Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)
Garrison ihn dröhnend laut.
Die beiden Männer saßen im Büro von Gareth Drucker, dem Director of Operations, der immer wieder die Meldung anstarrte, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Eine erfahrene Cons-Ops-Analystin in ihrer Mittagspause ermordet. Diese Nachricht hätte ihn selbst dann schockiert, wenn er Ruth Robbins nicht persönlich gerngehabt hätte. So war diese Nachricht ein doppelter Schock gewesen.
Gareth griff nach einem Bleistift, um sich etwas zu notieren, und zerbrach ihn dann unbeherrscht.
»In meiner gottverdammten Wache!« Druckers Augen rollten wild. »Ausgerechnet in meiner gottverdammten Wache!«
»Entschuldigung, aber was ist genau passiert?« Der spindelbeinige Analyst sprang frustriert aus dem Sessel auf, in dem er gehockt hatte, und zupfte nervös an seinem grauen Haarkranz. Ruth Robbins war eine Hauptstütze seines Teams gewesen; der Verlust traf vor allem Oakeshott, und auf einer elementaren, fast kindlichen Ebene ärgerte er sich darüber, dass Garrison seine Tragödie für sich reklamierte.
Garrison wandte sich ihm zu wie ein Stier, der mit den Hufen scharrt, bevor er zum Angriff übergeht. »Du weißt gottverdammt genau …«
»Wer ermordet worden ist, klar.« Oakeshott ließ sich nicht einschüchtern. »Aber von wem, wie, warum …«
»Mach die Sache nicht unnötig kompliziert« knurrte Garrison. »Belknap hat offenbar durchgedreht.«
»Vor Kummer wegen der Entführung seines Freundes, meinst du?« Oakeshott schlang Spinnenarme um seinen schmalbrüstigen Oberkörper.
»Nein, er ist scharf auf Rache, denke ich«, sagte Garrison irritiert, weil ihn die Unterbrechung ärgerte. »Und er befindet sich auf einem gottverdammten weltweiten Rachefeldzug. In seinem Wahn bringt der Hundesohn jeden um, der seiner Ansicht nach etwas mit Rineharts Entführung zu tun hatte. Von der jungen Italienerin bis zur armen Ruth Robbins. Jesus! Wer ist vor diesem Schweinehund noch sicher?«
Oakeshott sah beunruhigt und zweifelnd aus, aber Garrisons Zorn wirkte letzten Endes doch überzeugend. »Nicht du«, stellte der Analyst fest.
»Der Drecksack soll’s bloß versuchen!«, blaffte Garrison.
Gareth Drucker sah die beiden an, trommelte ungeduldig mit den Fingern auf der Schreibtischplatte. »Wir müssen Vermutungen und Fakten auseinanderhalten«, sagte er. Auf seiner Stirn pochte eine Ader. »Die Ermittler sind noch dabei, die Bänder der Überwachungskameras an den Parkeingängen auszuwerten. Das dauert seine Zeit …«
»Zeit, die wir nicht erübrigen können«, protestierte Garrison.
»Scheiße«, sagte der D.O., was Zustimmung signalisieren sollte. »Meiner Ansicht nach haben wir genug in der Hand, um ein Rückholteam zu aktivieren. Ich will, dass er hergebracht und mit dem nötigen Nachdruck vernommen wird. Aber er muss am Leben
und vernehmungsfähig bleiben, ist das klar? Weil alles genau nach Vorschrift ablaufen muss.«
»Wegen der gottverdammten Kirk-Kommission«, sagte Garrison. »Als ob ich das nicht wüsste!«
Drucker nickte. »Wir halten uns streng an die Vorschriften. Seit diese Untersuchung läuft, sind rüde Vernehmungsmethoden vom Tisch. Alles streng nach Vorschrift! Verhaltet euch so, als könnte alles ins Senatsprotokoll gelangen, denn wer weiß, ob …«
»Operations ist nicht meine Abteilung, also geht mich das eigentlich nichts an«, sagte Oakeshott. »Aber ihr wisst hoffentlich, dass viele der Jungs großen Respekt vor Castor haben.«
»Was soll das heißen?«, fragte Drucker scharf. »Willst du etwa behaupten, unsere Leute würden einen offiziellen Befehl missachten?«
»Weil sie nicht wissen, was er alles angestellt hat«, ergänzte Oakeshott.
Drucker schüttelte energisch den Kopf. »Ausgeschlossen! Diese gottverdammte Show steht weiter unter meiner Leitung.«
»Ich sage nur, dass ihr vorsichtig sein solltet«, fuhr Oakeshott fort. »Er hat hier Freunde. Freunde geben einander Tipps. Vielleicht warnen sie ihn sogar. Für viele der jüngeren Leute – vor allem für die – ist er ein gottverdammter Volksheld.« Er sah Drucker an. »Und du bist bloß der Sheriff.« Er hob besänftigend seine langfingrigen Hände. »Ich sage nur, dass ihr den disziplinarischen Aspekt nicht außer Acht lassen dürft.«
»Wieder etwas, das ich nicht brauchen kann, solange diese gottverdammte Untersuchung läuft.« Der Director of Operations starrte missmutig ins Leere. »Glaubst du, dass einer seiner Freunde die Kommission informieren könnte?«
»Das will ich nicht
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