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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Greengrove Diner und der innen an die Tür geklebten laminierten Speisekarte hielt nichts den Blick durchs Glas nach draußen auf. Dies war kein Lokal, das sie für ein privates Gespräch unter vier Augen gewählt hätte, aber Belknap hatte seine eigenen Methoden.
    Sie war durcheinander; das ließ sich nicht leugnen. Sie war in eine fremde Welt geraten. Eine Welt aus Ränken und Fallen, in der Schusswaffen lässig gezogen und lässig benützt wurden. Eine Welt, in der ein Leben wenig Wert hatte und Wahrheiten kostbar waren. Sie merkte, dass sie die Kaffeetasse so fest umklammerte, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich selbst. Reiß dich zusammen . Dies war Belknaps Welt, und er verstand sich darauf, in ihr zurechtzukommen. Ihre Welt war es nicht.
    Oder vielleicht doch?
    Angst und Zweifel brandeten gegen sie an wie Wogen gegen eine Pier. Durfte sie Belknap trauen? Konnte sie’s sich leisten, das nicht zu tun? Sie erinnerte sich daran, wie er sich zwischen sie und den Mann mit der Pistole gestellt und sie durch Worte und Taten gerettet hatte. Andererseits war er der Mann, auf den sie Jagd machten – und wie kam das? Seine verstörend vagen Antworten waren auf die Behauptung hinausgelaufen, er sei reingelegt worden. Aber das behaupteten Verdächtige immer, oder etwa nicht? Sie hatte eigentlich keinen Grund, ihm zu glauben. Aus unerfindlichem Grund tat sie’s trotzdem.
    Und was war mit Paul Bancroft? Konnte die Stiftung wirklich etwas mit der Entführung zu tun haben, von der Belknap ständig sprach? Paul hatte ihr versichert, die Gruppe Theta existiere allein zu dem Zweck, Gutes zu tun. Auch ihm glaubte sie.
    »Mich wundert, dass Sie gekommen sind.« Das war Belknaps Stimme.
    Sie drehte sich danach um und stellte fest, dass er neben ihr
auf die Bank in der Sitznische geschlüpft war. »Nach all dem Spaß, den wir miteinander gehabt haben, meinen Sie?« Das war sarkastisch gemeint, aber irgendwie klang es nicht recht überzeugend.
    »Nennen sie es, wie Sie wollen.« Er zuckte mit den Schultern. »Wie lange sitzen Sie hier schon beim Kaffee?«
    »Kaffee? Fast zu viel Ehre für dieses Gesöff.« Sie trank noch einen kleinen Schluck. »Ich habe Sie nicht reinkommen gesehen.«
    Belknap nickte zu einer Tür mit der Aufschrift Nur für Personal im rückwärtigen Teil des Restaurants hinüber. »Ich hoffe, dass mich auch sonst niemand gesehen hat.« Das klang gleichmütig, fast blasiert, aber Andrea merkte ihm seine Nervosität trotzdem an; sein Blick glitt durch den Raum, suchte den Gehsteig vor dem Restaurant ab, streifte die Tische und Sitznischen im Greengrove . Gott sieht den kleinen Spatz fallen  – an diese Zeile aus einem alten Spiritual musste sie dabei denken. Sie konnte sich vorstellen, dass auch Belknap den kleinen Spatz fallen sehen würde.
    »Was sich im Hotel abgespielt hat … tut mir leid, aber ich kann’s nicht mal andeutungsweise begreifen.« Sie hätte am liebsten hinzugefügt: Gott sei Dank, dass Ihnen nichts passiert ist, aber dann tat sie’s doch nicht. Sie wusste nicht, weshalb.
    »Das Zimmer im Marriott habe ich unter einem bewährten Decknamen genommen«, antwortete Belknap mit seiner tiefen, leicht heiseren Stimme. Er trug ein olivgrünes Polohemd, unter dem sich seine harten Muskeln abzeichneten. »Er schützt einen vor Feinden, die von draußen kommen – aber nicht vor Feinden im eigenen Dienst. Das war ein offizielles Rückholteam von Consular Operations.«
    Ein weiterer Schluck von dem lauwarmen, geschmacklosen Gesöff. »Dieser Kerl in der Hotelküche. Ich dachte wirklich, er würde mich erschießen. Leute wie er …« Andrea schüttelte den Kopf.
    »Er war ein SZP-Agent. Sonderzugangsprojekte gehen weit über die üblichen Geheimhaltungsklassen hinaus. SZP bedeutet, dass nur die unmittelbar Beteiligten eingeweiht sind. Von manchen Einsätzen wissen nur fünf bis sechs Personen innerhalb der Regierung.«
    »Immer auch der Präsident?«
    »Manchmal ja, manchmal nein.«
    »So sehen also die schießwütigen Bestien aus, mit denen Sie’s zu tun haben. Ich fange allmählich an, Mitlied mit Ihnen zu haben, glaube ich.«
    Belknap schüttelte den Kopf. »Vielleicht lieber nicht. Sie haben ein paar SZP-Bestien in Aktion gesehen und waren entsetzt.«
    »Da haben Sie verdammt recht«, sagte sie scharf.
    »Andererseits ist’s eine Tatsache, dass ich selbst zu diesen Kerlen gehöre. Nur im Augenblick nicht.«
    »Aber …«
    »Es ist besser, wenn Sie

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