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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Lösungsteil. Deshalb ist Dummheit
ebenso ein Laster wie mangelnde Neugier. Eine Art Trägheit. Im richtigen Leben werden Entscheidungen immer auf der Grundlage unsicherer Informationen getroffen. Wissen ist immer unvollständig. Man tut etwas, das hat Folgen. Man tut nichts, das hat Folgen.«
    »Wie in deinem Beispiel mit der führerlosen Straßenbahn.«
    »Vor zehn Jahren habe ich versäumt , etwas zu tun, und wir haben einen sehr wertvollen Menschen verloren, der mir persönlich viel bedeutet hat.«
    »Meine Mutter.« Andrea schluckte schwer. »Hat sie von der Gruppe Theta gewusst?«
    »Nein. Aber wir hätten jemanden wie sie gut brauchen können.« Seine Augen glänzten. »Ich weiß, dass du viele Fragen in Bezug auf diese Phase ihres Lebens hast. Aber du darfst dich nicht durch die offizielle Darstellung entmutigen lassen. Die Beiträge deiner Mutter waren sehr real und sehr bedeutsam, jedenfalls weit mehr, als Protokolle wiedergeben könnten. Das musst du bitte wissen.« Er atmete tief durch. »Laura. Ich denke, ich habe sie in gewisser Weise geliebt. Damit meine ich nicht, dass es zwischen uns etwas Romantisches gegeben hätte. Aber sie war so lebendig, so vital, so gut … Entschuldige, damit sollte ich dich jetzt nicht belästigen.«
    »Ich bin nicht sie«, sagte Andrea leise.
    »Natürlich nicht. Und trotzdem habe ich bei unserer ersten Begegnung gleich gewusst, wer du bist, weil ich sie in dir erkannt habe.« Seine Stimme versagte, und er räusperte sich, bevor er fortfuhr: »Und als du beim Abendessen bei uns warst, ist mir die Szene wie das geisterhafte Nachbild auf einem alten Fernseher vorgekommen. In gewisser Weise habe ich ihre Gegenwart gespürt. Dann ist Lauras Bild verblasst, und ich konnte dich als dich selbst wahrnehmen.«
    Andrea fühlte sich den Tränen nahe, war jedoch entschlossen, nicht zu weinen. Was sollte sie glauben? Wem sollte sie vertrauen? Ich vertraue auf deine Instinkte , hatte Paul Bancroft gesagt. Aber konnte sie das auch?
    »Andrea, ich will dir einen Vorschlag machen. Ich möchte, dass du als Beraterin in den engeren Kreis meiner Vertrauten eintrittst. Mit deinem Wissen und deinen Erfahrungen – vor allem mit deinen Kenntnissen auf wirtschaftlichem Gebiet – bist du gut auf diese Herausforderung vorbereitet. Du könntest uns viel nützen. Der Welt nützen.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Du hast entdeckt, dass ich Gefühle habe. Mirabile dictu.« Ein schwaches Lächeln. »Aber ich bleibe trotzdem ein Vernunftmensch  – deshalb hat auch mein Vorschlag rationale Gründe. Außerdem bin ich kein Jüngling mehr, woran die hiesigen Eierköpfe mich oft genug erinnern. Du erlebst mich als Gastgeber in einer Einrichtung, deren Chef ich nicht mehr lange sein werde. Dann muss aus der nächsten Generation Ersatz für mich kommen. Wir können nicht einfach eine Stellenanzeige in die Zeitung setzen. Was wir hier tun, darf wie gesagt niemand erfahren. Sogar im Stiftungsrat würden nur ganz wenige verstehen, welche Erfordernisse unsere Arbeit bestimmen.«
    »Erfordernisse . Ich muss mehr darüber erfahren, was hier tatsächlich geschieht.«
    »Bald weißt du mehr. Das hoffe ich zumindest. Das Ganze läuft schrittweise ab. Man kann einen Schüler nicht mit Topologie bombardieren, bevor er Geometrie gelernt hat. Bildung beruht auf Sequenzen. Wir können nichts mit Informationen anfangen, die wir außer der Reihe erhalten. Wissen baut auf Wissen auf. Aber das macht mir keine Sorgen. Wie ich schon einmal feststellen konnte, lernst du schnell.«
    »Solltest du dann nicht damit anfangen, mir dein Weltbild zu erklären?«, fragte Andrea mit einem Anflug von Sarkasmus in ihrer Stimme.
    »Nein, Andrea. Weil es längst auch dein Weltbild ist. Die Bancroft-Strategie
 – die hast du weit besser formuliert, als es viele könnten.«
    »Mir kommt’s vor, als wäre ich an einen weit entfernten Ort geraten. Daheim in Kansas sind wir ganz bestimmt nicht mehr.«
    »Hör auf mich, Andrea. Hör auf deine eigenen Argumente, auf die Stimme der Vernunft in deinem Kopf und deinem Herzen. Du bist heimgekehrt.«
    »Heimgekehrt?« Sie konzentrierte sich wieder. »Wenn ich dir zuhöre, klingt alles goldrichtig, weißt du. Alles so richtig, wie zwei und zwei vier ist. Aber ich habe trotzdem noch Fragen.«
    »Ich möchte , dass du Fragen hast. Wir brauchen Leute, die Zweifel hegen und bohrende Fragen stellen.«
    »Eine Geheimorganisation, die im Geheimen handelt. Eines würde mich interessieren: Wo liegen eure

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