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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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ruhig.
    Ich wäre auch ruhig, wenn ich mit einer Maschinenpistole auf einen Mann zielen würde, dessen Pistole in seiner Tasche steckt.
    »Nicht nötig«, wehrte Belknap ab. »Als Kollege muss ich zugeben, dass ihr bisher klasse gearbeitet habt. Aber wenn ich einen Abschlussbericht schreiben müsste, würde ich die Munitionsfrage anschneiden. Hotelwände sind berüchtigt dünn. Ich vermute, dass ihr normale NATO-Munition benützt. Da kann jedes Geschoss ein halbes Dutzend Wände durchschlagen. Sind diese Dinger auf Dauerfeuer eingestellt? Oder Einzelfeuer?«
    Die beiden Agenten wechselten einen Blick. »Dauerfeuer«, sagte der Schwarze.
    »Oh, das ist nicht gut.« Eine schwache Stelle. Der Mann war auf ihn eingegangen. Die beiden strahlten das berechtigte Selbstvertrauen aus, das ihnen überwältigende Feuerkraft verlieh. Belknaps einzige Hoffnung bestand darin, eine Möglichkeit zu finden, diese Selbstsicherheit zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen. »Ihr hättet die Durchschlagskraft berücksichtigen müssen.«
    »Hinlegen, sonst schieße ich.« Der Schwarze sprach wie jemand, der schon genügend Leute erschossen hatte, um darin kaum mehr als eine kleine Unannehmlichkeit zu sehen. Andererseits hinderte sein Stolz ihn daran, die MP auf Einzelfeuer umzustellen; er wollte vor seinem Kollegen nicht das Gesicht verlieren.
    Ein SZP-Rückholteam. Belknap wusste, dass seine Überlebenschancen am größten waren, wenn er sich ergab. Aber solche Rückholaktionen endeten nicht mit Gerichtsverfahren oder Pressemeldungen. Ließ er sich«zurückholen«, musste er damit rechnen, für unbestimmbar viele Jahre in einem Geheimgefängnis in Virginia oder in einem »schwarzen« Gefängnis im dünn besiedelten Ostpolen zu sitzen. Aber er schätzte sein Überleben nicht so hoch ein, und hielt das für keine attraktive Option.
    »Erstens ist es höchst verantwortungslos, in einer Umgebung, in der es von unbeteiligten Zivilisten wimmelt, Dauerfeuer zu schießen«, sagte Belknap im Tonfall eines Ausbilders. »Als ich in dieser Branche angefangen habe, habt ihr beiden noch in den
Windeln gelegen, also hört auf die Stimme der Erfahrung. Dauerfeuer gegen eine Zimmerwand in Trockenbauweise? Da schreibt der Abschlussbericht sich praktisch von selbst. Ein typischer Anfängerfehler: Bei solchen Einsätzen braucht man einen feinen Haarpinsel, keine gottverdammte Farbwalze.« Während er sprach, trat er ans Fenster. »Also nehmt einen guten Rat von mir an. Was wir hier haben, ist ein Fenster.«
    Der Mann mit philippinischem Einschlag kicherte hämisch. »Oh, das haben Sie auch schon gemerkt. Aber draußen in der Luft sind keine Hotelgäste unterwegs, oder?«
    »Wer zum Teufel hat euch ausgebildet?«, fragte Belknap scharf. »Doch hoffentlich nicht ich? Nein, eure hässlichen Visagen würde ich wiedererkennen, denke ich. Also gut, bevor ihr versuchen müsst, Will Garrison zu erklären, wieso zwei mit Maschinenpistolen bewaffnete Kerle eine Rückholaktion mit der Erschießung eines unbewaffneten Mannes beendeten …« Er verband die Lüge geschickt mit einem Namen, den sie kennen würden. »… was sicher kein optimales Ergebnis ist, will ich euch eine Frage stellen: Wie weit kann eine Neunmillimeterkugel fliegen?«
    »Wir sind nicht Ihre gottverdammten Schüler«, knurrte der größere Agent.
    »Kommt sie aus einer Hochgeschwindigkeitswaffe, wie ihr sie habt, sind über drei Kilometer möglich. Auch wenn ihr kurze Feuerstöße zu drei Schuss abgebt, müsst ihr berücksichtigen, dass das dritte Geschoss durch die dünnere Luft fliegt, die seine Vorgänger zurückgelassen haben. Okay, sehen wir uns mal an, wohin die normale Flugbahn führen würde.« Er kehrte ihnen den Rücken zu und öffnete die auf einen schmalen Balkon hinausführende wandhohe Schiebetür.
    »He, Denny«, sagte der wohlgenährte Halb-Filipino, »ich weiß, was ich im Abschlussbericht schreibe. Zielperson wurde liquidiert, weil sie ’ne gottverdammte Nervensäge war.«
    Belknap ignorierte ihn. »Wie ihr vermutlich bemerkt habt, befinden wir uns in einem ziemlich dicht bebauten und bevölkerten Gebiet.« Er deutete auf ein jenseits des Highways aufragendes Bürogebäude aus Glas und Stahl, aber seine eigene Aufmerksamkeit galt dem großen Swimmingpool, auf den der Balkon hinausführte. Eine hohe Rhododendronhecke schirmte ihn gegen die Straße ab.
    Der Schwarze ging lässig grinsend in die Hocke, wobei er weiter auf Belknaps Oberkörper zielte – jetzt allerdings mit schräg

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