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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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spüren würde. Aber sie hatte nur mit dem Mut der Verzweiflung gekämpft, ohne irgendein Training erkennen zu lassen. Das war nur eines von mehreren nicht ganz schlüssigen Elementen. Ein weiteres war die Tatsache, dass seine Fragen sie ehrlich zu verwirren schienen. Vielleicht war sie eine erstklassige Lügnerin; nichts, was er bisher erfahren hatte, schloss die Möglichkeit aus, dass sie Genesis oder eine seiner Verbündeten
war. Andererseits wurde diese Hypothese auch durch nichts untermauert.
    Er betrachtete sie forschend, während er ihr weiter die Pistole an den Kopf hielt. Eine weitere Frage tauchte wie ein Fisch in einem schlammigen Teich auf unklare Weise in seinem Verstand auf. War nicht alles etwas zu einfach gewesen? Sie hatte das Flugticket unter ihrem eigenen Namen gekauft, der dadurch in die FAA-Datenbanken geraten war. Und sie hatte den Concierge Service ihrer Platin-Kreditkarte benützt, um sich eine Limousine mit Chauffeur zu bestellen – wieder unter ihrem eigenen Namen. Den richtigen Fahrer loszuwerden war ein Kinderspiel gewesen: Er hatte dazu nicht mehr als eine Handvoll Dollar und eine gute Story über eine Geburtstagsüberraschung gebraucht. War sie wirklich ein Profi, musste sie unglaublich zuversichtlich gewesen sein, dass niemand es auf sie abgesehen hatte. Aber vielleicht war sie nur eine unausgebildete Hilfskraft – eine Art Strohmann, der zwar gelegentlich eingesetzt wurde, aber nicht dafür ausgebildet worden war, dessen reine Amateurhaftigkeit seine Unschuld überzeugend darlegen würde. Oder vielleicht war alles nur ein großer Irrtum. Aber weshalb war der Führer des Killerteams in Dubai dann von ihrem Handy aus angerufen worden?
    Die Frau bemühte sich, ihre Atmung unter Kontrolle zu halten. Sie war, das hatte er bereits vorher bemerkt, eine attraktive Erscheinung, vielleicht eine ehemalige Sportlerin. Eine Frau, die als Lockvogel eingesetzt wurde?
    Fragen, nichts als Fragen. Er brauchte Antworten.
    »Sie müssen mir eine Frage beantworten«, sagte die Frau, indem sie seinen Blick erwiderte. »Wer hat Sie geschickt? Sind Sie von der Bancroft-Stiftung?«
    »Mich können Sie nicht reinlegen«, knurrte der Agent.
    Sie holte tief Luft, war vor Angst außer Atem. »Wollen Sie mich umbringen, habe ich ein Recht darauf, zuvor die Wahrheit
zu erfahren, denke ich. Habt ihr Leute auch meine Mutter ermordet?«
    Wovon zum Teufel redete sie überhaupt? »Ihre Mutter?«
    »Laura Parry Bancroft. Sie ist vor zehn Jahren umgekommen. Angeblich bei einem Verkehrsunfall. Das habe ich immer geglaubt. Aber ich weiß nicht, ob ich’s jetzt noch glaube.«
    Belknap konnte nicht verhindern, dass sich auf seinem Gesicht leichte Verwirrung abzeichnete.
    »Wer seid ihr Leute?«, fragte sie mit einem Schluchzen in der Stimme. »Worauf habt ihr’s abgesehen?«
    »Wovon reden Sie überhaupt?«, erkundigte Belknap sich. Er hatte das Gefühl, die Situation entgleite ihm allmählich.
    »Sie wissen, wer ich bin, nicht wahr?«
    »Sie sind Andrea Bancroft.«
    »Richtig. Und wer hat Sie beauftragt, mich zu liquidieren? Das ist mein gottverdammter letzter Wunsch, okay? Wie eine letzte Zigarette. Habt ihr Killer nicht auch einen Ehrenkodex?« Sie blinzelte Tränen weg. »Wie im Film, wenn der Mörder sagt: ›Da Sie ohnehin sterben werden, kann ich Ihnen noch verraten …‹ Mehr verlange ich gar nicht.« Sie lächelte unter Tränen, hatte aber offensichtlich Mühe, einen Kollaps abzuwehren.
    Belknap schüttelte nur den Kopf.
    »Ich muss es wissen«, flüsterte Andrea. »Ich muss es wissen«, wiederholte sie lauter. Jetzt atmete sie fast hechelnd und schrie ihn nicht mehr flehend, sondern fordernd an. »Ich muss es wissen.«
    Der Agent steckte benommen die Pistole ins Schulterhalfter zurück. »Vorgestern Nachmittag ist ein Mann aus New Hampshire auf meine Anweisung zu Ihrem Haus gefahren. Noch vor Sonnenuntergang war er tot.«
    »Auf Ihre Anweisung? « , fragte Andrea ungläubig. »Wozu?«
    Belknap zog das Handy heraus, das er dem toten Killer abgenommen hatte, rief die Liste eingegangener Gespräche auf
und wählte die Nummer in den Vereinigten Staaten. Sekunden später begann das Handy in ihrer Umhängetasche zu klingeln. Belknap unterbrach die Verbindung. Das Klingeln hörte auf. »Dieses Handy hat dem Führer einer Todesschwadron gehört, die mich in Dubai umlegen sollte. Wieso haben Sie ihn angerufen?«
    »Wozu hätte ich ihn anrufen sollen? Ich habe ihn nie …« Andrea verstummte. »Ich meine, ja,

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