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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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bewies, dass er nicht mehr unter Wasser war, gestattete er sich, keuchend tief Luft zu holen. Keine Zeit! Er stemmte sich aus dem Pool, wälzte sich auf den steinernen Beckenrand.
    Er machte sich nicht die Mühe, zu dem Balkon hinaufzusehen, von dem er gesprungen war. Die beiden Agenten waren für den Nahkampf ausgerüstet. Keiner der beiden war ein Scharfschütze oder hatte ein treffsicheres Gewehr für größere Entfernungen. Und am Swimmingpool hielten sich zu viele Unbeteiligte auf. Feuerstöße aus Maschinenpistolen waren undenkbar.
    Belknap rappelte sich mit größter Anstrengung auf. Sein ganzer Körper unterhalb der Taille schien geprellt zu sein. Seine Muskeln waren so kraftlos, dass er gleich wieder zu Boden ging. Nein! Er würde nicht aufgeben. Ein Adrenalinstoß schoss durch seinen Körper und spannte sämtliche Muskeln, als drehe jemand
die Wirbel einer Geige. Er rannte los – gehen konnte er vielleicht nicht, aber er konnte rennen  – und fand eine kleine Lücke in der Rhododendronhecke. Seine tropfnasse Kleidung war mindestens fünf Kilo schwerer, und er war taub, was er erst merkte, als er beinahe unter ein für ihn geräuschloses Auto geriet: Anscheinend war sein Innenohr voll Wasser gelaufen. Seine Beine waren jetzt Nadelkissen; er konnte den Asphalt unter seinen Füßen nicht spüren, sondern empfand statt physischer Eindrücke, statt taktiler Empfindungen nur stechende Schmerzen, auf die brennende Hitzeimpulse folgten.
    Immerhin war er nicht geschnappt worden. Noch nicht. Er war nicht »zurückgeholt« worden. Die Gegenseite hatte versagt  – bisher.
    Belknap flitzte über den viel befahrenen Highway, wobei er zwei bis drei Sekunden lange Intervalle zwischen Fahrzeugen ausnützte  – wäre er dabei gestolpert oder hätte auch nur eine Sekunde länger gebraucht als erhofft, wäre er unter den nächsten heranrasenden Van geraten –, und trabte auf der anderen Straßenseite weiter.
    In der nächsten Querstraße standen in langer Doppelreihe kleine Einzelhäuser mit angebauter Garage; die meisten waren dunkel, warteten mit herabgelassenen Jalousien darauf, dass ihre Besitzer von der Arbeit kamen. Belknap verschwand durch eine nicht abgesperrte Seitentür in einer Garage und streckte sich hinter einem Reifenstapel aus. Seine Augen gewöhnten sich ans Halbdunkel, und er erkannte die statuenhaften Silhouetten aller möglichen benzingetriebenen Gartengeräte: ein Laubgebläse, ein Häcksler, eine Bodenfräse, an deren Zinken angetrocknete Erde klebte. Beweise für nie sehr dauerhafte Begeisterung. Diese Spielsachen waren zweifellos nach gründlichen Informationen und Preisvergleichen gekauft, ein paarmal benützt und dann abgestellt worden, um Staub anzusammeln. Er nahm die vertrauten Gerüche von Motorenöl und Reifengummi wahr und
versuchte, es sich bequem zu machen. Hier konnte er bleiben, bis seine Sachen wieder trocken waren.
    In der Umgebung gab es zu viele mögliche Verstecke für ihn, um das Rückholteam an Ort und Stelle zu belassen – vor allem nach dem Feuerstoß und dem unliebsamen Aufsehen, das erregt worden war. Das Team würde sich bis zur nächsten Meldung, er sei gesichtet worden, wieder verteilen. Belknap brauchte nichts anderes zu tun, als ein paar Stunden lang still dazuliegen, ohne einen anderen Gefährten als die Schmerzen zu haben, die heftigen Ganzkörperzahnschmerzen glichen. Wenigstens hatte er sich nichts gezerrt, nichts gebrochen. Die Zeit würde seine Prellungen vergehen lassen. Belknap dachte darüber nach, was geschehen war. Er wusste, dass die körperlichen Schmerzen durch etwas ersetzt werden würden, das sich stets als ebenso schlimm erwiesen hatte: Wut.

Kapitel sechzehn

LOS ANGELES
    »Tut mir leid, Sir«, sagte der bullige Mann in Schwarz, der hinter den geflochtenen roten Absperrseilen vor dem ultrahippen Nachtclub am Sunset Boulevard in der Nähe der Larrabee Street stand. Er fungierte als Türsteher und Rausschmeißer zugleich. »Heute Abend findet eine Privatparty statt.«
    Der Cobra Room war er exklusivste Club in L.A., und dieser Mann hatte dafür zu sorgen, dass er das blieb. Seine Stammgäste waren die Reichen und Berühmten. Die Anwesenheit von Gaffern, Schmarotzern und Möchtegerns hätte ihnen den Club bald verleidet. So verbrachte der bullige Türsteher den größten Teil des Abends damit, unnachgiebig höflich Variationen der Standardformel zu wiederholen: eine Privatparty, kein Zutritt. Nur Leute, die vor seinem prüfenden Blick bestanden,

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