Sie uns vom König. Wie ist er gestorben?»
    Marie-Provence ließ den geräucherten Fisch, den sie gerade ohne Appetit verspeiste, in ihren Schoß zurücksinken. Von Cadoudals
     dreißig

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