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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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wurden an dem Gedränge aus zurückgewiesenen Gästen vorbei eingelassen, aber sie waren die große Ausnahme.
    »Sorry, Miss«, sagte der Mann. »Heute nur für geladene Gäste. Kann Sie nicht einlassen.« Und: »Tut mir leid, Sir. Privatparty. Kein Zutritt.«
    »Aber ich bin drinnen mit einem Freund verabredet«, behaupteten die Abgewiesenen, als würde diese Ausrede nicht jeden Abend ein paar Dutzend Mal vorgebracht.
    Ein knappes Kopfschütteln. »Sorry. Keine Ausnahmen.«
    Eine Wasserstoffblonde in tief ausgeschnittenem Kleid und mit einer nachgemachten Sonnenbrille von Jimmy Choo wühlte in ihrer winzigen schwarzen Handtasche, als wollte sie versuchen, mit einem Trinkgeld reinzukommen. »Nein, danke, Ma’am«, wehrte der Türsteher rechtzeitig ab. Ihre Blondierung war offensichtlich
eine Do-it-yourself-Färbung; ein guter Salon hätte einen natürlicheren Farbton hingekriegt. »Sie müssen bitte weitergehen.«
    Der Mann, der sich Mr. Jones nannte, beobachtete die Szene vor dem Cobra Room eine halbe Stunde lang durch die getönten Scheiben einer Limousine, die schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite parkte. Mr. Smith, sein Partner, hatte den Boden bereits für ihn vorbereitet. Er sah auf seine Armbanduhr. Zu einer schwarzen Feincordhose trug er einen gerippten Baumwollpullover von Helmut Lang, einen Seidenblouson mit Reißverschluss und weiche italienische Slipper. Diese Aufmachung – typisch für die legeren, aber sündteuren Klamotten der hiesigen Prominenz  – würde allein nicht genügen, andererseits auch kein Nachteil sein. Er wies den Chauffeur an, einmal um den Block zu fahren und genau vor dem Cobra Room zu halten. Dann setzte er seine Sonnenbrille von Oakley auf und schlenderte zum Eingang.
    Den weit auseinanderstehenden Augen des Türstehers entging wenig, aber diesmal war die Entscheidung schwer. Plötzlich stürzte die Blondine von vorhin sich auf Mr. Jones.
    »Oh, mein Gott, Sie sind Trevor Avery!«, kreischte sie. »Das muss ich meinen Freundinnen erzählen. Wir lieben Sie alle!« Sie hielt den Mann in dem Helmut-Lang-Pullover fest, umklammerte seine Arme vor Aufregung quietschend. »Warten Sie einen Augenblick! Bitte, oh, bitte!«
    »Ma’am«, sagte der Türsteher warnend.
    »Sehen Sie denn nicht Venice Beach?«, fragte sie ihn und erwähnte damit eine bei Teenagern beliebte Fernsehshow.
    »Nein, das tue ich nicht«, sagte er streng.
    »Bitte, könnten Sie nicht mit meinem Handy ein Foto von uns machen? Das wäre echt cool!«
    Mr. Jones wandte sich an den Türsteher. »Ist mir verdammt peinlich«, murmelte er.
    »Bitte treten Sie ein, Sir«, sagte der Bullige, indem er das Absperrseil an dem Messingständer aushängte und dem neuen Gast
zulächelte. »Und Sie, Ma’am …« Ein eisiger Blick, der Fleisch hätte gefrieren lassen. »… müssen bitte weitergehen. Sofort. Dies ist wie gesagt eine Privatparty.«
    Die Blondine zog mürrisch ab, öffnete dabei ihre kleine Handtasche und betastete zweifellos den Hunderter, den Mr. Smith ihr zugesteckt hatte.
    Mr. Jones war drin. Sobald seine Augen sich an das hier herrschende Halbdunkel gewöhnt hatten, sah er den Baulöwen Eli Little aus L. A. in einer der Nischen sitzen, die mit schwarzem Kunstleder ausgeschlagen waren. Sein weißes Haar leuchtete im Widerschein eines blutroten Lichtbands. Mit an seinem Tisch saßen ein junger Regisseur, der gerade einen Sundance Award gewonnen hatte, einer der Bosse einer großen Filmgesellschaft, ein bekannter Musikmanager und eine Schauspielerin, die im Pay-TV eine eigene Serie hatte. Die Gerüchte, die den Baulöwen mit dem organisierten Verbrechen in Verbindung brachten, machten ihn für die Filmleute, die von allem fasziniert waren, was an die dunkle Seite des Lebens erinnerte, umso anziehender.
    Mr. Jones machte einen freundlichen Eindruck, als er die kleine Lounge durchquerte, um die Zielperson genauer zu betrachten. Der Bauunternehmer, wie immer von einem regelrechten Kordon aus Leibwächtern beschützt, sprach lebhaft gestikulierend und wirkte entspannt und sehr behaglich – wie ein Fisch im seinem eigenen Aquarium.
    Er hatte keine Ahnung, dass soeben ein Hai ins Becken gelangt war.

LOWER MANHATTAN, NEW YORK
    Andrea Bancroft saß in dem Schnellrestaurant bei der dritten Tasse des schwachen Kaffees, der wie Spülwasser schmeckte und widerstrebend aus einer feuerfesten Glaskaraffe nachgeschenkt
wurde. Sie beobachtete unablässig den Gehsteig. Außer dem schwungvollen Logo der Restaurantkette

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