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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Kellner – älter als die anderen, aber in letzter Minute war Ersatz benötigt worden – näherte sich dem Telekom-Mogul. »Darf ich Ihnen nachschenken, Sir?«
    Der Mann grunzte.
    Der Kellner lächelte, während er sein Glas mit Limonen-Melonen-Punsch auffüllte. Die hellblonden Haare auf seinem Handrücken glänzten in der Morgensonne. Dann trat er hinter eine Reihe hoher italienischer Säulenzypressen und kippte den restlichen Pusch aus.
    Er war schon fast wieder in der Villa, als der Tumult – erst jähes Schweigen, dann einzelne spitze Schreie und laute Rufe – ihm zeigte, dass es den Mogul erwischt hatte.
    »Ataque del corazón!«, rief jemand.
    Ja, sehr gut geraten, dachte der Mann im Cut eines Kellners. Das Ganze musste wie ein Herzanfall ausgesehen haben. Sogar der Leichenbeschauer würde zu diesem Schluss gelangen. Er würde jetzt einen Krankenwagen anfordern. Kein Grund, das nicht zu tun. Zumal der Zielperson garantiert niemand mehr helfen konnte.
     
    Andrea Bancroft zog den Reißverschluss der schwarzen Nylontasche auf, holte einen Laptop heraus und stellte ihn auf den quadratischen Tisch mit der Papiertischdecke. Walter Sachs und sie saßen im rückwärtigen Teil des zweitbesten vegetarischen Restaurants von Greenwich. Sachs schien hier nur zu verkehren, damit er sich darüber lustig machen konnte. Das Restaurant war fast leer; die einzige Serviererin sah gelegentlich zu ihnen hinüber, ob sie etwas brauchten, vergrub ihre Nase sonst aber in einer Taschenbuchausgabe von Große Erwartungen.
    »Hast du den gerade gekauft?«, fragte er. »Ein ziemlich gutes Modell. Aber fürs selbe Geld hättest du mehr kriegen können. Hättest zuvor mich fragen sollen.«
    Walter Sachs war dazu übergegangen, sein grau-braunes Haar oben lang und an den Seiten kurz zu tragen, was sein Gesicht noch länger und rechteckiger wirken ließ. Das Grübchen in seinem Kinn vermittelte einen Eindruck von Kraft, der nicht recht zu seiner schmalen Brust passte. Er hatte – Andrea genierte sich, dass sie das bemerkt hatte, aber es war eine Tatsache – praktisch keinen Hintern. Um dem Eindruck eines bebrillten Computeridioten entgegenzuwirken, trug er Kontaktlinsen, hatte sich aber offenbar nie an sie gewöhnt. Seine Augen waren ständig etwas gerötet, leicht entzündet. Vielleicht hatte er trockene Augen, oder die Linsen waren nicht richtig angepasst. Andrea würde ihn jedenfalls nicht danach fragen.
    »Der gehört nicht mir.«
    »Oh, ich verstehe«, sagte Walter leichthin. »Diebesgut.«
    »Gewissermaßen«, gab Andrea zu. »Im Prinzip schon.«
    Walter starrte sie an. »Andrea …«
    »Hör zu, ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Auf diesem Computer sind Dateien gespeichert, die ich gern lesen möchte. Nur sind sie leider verschlüsselt. Das ist die Ausgangslage. Mehr musst du gar nicht wissen.«
    Walter rieb sich das Kinn, während er sie nachdenklich betrachtete. »Ich weiß wenig«, sagte er. »Nur, dass du vielleicht etwas tust, das du nicht tun solltest.«
    »Du kennst mich, Walter.« Andrea lächelte schwach. »Wann hätte ich das jemals getan?«
    »Okay. Kein Wort mehr.«
    Wie hätte sie ihm das alles erklären sollen? Sie wusste selbst keine Erklärung dafür.
    Vielleicht war ihr Verdacht unbegründet. Aber die roten Ameisen schwärmten weiter. Sie musste etwas unternehmen, um sie
auszurotten – oder ihnen zu ihrem Bestimmungsort folgen. Ihre Entscheidung war impulsiv gefallen; die Ausführung war jedoch systematisch erfolgt.
    Es war gewissermaßen ein Schuss ins Blaue gewesen, den HP-Laptop des Chefbuchhalters der Bancroft-Stiftung durch ein identisches Modell zu ersetzen, von dessen Festplatte sie alle Dateien gelöscht hatte. Die natürliche Annahme würde sein, die Festplatte sei abgestürzt; die Daten würden wiederhergestellt werden, und damit hatte sich der Fall. Den Laptop einzustecken und durch das andere Gerät zu ersetzen hatte keine zehn Sekunden gedauert. Sein Besitzer hatte inzwischen einen Stock tiefer im Casino zu Mittag gegessen. Ein Kinderspiel bis auf das verräterische Hämmern ihres Herzens, als sie mit dem gestohlenen Computer in ihrem Rucksack zum Parkplatz zurückging. Sie war nicht nur auf dem Weg in eine andere Welt; sie war auch eine andere Andrea Bancroft geworden. Sie wusste nicht, was sie über die Stiftung herausbekommen würde. Aber sie hatte schon sehr viel über sich erfahren und wusste nicht recht, ob das ausschließlich ermutigend war.
    Walter war inzwischen dabei, das

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