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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gehaltener Waffe. »So leicht lässt der Schusswinkel sich ändern, stimmt’s? Sie reden wirklich nur Stuss.«
    »Sie hätten sich genauer umsehen sollen«, sagte Belknap unbeirrbar. »Sie hätten tun sollen, was ich jetzt tue.« Er trat auf den Balkon hinaus und schätzte die waagrechte Entfernung bis zum Beckenrand ab.
    »Der Scheißer glaubt, dass er uns endlos hinhalten kann«, sagte der zweite Agent mit hässlichem Lachen.
    »Ich versuche nur, euch Jungs ein paar gute Tipps zu geben», fuhr Belknap fort. »Wollten Sie wirklich aus dieser Position wie im Reisfeld kauernd schießen, Denny, müsste die Zielperson im Idealfall höher als Sie stehen.« Wie um das zu demonstrieren, kehrte Belknap den Agenten erneut den Rücken zu und sprang auf das fast eineinviertel Meter hohe Balkongeländer, dessen Höhe bestimmt den Kinderschutzrichtlinien entsprach. Und wie steht’s mit der Sicherheit flüchtender Erwachsener? Ohne erst zu versuchen, lange das Gleichgewicht zu halten, stieß er sich mit der ganzen Kraft seiner Beine ab und machte einen gewaltigen Satz ins Leere.
    Er hörte einen Feuerstoß, als heule eine Kettensäge kurz auf: Dauerfeuer bedeutet achthundert Schuss in der Minute, nur knapp über zwei Sekunden für ein Magazin mit dreißig Schuss. Hörst du den Feuerstoß, hat er dich verfehlt. Auf diesen Abgang waren sie nicht gefasst gewesen, und ihre Überraschung hatte ihre Reaktion um entscheidende Zehntelsekunden verzögert.
    Belknap fiel rasend schnell, aber im freien Fall hatte er das Gefühl, sich nicht zu bewegen, während der Erdboden ihm entgegenraste. Er hatte ungefähr drei Sekunden Zeit, um die richtige Haltung einzunehmen: seinen Körper zu strecken, um die Oberflächenspannung zu durchbrechen. Aus solcher Höhe versuchte man keinen Kopfsprung. Für einen Blick senkrecht nach unten reichte die Zeit nicht: Hatte er sich verrechnet und würde auf dem Beckenrand aufschlagen, ließ sich das ohnehin nicht mehr ändern. Er musste davon ausgehen, dass er wie beabsichtigt das tiefe Ende des Beckens treffen würde. Für einen aus zwanzig Meter Höhe fallenden Körper war Wasser kein weiches, nachgiebiges Medium. Es war hart und unnachgiebig, und je größer die Berührungsfläche seines Körpers mit dem Wasser war, desto schlimmer würde es ihn treffen. In der Ausbildung hatte er die Grundgleichung gelernt: Formwiderstand mal Wasserdichte mal Geschwindigkeit im Quadrat. Als ob man einen Schlag mit einem Kantholz auf die Fußsohlen bekäme  – so hatte ein professioneller Klippenspringer das Gefühl einmal beschrieben. Beim Eintauchen würde er über sechzig Stundenkilometer schnell sein. Das Problem ist nicht das Fallen, hatte der interviewte Profispringer gesagt , sondern das Anhalten.
    An seiner Geschwindigkeit konnte Belknap so wenig ändern wie an der Tatsache, dass Wasser achthundertmal dichter als Luft war. Verändern konnte er lediglich seinen Formwiderstand – indem er die Füße zusammennahm, die Zehenspitzen streckte und die Arme mit zusammengelegten Handflächen hochreckte. Sein Blick streifte die Autos auf dem Highway, und obwohl sie mindestens vierzig Meilen fuhren, hatte er den Eindruck, sie schlichen im Schneckentempo, bewegten sich fast überhaupt nicht. Im letzten Augenblick vor dem Eintauchen holte Belknap tief Luft, füllte seine Lungen und machte sich auf etwas gefasst, auf das er unmöglich vorbereitet sein konnte.
    Der Aufprall war wie ein Schlag, der durch seinen Körper lief;
der Schock durchzuckte sein Skelett, sein Rückgrat, alle Sehnen und Gelenke.
    Belknap hatte geglaubt, der Schock werde nie kommen, und doch war er paradoxerweise früher gekommen als erwartet. Obwohl er alles getan hatte, um darauf vorbereitet zu sein, fühlte er sich gänzlich unvorbereitet.
    Der betäubende Schock des Aufpralls klang ab, und ihm wurden andere Empfindungen bewusst: die angenehme Kühle, die seinen ganzen Körper umgab, und die Art und Weise, wie das Wasser ihn jetzt auf dem Weg zum Boden des Pools sanft abbremste, ganz als wolle es den ersten harten Schlag wiedergutmachen. Die Kühle verwandelte sich in Wärme, die sogar unangenehm wurde, und dann wurde dieses Wärmegefühl von zunehmender Atemlosigkeit überlagert.
    In seinem Kopf erklang ein Alarmsignal: Nicht einatmen . Er spürte festen Boden unter den Füßen, sank noch tiefer, stieß sich aus der Kniebeuge ab und schoss an die vier Meter über ihm liegende Oberfläche. Erst als er eine Hand frei vor dem Gesicht bewegen konnte, was

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