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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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viele Fragen, die sie ihr liebend gern gestellt hätte. So viele Fragen.
    Fragen, die ihre Mutter nie mehr würde beantworten können. So vieles war durch diesen Verkehrsunfall verloren gegangen. Und Andreas ganzer Körper schmerzte, wenn sie darüber nachdachte.
    Der Buick schien jetzt eine holperige Straße zu befahren. Andrea öffnete erstmals die Augen und sah hinaus. Sie befanden sich auf einer einsamen Landstraße, und der Wagen wurde langsamer, glitt über den rechten Fahrbahnrand aufs Bankett, wurde noch langsamer und …
    Hier stimmt was nicht.
    Sie wurde abrupt zur Seite geworfen und fiel gegen den Sicherheitsgurt, der in ihre Schulter schnitt, als die Limousine scharf herumgerissen wurde, das Bankett verließ und hinter eine Tannenschonung am Straßenrand rollte. O Gott … das ist eine Falle!
    Hatte der Fahrer die Stelle im Voraus ausgekundschaftet und sie in dieses Versteck gebracht, weil er wusste, dass sie erst viel zu spät Verdacht schöpfen würde?
    Andrea sah das Gesicht des Fahrers im Innenspiegel, sah darin so viel Wut und Hass, dass es ihr fast den Atem verschlug.
    »Nehmen Sie mein Geld«, bat sie.
    »Das würde Ihnen so passen«, spottete er mit eisiger Verachtung in der Stimme.
    Sie spürte, wie ein Eiszapfen aus Angst ihren Nacken berührte. Offenbar war sie zu optimistisch gewesen, als sie angenommen hatte, er habe es nur auf ihr Geld abgesehen. Und er war wirklich ein ungewöhnlich kräftiger Bursche. Andrea dagegen konnte nur auf das Überraschungsmoment setzen. Und auf die Wahrscheinlichkeit, dass er sie unterschätzen würde.
    Was war der schwerste Gegenstand, den sie besaß? Haarbürste, Handy, ein Füller von Cross, den ihre Mutter ihr vor Jahren geschenkt hatte und … was? Sie zwang sich zur Konzentration und griff mit der rechten Hand an ihren Fußknöchel. Als sie wieder aufsah, war der Mann eben dabei, um die Vordersitzlehnen nach hinten zu klettern. Für einen kurzen Augenblick würden seine Arme beschäftigt sein, während er diese Kletterpassage bewältigte. Sie machte sich bewusst klein, schicksalsergeben, harmlos.
    Mit dem hochhackigen Schuh, den ihre rechte Hand umklammerte, schlug sie plötzlich zu – mit dem Stilettoabsatz nach vorn, auf sein Gesicht, seine Augen zielend, während sie zugleich einen gellend lauten Schrei ausstieß.
    Beinahe . Der spitze Absatz war nur noch Zentimeter von seinen Augen entfernt. Seine Hand packte ihr Handgelenk wie eine Stahlklammer, während sie – nachdenken hätte zu lange gedauert  – mit ihrer zur Faust geballten Linken seine Nase zu treffen versuchte. Sie erinnerte sich daran, dass eine Studienfreundin, die Selbstverteidigungskurse belegt hatte, ihr erklärt hatte, die meisten Überfallenen schreckten davor zurück, den Angreifer ins Gesicht zu schlagen, sodass sie Opfer ihrer eigenen Angst vor Aggression wurden. Man stößt ihnen seine Finger in die Augen, man zertrümmert ihnen die Nase, man richtet so viel Schaden an, wie man nur kann  – das war die Vernunftformel, auf der alles Training
basierte. Dein größter Feind bist du selbst , hatte Alison immer gesagt.
    Wirklich? Bockmist . Ihr größter Feind war dieser Hundesohn, der sie umbringen wollte – und der eben den Kopf gerade rechtzeitig zur Seite gedreht hatte, um ihrem zweiten Schlag auszuweichen. Was mir auch passiert , dachte sie, als sie wild um sich schlug, während sie die Autotür zu öffnen versuchte, wenigstens soll niemand sagen können, ich sei kampflos untergegangen.
    Aber der Mann war nicht aufzuhalten; er war viel stärker als sie, konnte jedem ihrer Angriffe zuvorkommen. Er hatte sie unter sich festgenagelt und brüllte ihr eine Frage ins Gesicht.
    »Warum haben Sie Tom Mitchell ermordet?«
    Andrea blinzelte verständnislos, aber das Monster überschüttete sie weiter mit einer Flut von rätselhaften Fragen. Mitchell. Navajo Blue. Gerald – oder war es Jared? – Rinehart. Ein Schwall von Fragen, von Anschuldigungen.
    Sie verstand nicht, was er wollte.
    »Wie haben Sie ihn ermordet, verdammt noch mal?« Mit einer raschen Bewegung griff er in sein Jackett und zog eine brünierte Pistole heraus. Dann setzte er ihr die Waffe an den Kopf. »Am liebsten würde ich Sie erschießen«, sagte er mit unverfälschtem Hass in der Stimme. »Versuchen Sie, mir einen Grund zu nennen, weshalb ich’s nicht tun soll.«
     
    Todd Belknap funkelte seine Gefangene an. Sie hatte sich wie eine Wildkatze gewehrt, ihm blaue Flecken zugefügt, die er morgen bestimmt

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