Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)
Ihre eigene Kreditkartennummer angegeben.«
»O Gott, daran hab ich nicht gedacht!«
»Verdammt«, sagte Belknap unwillig. »Das hatten wir doch alles schon mal. Können Sie nicht wenigstens Ihren gesunden Menschenverstand gebrauchen?«
Andrea rieb sich ihre Schläfen mit den Zeigefingern. »Ich sitze bei jemandem im Auto, der womöglich ein gefährlicher Staatsfeind ist, nach dem Regierungsbehörden fahnden. Wo genau setzt da gesunder Menschenverstand ein?«
»Kein Wort mehr.« Belknaps Stimme grollte wie ein Kontrabass.
»Und das patriarchalische Schweigegebot missachten? Niemals.«
»Soll ich halten, damit wir die Sache ausdiskutieren können? Sorry, keine Zeit. Sie müssen leider mit mir vorlieb nehmen. Jemand wie Simone de Beauvoir läge bestimmt eher auf Ihrer Wellenlänge, aber sie steht nicht zur Verfügung, fürchte ich.«
»Simone de Beauvoir?«
»Sie war …«
»Ich weiß, wer sie war. Mich überrascht nur, dass Sie sie kennen.«
»Wissen Sie, wenn ich nicht gerade nochmals das Handbuch meiner SIG-Sauer durchlese …« Er zuckte mit seinen massigen Schultern.
»Ja, ja, schon gut. Hören Sie, ich … ach, hol’s der Teufel, ich weiß gar nichts mehr.«
»Das erste wahre Wort, das Sie in letzter Zeit gesagt haben.« Er griff an seinen Hosenbund und zog einen länglichen Gegenstand heraus. Andrea zuckte zusammen. Er betrachtete sie amüsiert. Der Gegenstand war ein Mobiltelefon, das merkte sie jetzt.
Todd Belknap tippte die Nummer des Clear Creek Inn ein. »Ich rufe im Auftrag von Ms Parry an«, sagte er mit einer Stimme, die irgendwie servil, fast feminin klang. »Sie hat mich gebeten, Sie wissen zu lassen, dass sie aufgehalten worden ist und erst ziemlich spät kommen wird. Sicher nicht vor ein Uhr morgens. Halten Sie ihr das reservierte Zimmer bitte trotzdem frei? Ja? Vielen Dank.« Er klappte das Handy wieder zu.
Sie wollte ihn nach dem Grund für diesen Anruf fragen, erkannte dann aber, wozu er gut gewesen war: War jemand dort stationiert, um sie zu überwachen, war es besser, wenn er an einem Ort blieb, an dem sie ganz bestimmt nicht sein würde.
»Zuhören und lernen, okay?«
Andrea schüttelte unglücklich den Kopf. »Ich weiß, dass ich
mich an dergleichen Dinge gewöhnen muss. Aber ich wollte bei Gott, ich müsste es nicht tun.«
Der Blick, mit dem Belknap sie bedachte, war fast mitleidig. Dann wechselte der Mercury plötzlich die Spur, und sie nahmen die nächste Ausfahrt, an der ein schäbig aussehendes Motel stand. Belknap wandte sich ihr zu. Die Halogenstrahler zeigten ihr an der Motelfassade sein energisches Kinn und die markanten Gesichtszüge, seine breite Brust und die schwieligen Hände, seine kalten Augen, die sie meistens kaum wahrnahmen – und wenn überhaupt nur als praktisches Werkzeug für eigene Ermittlungen. »Hier schlafen Sie heute Nacht.«
»Wenn ich Flöhe bekomme …«
»Flöhe kann man wieder loswerden. Einschusslöcher nicht so leicht.«
Er begleitete sie zu der langen Resopaltheke, hinter der ein Inder auf einem Fußschemel stand.
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte der Mann mit mehr als nur schwachem Hindi-Akzent.
»Eine Nacht«, sagte Belknap.
»Kein Problem.«
»Großartig«, sagte Belknap. Er sprach rasch weiter. »Mein Name ist Boldizsar Csikszentmihalyi. Ich buchstabiere: B-o-l-d-i-z-s-a-r C-s-i-k-s-z-e-n-t-m-i-h-a-l-y-i.«
Der Motelangestellte hörte nach einigen Buchstaben zu schreiben auf. »Entschuldigung, aber ich habe Ihren Namen nicht ganz …«
Belknap grinste verständnisvoll. »Den kriegt nie jemand richtig mit. Ein ungarischer Name, fürchte ich. Passen Sie auf, ich schreibe ihn am besten selbst. Das bin ich gewöhnt, wissen Sie.«
Der Angestellte überließ ihm widerstrebend das Gästebuch. Belknap trug schwungvoll seinen angeblichen Namen ein. »Zimmer dreiundvierzig?« Das war einer der Schlüssel, die hinter dem Mann am Schlüsselbrett hingen.
»Gewiss, aber ich kann …«
»Keine Sorge«, unterbrach Belknap ihn. »Ich habe selbst mal ein Hotel geführt.« Er tat so, als werfe er einen Blick in das Ausweisfach seiner Geldbörse, bevor er eine erfundene Führerscheinnummer in das entsprechende Kästchen schrieb. Fast ohne den Kugelschreiber vom Papier zu nehmen, trug er ihre Ankunftszeit, die Anzahl der Gäste in Zimmer 43 und irgendeine Kreditkartennummer ein. Dann schob er das Gästebuch mit unbekümmertem Blinzeln wieder zu dem Inder hinüber. »Die Eintragungen sind überall gleich.«
»Das sehe ich«, sagte
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