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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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er davonfuhr, bis sie nur mehr stecknadelkopfgroß und schließlich nur noch eine Erinnerung waren.

Kapitel siebzehn
    Todd Belknap befand sich in dreißigtausend Fuß Höhe über dem Atlantik, aber vor seinem inneren Auge hatte er immer wieder Andrea Bancroft, wie er sie am Fenster ihres Motelzimmers stehend gesehen hatte. Sehr wahrscheinlich, das wusste er, würden sie sich nie wiedersehen. Dies würde sich als weitere flüchtige Begegnung in einem Leben voller flüchtiger Begegnungen erweisen – wenn auch stürmischer als die meisten. Er war aus dem Motel weggefahren und hatte die Autofenster absichtlich geschlossen gelassen. Im Wageninneren hielt sich noch ein Hauch ihres leichten, herben Parfüms, das nicht gleich durch frische Nachtluft verdrängt werden sollte. Es hinderte seine unerklärliche Niedergeschlagenheit daran, ganz von ihm Besitz zu ergreifen. Er war sich undeutlich bewusst, dass er unpassende und unerwiderte Gefühle für Andrea Bancroft zu empfinden begann. Das waren keine Gefühle, die er willkommen hieß; zu viele Menschen, die er in sein Leben ließ, hatten den Tod gefunden. Gewalt war seine ständige Begleiterin gewesen und hatte mit unfehlbarem Sadismus die erledigt, die seinem Herzen am nächsten standen. Er glaubte, Yvettes Stimme wie ein fernes Echo zu hören: Wo es Schönheit gibt, findet man den Tod.
    Andrea hatte ihn gefragt, ob er Angst kenne; in diesem Augenblick hatte er Angst um sie.
    Der Schlaf, der ihn schließlich überwältigte, war wenig erholsam. Aus seinem Unterbewusstsein tauchten Bilder auf: anfangs schemenhaft wie Gespenster, dann solid wie Echtzeiterlebnisse. Er war wieder in Calí und erlebte etwas, das sich vor einem halben
Jahrzehnt ereignet hatte, als geschehe es in diesem Augenblick. Die Geräusche, die Bilder, die Gerüche. Die Angst.
    Der Auftrag lautete, einen Lastwagen abzufangen, der Waffen zu einem Kartell kolumbianischer Narko-Terroristen bringen sollte. Aber das Unternehmen war verraten worden. Offenbar hatte einer ihrer Informanten für beide Seiten gearbeitet. Hinter der Bordwand des Lastwagens tauchten Männer mit vor der Brust gekreuzten Patronengurten mit 7,62-mm-Stahlmantelgeschossen auf und deckten die im Hinterhalt liegenden Amerikaner mit einem Feuerhagel ein. Darauf war keiner von ihnen vorbereitet gewesen. Belknap hatte in einer gewöhnlichen, ungepanzerten Limousine auf der Lauer gelegen … und jetzt wurde der Wagen von Feuerstößen aus Sturmgewehren durchlöchert!
    Dann hörte Belknap irgendwo hinter sich den charakteristischen Schussknall eines Scharfschützengewehrs mit langem Lauf. In Abständen von ungefähr zwei Sekunden folgten weitere Knalle, und der Feuerhagel aus automatischen Waffen versiegte. Ein Blick in seinen halb zersplitterten Rückspiegel zeigte ihm, was geschehen war: Die vier kolumbianischen Söldner hingen tot über der Bordwand des Lastwagens. Vier Bewaffnete, alle noch mit Patronengurten über der Brust. Mit vier Kopfschüssen erledigt.
    Nie war ihm Stille so willkommen gewesen.
    Belknap verrenkte sich den Hals, um die Stelle am Straßenrand sehen zu können, von der aus die Schüsse gefallen waren. Vor dem dunkler werdenden Himmel hob sich eine hagere, fast grotesk lange Gestalt ab, die ein Gewehr mit Zielfernrohr in der Hand hielt. Um den Hals hatte sie ein Fernglas hängen.
    Pollux.
    Er kam mit langen Schritten näher, erfasste die Lage mit einem raschen Blick und wandte sich dann seinem Freund zu.
    »Ich muss sagen, dass mir das Herz bis zum Hals schlägt«, erklärte Rinehart ihm.
    »Stell dir vor, wie mir zumute ist«, sagte Belknap, ohne sich seiner Dankbarkeit zu schämen.
    »Du hast sie auch gesehen, was? Erstaunlich, nicht wahr? Eine Blauflügel-Bergtangare. Ich bin mir ganz sicher – der schwarze Kopf, der kurze Schnabel, das unglaubliche Blau der Flügeldecken. Ganz kurz habe ich sogar ihre orangerote Brust gesehen.« Er streckte eine Hand aus, um Belknap aussteigen zu helfen. »Du machst ein skeptisches Gesicht, mein Freund. Nun, ich würde sie dir zeigen, wenn unsere kolumbianischen Freunde nicht solchen Krach gemacht hätten. Ich schwöre dir, sie haben alle Tangaren in weitem Umkreis aufgescheucht. Was haben sie sich bloß dabei gedacht?«
    Belknap musste unwillkürlich lächeln. »Was tust du überhaupt hier, Jared?«
    Später hatte Belknap sich zusammengereimt, wie alles abgelaufen war: Das B-Team des Unternehmens hatte sich verfahren und die Verzögerung der Station in Calí gemeldet. Rinehart, der

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