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Die Ballonfahrerin des Königs

Titel: Die Ballonfahrerin des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Douglas
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alledem erzählt.» Er lächelte bitter. «Hättest du dich überhaupt von mir verabschiedet, bevor du verschwunden
     wärest?»
    «Was ist los, André? Ich habe dir meine Geschichte erzählt, dir meine Pläne gebeichtet. Ich habe mich dir völlig ausgeliefert.
     Was für Beweise meines Vertrauens und meiner Zuneigung brauchst du noch?»
    «Vielleicht möchte ich einfach etwas von dir hören, Marie», sagte er ernst. «Etwas, das wie die Stimme deines Herzens klingt.»
    «Glaubst du wirklich, ich würde hier mit dir stehen, wenn ich nichts für dich empfinden würde, André?»
    «Dann beweise es mir! Bleib bei mir ohne Bedingungen!» Sein Herz begann, wie wild in seiner Brust zu pochen. Mit veränderter
     Stimme sagte er: «Heirate mich, Marie-Provence de Serdaine!»
    «O André   …» Sie fasste sich an die Stirn. «Hast du nicht verstanden, was ich dir vorhin erklärt habe? Wie kannst du |233| erwarten, dass ich in einer solchen Zeit an mich und mein Glück denke?»
    «Wie wäre es, wenn du einfach an
mein
Glück denkst?», fragte er mit einem Lächeln, das ihm nicht so recht gelingen wollte.
    Sie streckte ihm ihr schönes Gesicht entgegen, das von Trauer überschattet wurde. «Ich kann nicht, André. Noch nicht. Noch
     bin ich nicht frei.» Sie suchte seinen Blick. «Nicht wegen Croutignac, sondern wegen des Jungen. Er ist jenseits der Angst
     und der Hoffnung. Ich habe ihm von Angesicht zu Angesicht versprochen, ihn da rauszuholen. Und er weiß es, auch wenn nie ein
     Wort über meine Lippen gekommen ist. Es ist eine Art Gelübde, verstehst du? Dich zu heiraten, Glück zu empfinden, wäre ein
     Verrat. Ich kann das jetzt nicht!»
    Trauer und Auflehnung erfüllten ihn. «Und wenn es meine Bedingung wäre? Deine Hand gegen meine Hilfe?»
    Sie wurde blass. «Ist es das, was du anstrebst, André? Mich zu kaufen?»
    «Verdammt, wer hat denn angefangen zu handeln, du oder ich?», rief er. Er konnte nicht fassen, dass er sie sein Selbstwertgefühl
     zerstückeln ließ. «Ach was, Marie-Provence, vergessen wir das alles einfach. Meine Antwort lautet: Nein. Ich werde dir und
     deinem Vater nicht helfen. Ich mag ein verliebter Trottel sein und dir hinterherrennen, bis ich tot umfalle. Ich mag mein
     Skizzenheft vollkritzeln mit Porträts von dir. Ich mag dir bis Maisons nachreiten und dir durch unterirdische Gänge nachschleichen.
     Ich mag mich von deinem Vater demütigen und einsperren lassen und dabei fast mein Leben verlieren. Aber eines wirst du nie
     verhindern können: dass ich meinen Verstand einsetze. Und der sagt, dass es irrsinnig ist, einen Jungen zu befreien und das
     Land in einen neuen Bürgerkrieg zu stürzen!» Er schloss eine Hand zur Faust und fuhr gedämpft fort: «Du und die Menschen deines
     Standes, ihr solltet aufhören zu träumen, Marie-Provence! Es gibt keinen König mehr in Frankreich, und es wird nie mehr einen
     geben. Und trotz all der Grausamkeiten, |234| die tagtäglich geschehen, bin ich der Meinung, dass es gut so ist − ich glaube an die Republik und die neuen Werte der Nation!»
    Sie hob die Hände vors Gesicht. «Er ist ein Junge, André!», sagte sie leise. Ihre Augen waren feucht. «Er ist in erster Linie
     ein verlassener kleiner Junge. Wie heißt es so schön in den Menschenrechten, auf die deine Republik so stolz ist? Freiheit
     und Gleichheit. Auch er hat ein Recht darauf!»
    «Der kleine Capet ist jung. Die Republik aber ist noch nicht einmal zwei Jahre alt! Sie mag nicht perfekt sein, sie hat noch
     viel zu lernen. Das wird sie auch tun, wenn man ihr die Zeit dazu lässt. Ich werde sie jedenfalls nicht aus der Wiege kippen!»
    «André!» Sie sah ihn flehend an. «Ich bitte dich jetzt nicht für mich oder meinen Vater. Auch nicht für Charles. Sondern für
     dich. Ich bitte dich inständig, uns zu unterstützen. Sonst   …» Sie biss sich auf die Lippen.
    André wurde hellhörig. «Sonst was?», hakte er nach. «Sonst kommt dein Vater, um mir den Garaus zu machen? Ist es das?»
    Angst flackerte in ihren Augen auf. «Versuch zu verstehen. Du gefährdest uns. Du hast Maisons gesehen.»
    André lachte bitter auf. «Erst willst du mich verführen, dann willst du mein Mitleid für den Jungen erwecken, und jetzt Drohungen!»
     Er schnalzte mit der Zunge. «Das machst du wirklich sehr gut, Marie-Provence! Ich fühle mich kaum besser als an dem Tag, an
     dem ich mich an deinen toten Onkel geklammert habe! Gratulation!»
    Sie legte ihm die Hände auf die Brust. «Ich will das alles

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