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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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genau wissen, was ich bin. Ich habe getan, was diese Leute gemacht haben. Ich hätte einer von ihnen sein können.«
    »Das wirft eine logische Frage auf: Ihre eigenen Kollegen trauen Ihnen nicht. Weshalb zum Teufel sollte ich’s dann tun?«
    »Ich habe nie gesagt, dass sie mir nicht trauen.« Seine schiefergrauen Augen sahen sie fast treuherzig an. »Sie hatten den Auftrag, mich an Händen und Füßen gefesselt in einen Käfig zu werfen. Das bedeutet nicht, dass sie mich für unzuverlässig halten. Aus ihrer Sicht kann ich genauso gut zu vertrauenswürdig sein. Das sind nicht die Leute, die Entscheidungen treffen; sie führen nur die Entscheidungen anderer aus. Ich nehme ihnen nichts übel. Ich bin wie gesagt einer von ihnen gewesen. Der einzige Unterschied ist, dass ich die Zielperson wahrscheinlich allein aufgespürt hätte. Wahrscheinlich hätte ich sie auch allein gefangen genommen. Bei mir hätte alles besser geklappt.«
    »Aufgespürt?«
    »Das ist mein Beruf, Andrea. Ich finde Leute. Meistens Leute, die nicht gefunden werden wollen.«
    »Sind Sie darin gut?«
    »Wahrscheinlich der Beste«, sagte er. Das klang nicht angeberhaft. Er hätte genauso gut seine Körpergröße oder sein Geburtsdatum nennen können.
    »Und Ihre Kollegen teilen Ihre Einschätzung?«
    Er nickte. »Sie nennen mich den Spürhund. Das ist wie gesagt mein Beruf.«
    Ein Schwall von billigem Drugstoreduft kündigte die Bedienung an. Sie war rotblond und schlank bis auf ihre prallen melonenschweren Brüste; die Bluse ihrer Greengrove-Uniform stand bis zum dritten Knopf offen. »Was darf ’s sein?«, fragte sie ihn.
    »Ist Benny hinten?«
    »Jo.«
    »Fragen Sie ihn, ob er mir seinen mit Mascarpone gefüllten französischen Toast macht«, sagte Belknap.
    »Oh, der ist fantastisch«, rief sie schrill. »Den hab ich auch schon probiert. Ich frag ihn, okay?«
    »Tun Sie das.« Belknap blinzelte ihr zu. »Wir hätten gern zwei.« Dann fügte er mit leiser Stimme etwas hinzu. Andrea bekam nicht alles mit – irgendetwas über einen Kerl, dem er nicht begegnen wollte, und dass sie ihm damit einen großen Gefallen täte.
    »Keine Angst, ich passe auf«, versprach die Bedienung ihm mit verschwörerischem Blinzeln ebenso leise. Ihre korallenrote Zungenspitze erschien in einem Mundwinkel wie eine Rosenknospe aus Zuckerguss auf einem Törtchen.
    »Sie verstehen es, sich Freunde zu machen«, sagte Andrea und war überrascht, dass ihr Tonfall leicht gereizt klang. Sie war doch nicht etwa eifersüchtig, oder?
    »Wir haben nicht viel Zeit!«, sagte Belknap. Er sah der Bedienung nach, als sie davonging, aber als er sich Andrea zuwandte,
war er wieder geschäftsmäßig nüchtern. Aus irgendeinem Grund fühlte Andrea sich enttäuscht. Sie berichtete halblaut von ihren Erlebnissen des Vortags. Der muskulöse Agent hörte ausdruckslos zu. Erst als sie von ihrem Anruf in Dubai erzählte, zog er die Augenbrauen hoch.
    »Wie erklären Sie sich das?«, fragte Andrea. »Was beweist mir, dass Sie mir keinen Scheiß erzählt haben?«
    »Das Gespräch kann umgeleitet worden sein. Hat man Zugang zu den ISDN-Computern, dauert das nur dreißig Sekunden. Wie viel Zeit ist zwischen dem Augenblick, in dem Sie die Telefonnummer genannt haben, und dem Anruf vergangen?«
    »Mehr als eine halbe Minute«, gab Andrea zu. »Jesus, ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich habe noch immer keine besseren Gründe, Ihre Geschichte für glaubwürdig zu halten.«
    »Sie ist aber wahr.«
    »Das sagen Sie.« Andrea ließ den Kopf sinken und starrte in ihre Kaffeetasse, als versuche sie, darin Aufschluss zu erhalten. »Und was sie mir von meiner Mutter erzählt haben – das klingt völlig plausibel. Glaubwürdiger als all die anderen Geschichten, wenn man’s vernünftig betrachtet. Was ist, wenn er recht hat und ich nur Phantomen nachjage? Ich weiß nicht mal, wieso ich hier mit Ihnen zusammensitze.«
    Todd Belknap nickte. »Das sollten Sie nicht. Vernünftig betrachtet.«
    »Sie stimmen mir also zu?«
    »Man hat Ihnen vernünftige, plausible, schlüssige Erklärungen gegeben. Was hält Sie davon ab, sie für bare Münze zu nehmen? Glauben Sie einfach, was man Ihnen erzählt hat, und leben Sie glücklich und zufrieden. Kaufen Sie sich das Loft in Tribeca, von dem Sie mir erzählt haben. Sie sollten in diesem Augenblick mit einer Innenarchitektin über Teppiche und Vorhangmuster reden. Stattdessen reden Sie mit mir.« Er beugte sich nach vorn. »Worauf führen Sie das zurück?«
    Andrea

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