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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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»Geheimagent« zu sein, was immer das genau bedeutete. Vielleicht gehörte das zu den Dingen, für die er ausgebildet war.
    »Ihre Kreditkarte, Ma’am«, wiederholte die junge Frau am Empfang – hochgestecktes kastanienbraunes Haar, mit Make-up überdeckte leichte Akne.
    Andrea nahm die Karte wieder an sich und unterschrieb die Anmeldung. Nicht im Radisson, in dem sie hatte übernachten wollen, sondern im Doubletree. Dass der Mann erneut auftauchen würde, war unwahrscheinlich – besaß er noch einen Funken Vernunft, würde er einen weiten Bogen um sie machen –, aber diese elementare Vorsichtsmaßnahme erschien ihr ratsam.
    Die Polizeibeamten hatten sich sehr bemüht, hilfsbereit zu wirken, aber sie betrachteten ihre Schilderung offenbar mit gewisser Skepsis, die sich nur verstärkte, als sie versuchten, ihre Angaben nachzuprüfen. Andrea hatte behauptet, sie sei von einem
Wagen mit Fahrer abgeholt worden, aber mit ein paar Telefongesprächen ließ sich feststellen, dass der Buick ein Leihwagen war. Nicht nur das, sondern aus den Unterlagen geht hervor, dass Sie ihn gemietet haben, Ms Bancroft.
    Sie begannen Fragen zu stellen, die darauf abzuzielen schienen, eine »Beziehung« zwischen ihr und dem Unbekannten herzustellen. Und manche Details, die sie berichtete, wurden ungläubig aufgenommen. Er ist einfach verschwunden, sagen Sie? Und wieso kannte sie nicht einmal seinen Namen, wenn sie doch so viel über ihn zu wissen schien? Nach einer Stunde auf dem Revier 23 in der Atlantic Avenue fühlte sie sich wie eine Verdächtige, nicht wie ein Opfer. Die Südstaatenhöflichkeit der Polizeibeamten änderte sich kaum, aber Andrea merkte, dass sie eine unwillkommene Anomalie darstellte. Sie würden weitere Ermittlungen bei der Leihwagenfirma anstellen, versprachen sie ihr. Der Buick würde nach Fingerabdrücken abgesucht werden, und sie müsse ihre Abdrücke zu Vergleichszwecken abgeben. Falls es weitere Entwicklungen gab, würde sie benachrichtigt werden. Aber im Stillen waren die Polizeibeamten offenbar der Ansicht, es mit einer Hysterikerin zu tun zu haben.
    Im vierten Stock ließ sie sich von dem Pagen das Bad und die Kleiderschränke zeigen und schickte ihn mit einem Trinkgeld weg. Sie öffnete den Reißverschluss ihres kleinen Rollkoffers, hängte ihre Sachen in den Schrank an der Tür und drehte sich wieder nach dem Fenster um.
    Sie spürte, wie ihr Herz einen Schlag aussetzte, bevor sie den Grund dafür erkannte.
    Dieser Mann. Der Muskelmann mit der Pistole. Er war in ihrem Zimmer. Stand als Silhouette am Fenster. Hatte die Arme verschränkt.
    Andrea wusste, dass sie hätte flüchten, dass sie hätte kehrtmachen und aus dem Zimmer rennen sollen. Aber der Mann stand ganz still, wirkte im Augenblick nicht bedrohlich. Sie unterdrückte
die in ihrer Brust flatternde Panik. Sie konnte noch ein paar Sekunden bleiben, ohne ihre Chancen zu verschlechtern, und in dieser Zeit vielleicht etwas Aufschlussreiches erfahren.
    »Was wollen Sie hier?«, fragte sie frostig. Sie hätte ihn fragen können, wie er hergekommen war, aber diese Frage konnte sie selbst beantworten. Bereits beim Hereinkommen musste er hinter den auf einer Seite zusammengeschobenen bodenlangen Vorhängen gestanden haben. Vermutlich hatte er alle großen Hotels in der näheren Umgebung angerufen, sie hier aufgespürt und durch eine einfache List die Nummer des für sie reservierten Zimmers erfahren. Nein, die schwierige Frage war nicht das Wie, sondern das Warum.
    »Ich mache nur weiter, wo wir aufgehört haben«, antwortete der Mann. »Wir kennen uns noch nicht richtig. Mein Name ist Todd Belknap.«
    Andrea fühlte erneut Panik in sich aufsteigen. Sie machte große Augen. »Sie sind ein Stalker!«
    »Was?«
    »Sie haben irgendeine abartige sexuelle Fixierung auf …«
    »Bilden Sie sich nicht zu viel ein«, unterbrach der Mann sie verächtlich schnaubend. »Sie sind nicht mein Typ.«
    »Aber …«
    »Und Sie hören nicht sehr gut zu.«
    »Die ganze Sache mit der Entführung mit Waffengewalt hat mich irgendwie abgelenkt.« Ihre Augen verengten sich. Seltsamerweise ebbte ihre Angst ab. Sie konnte sich herumwerfen und flüchten – das wusste sie. Aber sie fühlte sich irgendwie nicht direkt bedroht. Lass etwas Leine nach , empfahl sie sich selbst. »Hören Sie, mir tut’s leid, dass ich die Cops angerufen habe«, log sie.
    »Wirklich? Mir eigentlich nicht.« Der tiefe Bariton des Mannes war ruhig und gebieterisch. »Das hat mir etwas

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